Witten. . Wettermann Sven Plöger war bei der Sparkasse zu Gast. Sein launiger Vortrag malte ein düsteres Bild der Zukunft. Aber es gibt auch Hoffnung.
Selten so gelacht. Dabei war es eigentlich überhaupt nicht lustig, was der ARD-Wettermann Sven Plöger beim Gesprächsforum der Sparkasse zu sagen hatte. Denn auf die Frage des Abends „Der Dürresommer 2018 – nur Wetter oder schon Klima?“ hatte er eine eindeutige Antwort. Und die konnte schon Angst machen.
Zum 42. Mal hatte die Sparkasse am Donnerstagabend zu ihrem Gesprächsforum geladen und mit ihrem Referenten einen Volltreffen gelandet. Im Saalbau blieb kein Platz mehr frei, einige Sparkassen-Mitarbeiter mussten den Vortrag vom Foyer aus verfolgen.
An Plöger ist ein Kabarettist verloren gegangen
Es dürfte ihnen nicht schwer gefallen sein. Selten ist eine immerhin gut 90-minütige Rede zu einem komplexen wissenschaftlichen Thema so kurzweilig präsentiert worden. An Plöger, dem diplomierten Meteorologen, ist ein Kabarettist verloren gegangen – und ein Stand-Up-Comedian noch dazu.
Der Zug nach Witten sei pünklich gewesen, frotzelte er gleich zu Beginn. „Das war verwirrend.“ Er fahre ja zu allen Terminen immer elektrisch – also mit der Bahn – und verstehe den Fahrplan inzwischen eher als Vorschlag. In der fünften Etage des Parkhotels sei er dann mit einem tollen Regenschauer begrüßt worden. „Das war grandios.“
Plöger spricht frei, und er spricht voller Leidenschaft
Plöger spricht frei, und er spricht voller Leidenschaft. Er komme manchmal ins Plaudern, warnt er die Zuschauer. „Mein Zeitgefühl reicht leider nur für 2,19 Minuten – so lange dauert das Wetter im Ersten. Aber Sie können ja rausgehen – das merk’ ich dann irgendwann...“
Nein: Es ist niemand gegangen. Zu spannend war es, wie Plöger den Unterschied von Wetter und Klima erklärte, die trockenen Zahlen der Erderwärmung in der Klima-Statistik durch anschauliche Beispiele fühlbar machte und letztlich den Klimawandel mit einem Asteroiden-Einschlag verglich. „Käme der Einschlag in zehn Tagen, wir würden alles stehen und liegen lassen, ihn zu verhindern.“ Auch der Klimawandel sei so ein Einschlag – nur eben in Zeitlupe. „Wenn der Meeresspiegel um 130 Meter steigt, ist das der Natur egal. Aber dann müssen 180 Millionen Menschen da weg, wo sie jetzt sind. Aber da, wo sie hingehen, ist dann schon einer.“
Launig geschilderte Horror-Szenarien
Zu Ende gedacht, waren es Horrorszenarien, die Plöger launig beschrieb. Auch wenn er selbst das gar nicht so sieht. „Ich denke, es ist erst fünf vor zwölf – wir haben noch ein paar Jahre Zeit, etwas zu tun.“ Dass etwas getan werden muss, daran ließ er keinen Zweifel und beließ es nicht bei der Theorie. „Energie aus der Steckdose“ sei nun einmal physikalisch anspruchsvoll gedacht, gab er all denen mit, die weder Kraftwerk noch Windrad in der Nähe haben wollen.
Und wenn man 85 Kilo Mensch bewegen wolle, „warum müssen dann 3000 Kilo Blech vom Geländewagen drumherum sein. „Zumal auf der Autobahn zwischen Hamburg und Dresden ohnehin wenig Flüsse durchquert werden müssen.“ Wenn die Klimaziele noch erreicht werden sollten, dann müsse jeder seinen Teil dazu betragen. „Es kommt auf jeden einzelnen an.“
Ernste Worte, die aber Gehör fanden. „Ich wollte mir eigentlich einen SUV kaufen“, sagte einer der jungen Sparkassen-Mitarbeiter sichtlich beeindruckt beim anschließenden gemütlichen Grünkohlessen. „Aber ganz ehrlich – das lass ich jetzt lieber.“