witten. . Wisit - „Wittener Schulen ins Theater“ heißt eine Projektreihe für jugendgerechte Stücke. Im Saalbau war ein Stück über einen Amoklauf zu sehen.
Wisit – „Wittener Schulen ins Theater“, so heißt ein Projekt mit dem Ziel, allen Wittener Schülern diese Kulturform nahezubringen. Seit September 2016 läuft das Projekt. 3000 bis 3500 Schüler nehmen an den Saalbau-Aufführungen teil, die jugendgerechte Stücke zeigen.
Die Regisseurin und Theaterpädagogin Sonni Maier hat Wisit mit aus der Taufe gehoben. Von ihr war jetzt das Stück „Schutzengel“ zu sehen. Darin geht es um Mobbing und einen Amoklauf an einer Schule. Schüler der neunten und zehnten Klassen der Pestalozzischule und einer zehnten Klasse der Berufsschule saßen im Publikum. Sonni Maier hat das Stück im Jahr 2012 innerhalb von zwei Wochen in einem Berliner Hotelzimmer geschrieben. 2013 war die Premiere in der Wittener Christuskirche. Seither wurde das Stück „Schutzengel“, das vorher „Todesengel“ hieß, 140 Mal gespielt. Im Rahmen von Wisit kam es 15 Mal auf die Bühne.
Sonni Maier wurde als Jugendliche selbst gemobbt
Sieben Stücke pro Jahr werden in 30 Aufführungen bei Wisit gezeigt, für jede Jahrgangsstufe eins. „Die Haupt- und Realschulen haben das mit offenen Armen begrüßt. Wir warten noch darauf, dass auch die Gymnasien diese Reihe entdecken“, sagt Sonni Maier. Das Thema Mobbing kennt sie aus eigener Erfahrung. „Zwischen 13 und 16 bin ich selbst gemobbt worden. Danach habe ich die innere Stärke gefunden, mein Selbstwertgefühl nicht mehr davon abhängig zu machen, wie andere mich finden“, sagt sie.
„Schutzengel“ beginnt damit, dass Sonni Maier als Schülerin Mia am Boden liegt. Allmählich wird ihr klar, dass sie das Opfer eines Amoklaufes war. Und sie ist nicht die einzige, wie ein RTL-Reporter aus dem Off berichtet. Elf Schüler, zwei Lehrer und der Amokläufer selbst kamen zu Tode. Eine andere Stimme aus dem Off, einer Art Gott, gibt Mia die Chance, nochmal die Zeit zurückzudrehen und die Tat zu verhindern. Doch für sie stellt sich die Frage: Wer war eigentlich der Täter?
Wer hat die Pistole im Keller versteckt?
Und damit beginnt ein Spiel mit Vorurteilen. War es der stets dunkel gekleidete Hendrik (Tobias Vorberg), der so gerne auf dem Computer Ballerspiele spielt? Oder war es die Türkin Hylia (Stefanie Linnenberg), die ebenso aggressiv wie Hendrik daherkommt? Hat sie die Pistole im Keller der Schule versteckt, die Mia mit Hilfe des schüchternen Sandro (Elias Engels) entdeckt? Der bezeichnet sich als Gegenstück von Alphatieren wie Hendrik oder Hylia, als Z-Huhn am untersten Ende der Hierarchie.
Zum Schluss kommt heraus, dass der von allen gemobbte Sandro der Täter war und Mia, die ihn zwischenzeitlich selbst verhöhnt hat, opfert sich für ihn. Die Schüler folgten dem Stück gebannt und diskutierten anschließend mit den Darstellern. Etwa darüber, wie man sich verhält, wenn es an der eigenen Schule Mobbing-Opfer gibt. Oder wie schwierig es ist, solche krassen Rollen zu spielen.