Witten. . Superintendentin Julia Holtz hat Sinn für Humor: Sie warb in einem grünen Bett im Backhaus um Gastgeber für den Dortmunder Kirchentag im Juni.

Da dachte wohl so mancher Kunde, er habe falsch geguckt: Julia Holtz, Superintendentin des Kirchenkreises Hattingen-Witten, hat sich am Samstagmorgen im Eingangsbereich des Backhauses an der Dortmunder Straße ins Bett gelegt. Eine ungewöhnliche Werbemaßnahme für den Deutschen Evangelischen Kirchentag, der vom 19. bis zum 23. Juni in Dortmund stattfindet.

Es werden Wittener gesucht, die Kirchentagsbesuchern bei sich zuhause ein Bett anbieten möchten.

Insgesamt werden 8000 Schlafplätze benötigt. Davon rund 500 in Witten. „125 Betten haben wir schon in Witten“, sagt Hans Werner Ludwig, Kirchentagsbeauftragter für den Kirchenkreis Hattingen-Witten. Insgesamt machten die Organisatoren die Feststellung, dass es derzeit mit der privaten Betten-Bereitstellung eher schleppend laufe. „Dass man im Ruhrgebiet locker und spontan ist, hat sich hierbei bislang leider nicht gezeigt“, bedauert Ludwig. Die Gäste sollen nicht nur in Witten und Dortmund, sondern auch in den Nachbarstädten einquartiert werden.

Es gibt auch Plätze in Turnhallen und Schulen

Benötigt werden die privaten Schlafplätze für Menschen, die nicht mit Schlafsack und Isomatte in Turnhallen und Klassenräumen übernachten können – in erster Linie Kirchentags-Teilnehmer, die älter als 35 Jahre sind, Familien und Menschen mit Behinderungen.

Das grüne Bett, das am Samstag für die Superintendentin im Backhaus aufgebaut wurde, ist eines von mehreren Exemplaren, die der Kirchentag eigens für Aktionen dieser Art angeschafft hat. Es hat schon einige Dienstjahre hinter sich und wird immer in der Farbe des jeweiligen Kirchentages gestrichen.

„Kann man etwas spenden?“

Gemeinsam mit Susanne Brahmann, Beate Hose sowie Ursula und Siegfried Hainke sprach Julia Holtz Backhaus-Besucher an und verteilte Flyer zur Aktion. Die Reaktionen waren unterschiedlich. Auf die Frage „Entschuldigung, darf ich Sie mal etwas fragen“, kam oftmals „Nein“ oder „Ich habe keine Zeit“. Doch viele Leute ließen sich auch auf ein Gespräch ein.

Eine ältere Dame unterhielt sich in Sachen Kirchentag mit Beate Hose, der Jugendreferentin der Wittener Johannisgemeinde. „Ich habe nur eine kleine Wohnung“, sagte die 75-Jährige. Aber sie wolle trotzdem helfen. „Kann man irgendwo etwas spenden?“ Beate Hose verwies die freundliche Frau an die Hotline („Schlummer-Nummer“), bei der sich potenzielle Gastgeber melden können. „Ich habe keine Ahnung, ob eine Spende möglich ist. So etwas hatten wir noch nicht. “

Superintendentin nimmt zwei englische Gäste auf

Etwas mehr als 2000 private Schlafstätten wurden insgesamt bereits für den Kirchentag gefunden. „Wir hoffen, dass wir jetzt genug Aufmerksamkeit haben“, so Julia Holtz, die früher selber bei Kirchentagen in Turnhallen übernachtet hat und zwei Gäste aus der Diözese Sheffield bei sich aufnimmt, mit der der Kirchenkreis Hattingen-Witten eine Kirchenkreispartnerschaft unterhält.

Nach einer Stunde Bettenakquise konnte Susanne Brahmann, Privatquartiers-Beauftragte der Johannisgemeinde, ein positives Fazit ziehen: „Die meisten Leute waren sehr offen. Wir hoffen auf einen guten Zuspruch.“

>>> HIER KÖNNEN SICH GASTFREUNDLICHE WITTENER MELDEN

Wer einen Gast bei sich aufnehmen möchte, kann sich im Internet unter kirchentag.de/privatquartier oder per Telefon unter 0231/997 68-200 melden. Die Gäste reisen am 19. Juni an und am 23. Juni wieder ab.

Ein Bett, ein Sofa oder eine Liege und ein Frühstück reichen den Gästen. Weitere Schlafplätze werden in Bochum, Dortmund, Hagen, Schwerte, Unna, Lünen, Kamen, Castrop-Rauxel, Herne und Gelsenkirchen gesucht.