Witten. . Die Lechner-Figur im Voß’schen Garten wurde an Weihnachten mit einem Hammer zertrümmert. Die Polizei sammelte die beschädigten Teile ein.

Nun steht Frau Bornemann allein vorm Altenheim. Neben ihr zeugen zwei abgehackte Füße davon, dass bislang auch Herr Bornemann die Passanten im Voß’schen Garten begrüßte. Am zweiten Weihnachtsfeiertag (26.12.) wurde die Lechner-Skulptur von Unbekannten umgehauen, der Torso befindet sich zurzeit in Polizeigewahrsam. Dieser Vandalismus empört viele Wittener. Denn die Bornemanns gehörten allen Wittenern, für sie war vor 15 Jahren in einer Spendenaktion gesammelt worden.

Leserbriefe und Kommentare erreichten die Redaktion. Viele Kinder, die den Spielplatz in dem Park an der Ruhrstraße nutzen, sind entsetzt. „Meine Tochter war richtig aufgebracht und traurig. Warum macht man sowas“, fragt sich Michaela Otter. Manche Wittener erinnert die Tat an das Böckchen – die beliebte Skulptur aus dem Stadtpark war im Oktober 2016 an den Hufen von Kupferdieben abgesägt worden.

Alltagsmensch wiegt bis zu 150 Kilo

Wie kam nun Herr Bornemann zu Fall? „Wahrscheinlich hat ihn jemand mit einem Baseballschläger oder einem Vorschlaghammer umgehauen“, schätzt Künstlerin Christel Lechner (71). Die Beine der Figuren sind aus Beton, darum sehr schwer und bleiben stehen. Den Oberkörper schnitzt sie aus einem Kunststoff, der dann beschichtet wird. 120 bis 150 Kilo wiegt so ein Alltagsmensch – den schleppt man nicht einfach weg.

Eine der beiden Lechnerfiguren im Voß’schen Garten ist verschwunden. Nur noch die Füße stehen auf dem Sockel.
Eine der beiden Lechnerfiguren im Voß’schen Garten ist verschwunden. Nur noch die Füße stehen auf dem Sockel. © Barbara Zabka

Laut Polizeisprecher Marco Bischoff sei die Lechner-Figur am 26.12. zerstört worden, eine Strafanzeige wurde aufgenommen. Die Überbleibsel von Herrn Bornemann liegen nun in einer Garage der Polizeiinspektion Witten.

Sie ist an Vandalismus gewöhnt: „Seit 2000 stehen meine Figuren im öffentlichen Raum. Immer wieder kommt es zu Zerstörungen, aber da muss man wohl durch. Wahrscheinlich entspricht das unserem Zeitgeist.“ In Witten sei der letzte „Gewaltakt“ sieben Jahre her, da erwischte es eine der Figuren vor der Sparkasse.

Ein Bild aus glücklichen Tagen: Im April 2014 wurden die restaurierten Beton-Figuren „Herr und Frau Bornemann“ im Voß'schen Garten aufgestellt.
Ein Bild aus glücklichen Tagen: Im April 2014 wurden die restaurierten Beton-Figuren „Herr und Frau Bornemann“ im Voß'schen Garten aufgestellt. © Thomas Nitsche

Nun traf es also Herrn Bornemann und das schmerzt Christel Lechner besonders. Zum einen wurde sie mit diesem freundlichen, knubbeligen Paar bekannt. Die Warenhauskette Karstadt orderte einst das Paar, das dann durch die Schaufenster der Republik zog. Christel Lechner möchte mit ihren Alltagsmenschen die alltäglichen Menschen erreichen. Und die Leute, „die morgens durch die Stadt hetzen, mit einem Lächeln abholen“. Ihre Menschentypen bildet sie mit Ruhrgebietshumor ab – für diese Idee passen die Bornemanns perfekt. Darum sollten die beiden allen Wittenern gehören.

Über die WAZ lief vor 15 Jahren eine Spendenaktion, um die je 6000 Euro teuren Figuren zu finanzieren. Die rundliche Frau mit Einkaufstasche und ihr ebenso stattlicher Mann mit Kappe zogen 2014 von der Bahnhofstraße in den damals neu gestalteten Voß’schen Garten um. Der Grund: Vom Seniorenheim der Boecker-Stiftung aus haben viele Augenpaare einen freien Blick auf das Paar – das sollte mögliche Attacken verhindern.

>> Nur noch zwölf Lechner-Figuren in Witten

Insgesamt stehen nur noch zwölf der lebensgroßen Skulpturen von Christel Lechner in der Wittener Innenstadt. Neben den Bornemanns aus dem Voß’schen Garten sind das zwei vor dem ehemaligen Standesamt, vier vor der Sparkasse, zwei am Celestian-Bau, eine im Bürgerbüro und eine vor dem Rathaus.

Sechs weitere Figuren, die an verschiedenen Stellen der Bahnhofstraße aufgestellt waren, seien zerstört und nicht wieder aufgebaut worden. Unbekannte kippten im Mai 2017 den „Mann mit Aktenkoffer“ vor dem Finanzamt um. Seitdem steht er im Inneren der Behörde und ist nur noch für Besucher zugänglich.