Witten. . Günter Scholz liefert eine Staudendiebin per Video. Doch die Aufklärung stockt. Was bringt es, sich in die Polizeiarbeit einzumischen?

Um Tannenbäume geht es jetzt ausnahmsweise mal nicht. Stattdessen haben ein Apfelbaum und ein Blumenbeet Günter Scholz’ Vertrauen in die Polizeiarbeit beschädigt.

„Ich bin so knatschig“, sagt der Wittener. „Die machen ihre Arbeit nicht vernünftig.“ Große Vorwürfe. Die Polizei will die Kirche lieber im Dorf lassen. Aber von vorne.

Scholz’ Apfelbäumchen: ein kleiner, stolzer Neuzugang in seinem Kleingarten am Trantenrother Weg. Nur eines Spätsommermorgens ist da, wo die Äpfel reifen sollen, nur noch ein Loch. „Jemand hatte den Baum gestohlen!“ Sollte der Dieb noch mal zu schlagen, werde er ihn ertappen, schwor sich der Wittener Lackierer. Und so installierte er eine Videokamera, die ihm Mitte September glatt Bilder einer Dame aus der Nachbarschaft lieferte – wie sie sich gerade an seinen Blumenbeet bediente.

Entschuldigung per Brief

Mit dem Videobeweis und Namen der Staudendiebin — abfotografiert auf einem Klingelschild – ging Scholz zur Wache. „Alles auf dem Tablett serviert“, findet er.

Nur zeigte man dort dann die falsche Person an: eine andere Dame, die im selben Haus wohnt.

„Als sie die Anzeige ins Haus bekam, war sie völlig baff“, erinnert sich Scholz. Wie konnte der Fehler passieren? „Da zunächst nur die Adresse eines Mehrfamilienhauses, nicht der Name der tatverdächtigen Person genannt wurde, kam es zu der Verwechslung“, sagt Polizeisprecher Volker Schütte.

Scholz ging wieder zur Wache, um das mit der verdrehten Anzeige aufzuklären. Dort sagte er auch, dass sich die wirkliche Diebin schon zur Tat bekannt hatte: Scholz hatte bei ihr angeklopft und sich das Geständnis vor der Haustür abgeholt.

Wenig später entschuldigte sie sich auch per Brief: „Ich weiß nicht, warum ich das getan habe“, steht darin. „Aber ich kann Ihnen versichern, dass so etwas nie wieder vorkommt.“

Was so zerknirscht klingt, hat die Diebin aber nicht dazu bewogen, den Apfelbaum zurückzugeben. Der wuchs weiter fröhlich in ihrem Garten.

„Arbeit der Polizei gemacht“

Den Baum hat Scholz inzwischen selber „sichergestellt“. Obwohl er zunächst Polizei und Staatsanwaltschaft ihre Arbeit machen lassen wollte. Doch trotz Videobeweis, schriftlichem Geständnis der Täterin – und sogar noch einem Foto seines Apfelbäumchens im Garten der Diebin – teilte man Scholz nach mehreren Wochen mit, dass das Verfahren eingestellt wurde – weil der Täter nicht ermittelt werden konnte „Da bin ich aus allen Wolken gefallen.“

Scholz fragt sich seitdem: Was bringt es überhaupt, Videobilder und Fotos mitzuliefern? „Ich habe ja im Grunde deren Arbeit gemacht.“

„Der Eigentümer des Apfelbaums hat sich in der Tat aktiv in die Ermittlungsarbeit eingebracht“, weiß man bei der Wache. Und Foto- und Videoaufnahmen seien immer hilfreich. „Aber auch sie müssen, teilweise durch Hinzuziehen von Experten, begutachtet werden und man muss prüfen, ob sie sich als Beweismittel eignen“, so Volker Schütte. „Sind die polizeilichen Ermittlungen abgeschlossen, wird der Fall an die Staatsanwaltschaft abgegeben – auch dieser Apfelbaum- und Staudendiebstahl.“

Bevor es zur Fehlersuche bei der Staatsanwaltschaft gehen konnte, hat Scholz weiter Druck bei der Wache gemacht. Schließlich hat sie sich erneut mit dem Fall beschäftigt. Und jetzt, gut drei Monate nach dem Diebstahl, bekundet die Polizei: „Eine Tatverdächtige steht fest.“

Scholz fragt sich, ob es die richtige ist.