. Der Jugendhilfe-Ausschuss hat eine 45%-Abdeckung für U3-Kinder beschlossen. Um das zu erreichen, sind Gruppen sogar in früherer Eisdiele geplant.

Witten soll eine Versorgungsquote von 45 Prozent bei der Betreuung von Kindern unter drei Jahren bekommen. Das hat der Jugendhilfeausschuss einstimmig beschlossen.

Sozialdezernent Frank Schweppe hatte die Mitglieder zuvor ausdrücklich aufgefordert, eine Zielquote zu definieren. Um den „vollmundigen Beschluss“ zur Verbesserung der Quote umzusetzen, brauche die Verwaltung konkrete Vorgaben. Schweppe: „Denn eine Kita fällt nicht vom Himmel.“

Ausschuss wählt die aufwändigste Lösung

Derzeit sind 27,2 Prozent der Null- bis Dreijährigen versorgt – es gibt insgesamt 692 reguläre Betreuungsplätze. Rechnet man die 180 Tagespflegeplätze hinzu, steigt die Quote auf gut 34 Prozent. 1143 Plätze müssten es sein, um die gewünschte 45-Prozent-Marke zu knacken. Das heißt: 451 fehlen – oder zumindest 271, wenn man die Tagespflege mitrechnet.

Dezernent Frank Schweppe forderte klare Vorgaben
Dezernent Frank Schweppe forderte klare Vorgaben © Theobald

Drei Möglichkeiten hatte die Verwaltung zuvor für den Ausschuss durchgerechnet: 40, 43 oder 45 Prozent Versorgung. Alle Fraktionen sprachen sich ohne Wenn und Aber für die höchste und damit aufwändigste Lösung aus, „auch wenn dafür noch viel getan werden muss“, so Arnold Evertz (Grüne). Denn selbst diese Quote sei noch knapp gerechnet. Evertz: „Die seriösen Institute gehen von 50 Prozent Bedarf aus.“ Man müsse der Verwaltung daher freie Hand lassen, alles tun zu dürfen, um zumindest die 45er Marke zu erreichen.

Notgruppe in der Kita Sandstraße geplant

Damit haben die Mitglieder im Anschluss gleich angefangen: Drei neue Maßnahmen wurden auf den Weg gebracht. In der evangelischen Kindertagesstätte Sandstraße soll eine Notgruppe mit 15 Plätzen eingerichtet werden – allerdings für Ü3-Kinder. Denn auch bei den Älteren gibt es noch Engpässe, selbst wenn die Quote hier bei annähernd 100 Prozent liegt.

Außerdem soll eine Kita mit zwei Gruppen in die ehemalige Eisdiele San Remo in Annen ziehen. Der Eigentümer würde die Räume umbauen und an den Kita-Träger vermieten. Der Trägerverbund Ev. Tageseinrichtungen hat Interesse. Der Außenbereich soll eingezäunt werden und Spielgeräte bekommen. Die 30 Plätze sollen je zur Hälfte für Unter- und Über-Dreijährige angeboten werden. Schon im Januar soll der Betrieb losgehen.

Gebäude Brink 7 könnte neu genutzt werden

Die dritte Maßnahme, die von der Verwaltung geprüft und – wenn möglich – dann realisiert werden soll: Im städtischen Gebäude am Brink 7 soll eine Großtagespflegestelle mit bis zu neun Betreuungsplätzen entstehen. In den beiden oberen Geschossen könnte die OGS von Bruch- und Pestalozzischule zusätzlichen Platz finden.

Interessierte Tageseltern, die die Tagespflege übernehmen wollen, gibt es bereits – sie werden aber auch von Dortmund umworben. Ob sie in einem Jahr noch interessiert sind, sei fraglich, so Petra Klein vom Jugendamt. „Wir sollten das daher lieber schnell prüfen.“

>>>73 KINDER SIND NOCH UNVERSORGT

Fürs kommende Kindergartenjahr suchen noch einige Familien einen Betreuungsplatz. Für 73 unversorgte Kinder wurde dringender Bedarf gemeldet.

Das teilte die Verwaltung mit. Davon seien 48 Kinder unter drei Jahre alt.