Witten. Bei einer Schwerpunktkontrolle in Witten haben Polizisten einem Autofahrer (96) einen Reifen gewechselt. Der bedankte sich nach alter Schule.

Eine Gruppe von Bereitschaftspolizisten hat einem 96-jährigen Wittener aus der Klemme geholfen. Eigentlich waren die Beamten am Donnerstag in eine stadtweite Aktion gegen Verkehrssünder in Witten eingebunden. Sie führten an der Herdecker Straße gerade eine Tempomessung mit der Radarpistole durch.

Sechs Bereitschaftspolizisten standen in der U-Kurve in der Nähe der Einmündung „Am Hang“. Der Senior kam mit seinem Mercedes den Berg herunter gefahren. „Man hörte am Geräusch, dass etwas nicht in Ordnung ist“, sagte Polizistin Iris Hellrung (40) später dieser Zeitung. Der Wagen hatte hinten rechts einen Platten.

Polizei hilft Wittener Senior – der bedankt nach der alten Schule

Die Beamten hielten den Wagen an. Dass etwas nicht stimmte, war dem Fahrer längst aufgefallen. Ob er denn im ADAC sei, fragen die Polizisten. Der 96-Jährige verneinte. Außerdem sei er in Eile. Er müsse dringend zu einem wichtigen Arzttermin, schilderte er seine Notlage. Die Beamten fassten sich ein Herz und reagierten sofort.

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Der Wagen wurde in die Seitenstraße gesetzt, dann machten sie sich ans Werk. Zu zweit wechselten sie das Hinterrad. Reserverad, Wagenheber und Kreuzschlüssel hatte der Senior im Kofferraum. Iris Hellrung rief auch beim Arzt an, verschob den Termin.

Überglücklich bedankte sich der 96-Jährige gleich mehrmals bei den Einsatzkräften für die spontane Hilfe. „Er wollte sich unbedingt irgendwie erkenntlich zeigen und uns sogar Geld geben. Das haben wir natürlich abgelehnt und ihm erklärt, dass wir dann in Teufels Küche kämen.“ Schließlich verabschiedete sich der Senior dann – nach alter Schule – mit einem Handkuss von ihr, bevor er mit seinem Auto zu seinem Arztbesuch aufbrach. Hellrung: „Er war ganz glücklich.“

"Das ist meine schönste persönliche Weihnachtsgeschichte", sagt Iris Hellrung (40). Die Bereitschaftspolizistin half selbst beim Radwechsel.

Auch die Beamten selbst freuten sich. Polizeiintern machte die Geschichte schnell die Runde. „Für mich persönlich ist das meine schönste Weihnachtsgeschichte“, sagt die 40-jährige Beamtin. Die Einsatzhundertschaft, der sie angehört, ist oft am Wochenende im Einsatz, beispielsweise bei Fußballspielen. „Ein Einsatz wie dieser ist da eine willkommene Abwechslung, es tut einfach gut, dem älteren Bürger geholfen zu haben.“

215 Fahrer waren zu schnell unterwegs

Bei anderen Verkehrsteilnehmern ging die Begegnung mit der Polizei am Donnerstag nicht so glücklich aus. In der konzertierten „Schwerpunktkontrolle“ mit dem Zoll Hagen und dem Ordnungsamt waren in Witten 70 Bereitschaftspolizisten im Einsatz. Vier Radartrupps waren gleichzeitig unterwegs, an einem Checkpoint im Salinger Feld wurden Kleintransporter und Lastwagen unter die Lupe genommen.

215 Autofahrer gingen der Polizei dabei mit erhöhtem Tempo ins Netz. Die Schnellsten waren mit 67 km/h bei Tempo 50 und mit 51 km/h in der 30 er Zone unterwegs. Sechs Menschen waren nicht angeschnallt, zwei wurden mit einem Smartphone am Steuer erwischt, zwei fuhren über eine rote Ampel.

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Ein 39-Jähriger hielt den Beamten statt eines Führerscheins eine Gabelstaplerschein unter die Nase. Seine Fahrerlaubnis war ihm schon vor zehn Jahren entzogen worden. Auch ein Drogenschnelltest lief beim ihm positiv.

Bei der Lkw-Kontrolle überprüften speziell geschulte Beamte des Verkehrsdienstes die Ladungssicherung und den technischen Zustand der Fahrzeuge. In vier Fällen verboten sie die Weiterfahrt. Ein Lieferwagenfahrer war unter Drogeneinfluss unterwegs – ihm wurde der Führerschein abgenommen.

Zwei Fahrer hatten erst gar keine Fahrerlaubnis. Ein Lkw war erheblich überladen, brachte zwei Tonnen zu viel auf die Waage. Die Fracht musste umgeladen werden. In sieben Fällen ermittelt der Zoll wegen eines Verstoßes gegen das Mindestlohngesetz und dem Vorenthalten von Arbeitsentgelt.