Witten. . Der kleine Junge aus Heven, der bei der Geburt nur 460 Gramm wog, entwickelt sich prima. Am Sonntag (25.11.) feiert er seinen vierten Geburtstag.

Er ist gerade in dieser „Warum?“-Phase, die wohl alle Eltern kennen. Der kleine Louis aus Heven löchert Mama und Papa, wo er kann. „Warum ist die Sonne hell?“ – „Warum ist der Regen nass?“ – so geht das am laufenden Band. Natürlich sind Nadine und Sebastian Goralski dann manchmal genervt. Vor allem aber freuen sie sich über die großen Fortschritte, die ihr Sohn macht. Louis kam als Frühchen zur Welt. Am Sonntag feiert er seinen vierten Geburtstag.

© Fischer

Diesmal erwartet mich der kleine Kerl schon im Treppenhaus. „Wir haben uns ja lange nicht gesehen“, ruft er mir wie ein alter Bekannter entgegen. Dann schleift er mich in die Wohnung. „Die Jacke musst du da hinhängen“, zeigt er auf die Garderobe. Und ich erkenne den Louis von vor einem Jahr kaum wieder. Klar: Brille, Blondschopf – da hat sich nicht viel verändert. Aber der sonst eher schüchterne Junge hat inzwischen keine Berührungsängste mehr. Mama Nadine nickt und strahlt: „Er geht jetzt auf alle zu.“

Überdurchschnittlich beim Intelligenztest

Und nicht nur das. Louis kann bis 30 zählen, weiß seine Adresse auswendig und spielt mit dem Papa Mau-Mau. Der überlegt schon, ob er dem Filius bald mal Schach beibringen soll. „Wir haben Anfang des Jahres einen Intelligenztest gemacht, um seine Schulfähigkeit zu testen“, sagt Nadine Goralski. Das sei ihnen von der Kita Wannen, die Louis seit einem Jahr besucht, nahegelegt worden. Und ja, ihr Kind habe überdurchschnittlich abgeschnitten. „Das klingt immer so eingebildet“, sagt die Mama. Aber sie sei einfach unglaublich stolz darauf, wie der kleine Kerl drauf ist – abgesehen von einigen körperlichen Entwicklungsverzögerungen.

Familie Goralski im November 2016.
Familie Goralski im November 2016. © Nitsche

13 Kilo wiegt Louis inzwischen, ist 93 Zentimeter groß – und damit kleiner und zarter als andere in seinem Alter. Nach wie vor muss er Orthesen tragen, die seine Fußfehlstellung korrigieren sollen. „Rennen klappt noch nicht so gut.“ Auch Klettern sei schwierig. Aber an seinem Piraten-Hochbett im Kinderzimmer kann er das täglich üben. Weiterhin muss er eine Brille tragen und vier Stunden am Tag ein Pflaster auf dem linken Auge, auf dem er fast erblindet war, das sich aber inzwischen erstaunlich regeneriert hat.

Motorik ist noch nicht ganz ausgereift

Ein weiteres Frühchen-Phänomen: Mit den Füßen könne Louis heiß und kalt nicht unterscheiden. Da sei etwas mit den Nervenbahnen durcheinander geraten, erklärt seine Mutter. Und war er eigentlich schon windelfrei, hat er kürzlich mal wieder in die Hose gemacht. Auch das sei bei seiner Vorgeschichte durchaus normal, ebenso wie die noch nicht ausgereifte Motorik. „Einfache Dinge fallen ihm manchmal schwer.“ Zum Beispiel mit Messer und Gabel zu essen. Oder eine lange Hose anzuziehen.

Louis im Dezember 2017: Inzwischen ist er drei Jahre alt und Kita-Kind.
Louis im Dezember 2017: Inzwischen ist er drei Jahre alt und Kita-Kind. © Jürgen Theobald

Nadine und Sebastian Goralski haben entschieden, die Physiotherapie und die Besuche bei der Heilpädagogin in der Frühförderstelle der Lebenshilfe am Wannen weiterzuführen. Aber auch der Besuch der Kita selbst tut Louis gut. Konnte er anfangs mit den Kindern in seinem Alter nichts anfangen, hat er dort längst beste Freunde gefunden. Darüber hinaus liebt er seine Cousine Lia-Marie (4) über alles. „Die beiden spielen immer Vater-Mutter-Kind.“

Louis wünscht sich ein Geschwisterchen

Von Trotzphasen ihres Sohnes bleiben die Goralskis trotzdem nicht verschont. „Wenn er ins Bett soll, heult er manchmal eine Runde rum und stampft auf den Boden.“ Alles ganz normal also. Allein das macht seine Eltern glücklich. „Er ist das pure Leben“, sagt die Mama. Natürlich vermisse sie Louis’ Zwilling Levin, der den Kampf ums Leben nach drei Wochen verloren hatte, und ihre Mutter – Oma Helga – die im vergangenen Jahr mit 54 Jahren an Krebs gestorben ist, jeden Tag. „Aber man muss die Augen für das Schöne öffnen und darf nicht in Trauer versinken.“

Louis mit Mama Nadine und Bildern von seinem Zwillingsbruder Levin  und Oma Helga.
Louis mit Mama Nadine und Bildern von seinem Zwillingsbruder Levin und Oma Helga. © Theobald

Deshalb freuen sich alle auf die Geburstagsfeier am Sonntag. Dann gibt’s Schokoflockenkuchen und später Currywurst, Louis’ Lieblingsessen. Ein Geschwisterchen wünscht er sich übrigens. „Wir sind jetzt beide 30“, schmunzelt Nadine Goralski. „Die Idee ist nicht so abwegig.“

>> INFORMATION

  • Louis Goralski wog nur 460 Gramm, als er am 25. November 2014 geboren wurde. Ein paar Tage später musste er am Herzen operiert werden – eine Premiere im Marien-Hospital.
  • Seit damals begleitet die WAZ den kleinen Kämpfer und berichtet regelmäßig über seine Entwicklung. Seit einem Jahr besucht er die Kita Wannen. Dort findet an diesem Samstag ab 14.30 Uhr ein Weihnachtsbasar mit Bastelaktionen statt. Bestimmt ist Louis auch dabei.