Witten/Kattowitz. . Lea Langrock kämpft in Kattowitz für mehr Bäume auf der Welt – und diskutiert über Wege, die Ziele des Pariser Klimaabkommens einzuhalten.

„Wie in einem hektischen Bienenstock.“ Das war Lea Langrocks erster Eindruck vom Konferenzzentrum des24. UN-Klimagipfelsim polnischen Kattowitz. Auf fast 100.000 Quadratmetern tummeln sich 28.000 Teilnehmer. Eine von ihnen ist die 21-jährige Wittener Studentin und Klima-Aktivistin.

„Unsere Zukunft wird sowas von verspielt“, sagt die gebürtige Mittelhessin über ihre Motivation zur Teilnahme. „Der Konsens auf der Konferenz ist: Es muss was getan werden. Aber es geht einfach nicht schnell genug.“ Auf dem UN-Gipfel geht es vor allem darum, ein Regelwerk für die Umsetzung der Klimaschutzziele zu verabschieden, damit die Erderwärmung unter zwei Grad bleibt. Langrock findet: Statt nur den politischen Minimalkompromiss zu finden, könnte man auch einfach Bäume pflanzen. Und zwar richtig viele.

Deshalb setzt sie sich in Kattowitz vor allem dafür ein, die „Trillion Tree Campaign“ bekannter zu machen. Ziel der Kampagne: Eine Billion Bäume zu pflanzen und damit das Klima zu retten. Hauptverantwortlich für die Kampagne ist die Organisation „Plant for the Planet“ (Pflanze für den Planeten). Für sie ist Lea Langrock als Delegierte in Polen.

Es geht um Gerechtigkeit

Die Studentin engagiert sich dort nicht nur, weil sie weiß, dass ein einzelner Baum bis zu fünf Kilogramm Luftschadstoffe im Jahr aufnehmen kann. „Es geht mir auch um Bildung und Gerechtigkeit“, sagt sie. „Bei uns wird Kindern beigebracht, für ihre Rechte einzutreten, gegenüber dem Bürgermeister auf den Tisch zu hauen oder ihre Eltern zu fragen: Was tust Du eigentlich für das Klima?“

Die Baumpflanzer operieren weltweit. Deshalb ist Lea Langrock gemeinsam mit Kollegen aus Kolumbien, Nigeria, Japan oder Brasilien auf der Konferenz. „Wichtig ist auch, dass wir uns mit jungen Aktivisten anderer Organisationen vernetzen“, sagt sie. Täglich um 13 Uhr kommen alle zusammen, um sich auszutauschen.

„Lass’ die Kohle im Boden“

Zum Beispiel über die Frage: Wie lassen sich gesellschaftliche Mehrheiten für den Klimaschutz erreichen? „Denn der Klimaschutz muss immer auch verbunden sein mit Gerechtigkeit“, findet Lea Langrock. Das heiße zum Beispiel: Eine CO2-Steuer müsste man so gestalten, dass eher der gutverdienende Vielflieger getroffen wird und nicht die Normalbevölkerung.

Aber die Jungen reden nicht nur miteinander. Sie machen auch Druck. „Besonders eindrucksvoll war ein spontaner Protest von Kohlegegnern während der Pressekonferenz der US-Regierung“, berichtet Langrock. „Keep it in the ground“ – lass’ die Kohle im Boden, skandierte dort eine Gruppe von etwa 100 Leuten.

Neben Protestaktionen sind es Gespräche zwischen Jugendvertretungen und Entscheidungsträgern, an denen sich junge Aktivisten wie Lea Langrock beteiligen. „Wie viel Ergebnisse aus solchen Treffen hervorgehen, bleibt abzuwarten“, sagt sie. „Bis zum offiziellen Abschluss der Verhandlungen, voraussichtlich am Samstag, macht sich aber in nahezu allen Gesprächen die Hoffnung bemerkbar, die auf den Verhandlungen lastet.“

Es ist die Hoffnung auf eine nicht verspielte Zukunft.

>> INFO: Späte Anreise wegen einer Prüfung

  • Lea Langrock ist erst seit diesem Montag in Kattowitz, die Konferenz läuft allerdings schon seit dem 2. Dezember. „Ich hatte am Sonntag noch eine Prüfung an der Uni“, sagt sie.
  • Aktivisten wie Langrock sind als „Observer“ (Beobachter) vor Ort. Insgesamt sind 7000 Delegierte als Journalisten oder Mitglied einer Nichtregierungsorganisation akkreditiert.