witten. . Der bekannte Journalist Hans Leyendecker ist Präsident des Ev. Kirchentages. Und macht Werbung in Witten.

Wenn sich der evangelische Kirchentagspräsident selbst nach Witten bemüht, müssen die Probleme schon relativ groß sein. Tatsächlich fehlen den Veranstaltern noch zahlreiche private Gästebetten für die Großveranstaltung vom 19. bis 23. Juni in Dortmund. Hans Leyendecker (69) besuchte auf seiner Tour durch die Kommunen am Dienstag Bürgermeisterin Sonja Leidemann. Mit einem kleinen grünen Bett warb er für mehr Gastfreundschaft im Revier.

Eigentlich ist Leyendecker sonst in ganz anderem Auftrag unterwegs. Der 69-Jährige gilt als einer der profiliertesten investigativen Journalisten der Republik. Seit 1982 hat er viele politische Affären in Deutschland und im Ausland aufgedeckt. Noch heute ist er freier Mitarbeiter der Süddeutschen Zeitung. Vor einigen Jahren lehrte er übrigens auch an der Uni Witten/Herdecke. Im Moment allerdings hat er anderes zu tun.

Leyendecker ist ehemaliger Katholik

Denn weil Frank-Walter Steinmeier nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten nicht mehr für das Ehrenamt zur Verfügung stand, sprang Leyendecker ein. Ob er sich vorstellen könne, Kirchentagspräsident zu werden – der Anruf habe ihn schon überrascht. „Aber das ist ein großes Geschenk“, sagt der Journalist und ehemalige Katholik, der mal katholischer Pfarrer werden wollte. Doch dann geriet er an eine Protestantin, „mit der ich bald Goldene Hochzeit feiere“. Seit 1975 sind beide auf allen Kirchentagen gewesen.

„Glaube war für mich früh wichtig. Er gibt Halt in schwierigen Zeiten,“ sagt der fünffache Vater und neunfache Opa. Der Kirchentag biete einen einzigartigen Raum für den Glauben und gesellschaftliche Themen. Deshalb wirft sich Leyendecker jetzt so richtig rein in die Organisation des Dortmunder Ereignisses. Statt nur zu repräsentieren, gestaltet er das Programm mit, hält Vorträge, Andachten und Predigten – und wirbt eben auch für Übernachtungsmöglichkeiten.

Etwas enttäuscht von der fehlenden Gastfreundschaft

„Ich war mir sicher, dass von allen Problemen, die wir haben, dieses das geringste ist“, sagt der gebürtige Brühler. Und ist als Fan des Ruhrgebiets ein wenig enttäuscht von der offenbar fehlenden Gastfreundschaft der Menschen hier. Mit Superintendentin Julia Holtz und Hans-Werner Ludwig, Kirchentagsbeauftragter für den Kirchenkreis Hattingen-Witten, bittet er deshalb Bürgermeisterin Sonja Leidemann um Unterstützung.

Sie verspricht, Schulen gezielt anzusprechen, vielleicht auch Sportvereine. „Man muss nicht fromm sein, um ein Bett für Besucher zur Verfügung zu stellen“, sagt Julia Holtz. „Und es wird wenig erwartet: Die Gäste gehen nach dem Frühstück und kommen erst spät zurück.“ Gastgeber bekommen außerdem zwei Tagestickets gratis – für ein Programm, das auch Konzerte von Adel Tawil und Giora Feidmann zu bieten hat.

125 Besucherbetten stehen bislang bereit

Hunderte Helfer aus dem Kirchenkreis engagieren sich beim Kirchentag, kochen Essen oder betreuen ein Gemeinschaftsquartier. Doch nur 125 Besucherbetten stehen bislang in Witten bereit. Hans Leyendecker hofft, dass es viel mehr werden. Dann zieht er weiter nach Castrop-Rauxel – mit derselben Mission.

Wer einen Gast aufnehmen möchte, meldet sich bitte unter kirchentag.de/privatquartier oder unter 0231/99 76 82 00.