Witten. . Nur eine Bahnlinie trennt Herbede vom Kemnader Stausee. Statt der ungeliebten Unterführung können Fußgänger bald einen ebenerdigen Weg nutzen.
Schon seit vielen Jahren kämpfen die Herbeder für eine ansehnliche und ebenerdige Anbindung ihres Stadtteils an den Kemnader Stausee. Bislang führt der kürzeste Weg durch eine dunkle und verdreckte Bahnunterführung an der Wittener Straße, hinter dem schicken städtebaulichen Ensemble aus Edeka, Rathaus der Medizin und Seniorenheim. Nun gibt es Licht am Ende des Tunnels.
Nach den Plänen von Stadtbaurat Stefan Rommelfanger wird die Unterführung zugeschüttet und an dieser Stelle ein beschrankter Bahnübergang für Fußgänger und Radfahrer entstehen. Mit in die 500.000 bis 600.000 Euro teure Baumaßnahme fallen die Zuwege: Vom Kreisel aus sei die Wittener Straße „sehr mangelhaft“ und müsse neu gemacht werden. Auf der anderen Seite der Bahnschienen wird ein neuer Fuß- und Radweg parallel zur Schloßstraße bis zum See angelegt. Die Querung des Bahnübergangs wird ebenerdig.
Dafür wird der Untergrund zwischen den Gleisen aufgeschüttet. Geregelt wird die Anlage mit Schranken und Blinkzeichen. Zwar verkehren auf der Bahnstrecke nur einmal täglich der „Bötzel-Zug“ des gleichnamigen Schrotthändlers und gelegentlich die Ruhrtalbahn. „Aber eine Strecke nur mit Drängelgittern abzusichern, ist heutzutage nicht mehr zulässig“, so Rommelfanger. Zugführer fahren in diesem Bereich eine Kurve und können den Übergang erst relativ spät einsehen.
Noch fehlen Genehmigungen
Aber es fehlen noch die Genehmigung des Eisenbahnbundesamtes und ein Förderbescheid der Bezirksregierung Arnsberg. Das Projekt steht zwar schon im städtischen Haushaltsentwurf für 2019/20. Formal beschlossen ist jedoch noch nichts. „Aber die Signale, auch von der Bezirksregierung, sind positiv“, sagt der Baurat. 2019 würden die Planungen konkreter, 2020 vielleicht Wirklichkeit.
Trotzdem herrscht in Herbede schon Hochstimmung, dass Spaziergänger nicht länger durch den mit Graffiti beschmierten „Pinkeltunnel“ gehen müssen. Wobei die meisten sowieso einen Trampelpfad über die Gleise nutzen. Auch eine Putzaktion 2017 hat den Beliebtheitsgrad der Unterführung wenig steigern können. „Wir sind superfroh, dass es bald eine vernünftige Anbindung geben wird“, sagt Sabine Gödtke zuversichtlich, Pflegedienstleiterin im Seniorenzentrum am Alten Rathaus.
Seniorenheimbewohner müssen Umweg laufen
Das Haus liegt direkt neben dem künftigen Bahnübergang. Die Betreiber haben die Pläne maßgeblich befürwortet. „Unsere Bewohner sehen tagtäglich den Stausee und kommen nicht hin. Die Unterführung ist nicht barrierefrei. Also laufen sie einen Riesenumweg“, heißt es. Auch bei der CDU-Veranstaltung „Perspektiven für Herbede“ wurde die Freude deutlich. Ortsverbandsvorsitzende Claudia Gah kämpft seit Jahren für eine Anbindung Herbedes an den See. „Ich wollte den Tunnel schon immer zuschütten.“
>> Andere Pläne scheiterten
Schon vor zehn Jahren gab es Planungen für eine fußläufige Verbindung vom Ortskern zum Kemnader See. Sie wurden wegen Baukosten von 2,3 Millionen Euro nie verwirklicht.
Dabei sollte der Bahnübergang Meesmannstraße/Ruhrtal komplett zur Schloßstraße verlegt und eine neue Straße für den Anlieferungsverkehr zur Firma Lohmann gebaut werden.