Witten. . An der Rudolf-Steiner-Schule können Lehrer günstig E-Bikes leasen. Die Mitarbeiter sind begeistert. Einer hat sogar sein Auto abgeschafft.

Langsam wird es eng bei den Fahrradständern vor der Rudolf-Steiner-Schule. Eine kleine Flotte E-Bikes steht in der Nachmittagssonne und wartet auf den Schulschluss. Seit vier Monaten können Lehrer und Mitarbeiter über die Schule E-Bikes leasen – und damit etwas Gutes für sich und die Umwelt tun.

„Als Autofahrer kommt man oft noch müde bei der Arbeit an“, sagt Antje Lehment. Nach einer morgendlichen Fahrt mit ihrem E-Bike sei sie dagegen erfrischt und munter. Lehment hat vor ein paar Monaten den Stein ins Rollen gebracht. Die Mitarbeiterin des Schulbüros setzte sich mit Leasing-Unternehmen in Verbindung und organisierte Infoabende. Im Dezember trudelten dann die ersten Räder ein.

Mitarbeiter suchen sich Wunschräder aus

Das Konzept ist einfach. Die Schule schließt mit dem Leasing-Unternehmen einen Rahmenvertrag ab. Die Mitarbeiter suchen sich selbst ihre Wunschräder aus. Die Raten werden ihnen vom monatlichen Bruttogehalt abgezogen. Das spart Kosten, denn die Steuern und Sozialabgaben sinken. Acht Lehrer und Mitarbeiter machen bisher mit.

Mindestens 2000 Euro kostet ein normales E-Bike. Wer least, kommt günstiger dabei weg.
Mindestens 2000 Euro kostet ein normales E-Bike. Wer least, kommt günstiger dabei weg. © Bastian Haumann

80 bis 140 Euro Miete zahlen sie pro Monat. Das Rad dürfen sie natürlich nicht nur auf dem Weg zur Arbeit, sondern auch privat benutzen. René Bechtold war einer der ersten, der sich für ein E-Bike entschied. Er ist rundum zufrieden mit seinem Gefährt und schaffte vor drei Monaten sogar sein Auto ab. „Ich vermisse es absolut nicht“, sagt der 53-jährige Lehrer. „Und wenn ich dann doch mal ein Auto brauche, kann ich es mir leihen.“

Jeden Tag 50 Kilometer auf dem Sattel

Bechtold hat sich für ein E-Bike entschieden, mit dem er sogar seine Freundin auf einem umgebauten Gepäckträger mitnehmen kann. Mit ihr fährt Bechtold bis nach Bochum und Dortmund. Spitzenreiter ist jedoch eine Lehrerin, die jeden Tag von Velbert aus 25 Kilometer zur Schule fährt.

Über Muskelkater und Atemnot hat sich trotz langer Strecken noch kein Radler beschwert. Denn wie eine kleine Testfahrt rund um die Schule zeigt: Schwitzen muss man auf den E-Bikes nicht. Mit ein bisschen elektrischer Unterstützung schält sich das Rad fast von selbst die Billerbeckstraße hinauf.

Witten ist keine Fahrrad-Stadt

Auch die Schüler haben bemerkt, dass ihre Pauker jetzt mehr und mehr aufs Zweirad umsteigen. „Ein Schüler hat gefragt, warum wir uns denn ausgerechnet über Fahrräder unterhalten“, sagt Uwe Weiler. Die E-Bikes sind Stoff für Gespräche im Lehrerzimmer. Bisher sind alle Nutzer rundum zufrieden. Nur die Radwege in der City sind manchen ein Dorn im Auge. Löcher im Asphalt und bizarre Verkehrsführungen vermiesen den Fahrspaß. „Witten ist leider keine Fahrrad-Stadt“, sagt Uwe Weiler. „Vielleicht entwickelt sich das ja noch“, hofft Antje Lehment. Die radelnden Lehrer sind auf jeden Fall ein Anfang.

>>> Wittener E-Bike-Verleih ist heiß begehrt

Die Radstation am Hauptbahnhof bietet 16 E-Bikes zum Verleih an. Die Räder sind laut Radstation-Leiter Frank Lojda heiß begehrt.

Viele Touristen wollen mit etwas elektrischer Hilfe die Radwege der Region erkunden. Aber auch Wittener testen die E-Bikes aus. Die Leihgebühr beträgt 17,50 Euro pro Tag.