Witten. . Bürger beklagen: Durch Entlastung der Ruhrstraße habe der Verkehr in der Husemannstraße stark zugenommen. Stadt hält Messungen für überflüssig.

Gibt es in der Husemannstraße dicke Luft? Ja, wenn man mit Anwohnern wie Hans-Georg Schüler (71) spricht: Er geht nicht nur davon aus, dass der EU-Grenzwert für Stickoxide (NOX) dort „wesentlich“ überschritten wird. Er ist auch sauer, dass die Stadt dort nicht mal die Messungen vornehmen lassen will, die die Anwohner fordern. Die Stadt sieht dafür keinen Anlass. Die Ergebnisse seien vorhersehbar: In der Husemann­straße herrsche keine dicke Luft.

„Die Straße ist in den letzten beiden Jahren exorbitant zusätzlich belastet worden“, so Schüler. Und: Das sei sogar „politisch gewollt“. Er verweist auf den Luftreinhalteplan, der – auch – darauf abzielt, reine Durchfahrer aus der Ruhr-/Hauptstraße herauszuhalten und auf den City-Ring zu schicken. In der Ruhrstraße seien die Messwerte inzwischen besser, weiß Hans-Georg Schüler. Ihn erzürnt: „Diese krebserregenden Stickoxide sind zusätzlich und gewollt auf die Husemannstraße verlagert worden.“

Lkw-Umleitung führt auch durch Husemannstraße

Zudem werde seit der Sperrung des Ruhrdeichs für Lkw (Neubau Mühlengrabenbrücke) sämtlicher Schwerlastverkehr der Edelstahlwerke über die Husemannstraße abgewickelt. Das treffe gerade dort viele Schüler, Berufsschüler und die Sportler vom Husemannplatz. „Auch ich habe zwei kleine Enkelkinder, die jetzt diesem verstärkten Ausstoß ausgesetzt sind.“

Treffen mit Vertretern von Ämtern

Zur Luft und zu vielen anderen Fragen – Raser, Rettungswagen (laut und bleiben oft stecken), Radfahrern, Kanalerneuerung, fehlenden Streetworkern und Laubkörben – hat es jüngst ein Gespräch zwischen Anwohnern und Vertretern von Planungs- und Ordnungsamt gegeben. Auch danach sieht Hans-Georg Schüler die Sorgen der Bürger nicht ernst genommen, von denen immerhin 100 schon für Messungen unterschrieben haben. Die Stadt habe auf die Zuständigkeit des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) verwiesen. Und: Die Anwohner könnten, wenn sie unbedingt wollten, ja auch selbst Messungen in Auftrag geben.

Umweltstelle: Bedingungen in Husemannstraße besser als in der Ruhrstraße

Die Stadt werde die Bitte um eine Messstation selbstverständlich an das Landesamt weiterleiten, sagt Gerald Klawe, Leiter der Stabsstelle Umwelt. Nach den geltenden Kriterien sei aber weder mit einer Messstation noch mit einer Überschreitung zu rechnen. Signifikante Feinstaub- und Stickoxidbelastungen träten nur unter bestimmten Bedingungen auf, „wie in besonders engen, schlecht durchlüfteten Straßenschluchten, die in Nord/Süd-Richtung liegen“.

Vor acht Jahren habe das Lanuv in Witten „unter Pessimalbetrachtungen“ gemessen – also dort, wo es besonders schlechte Ergebnisse erwartet habe, so Klawe. Feinstaub habe man auf der Ardeystraße, Stickstoffdioxid am Bodenborn und an der Ruhrstraße gemessen. „Das Ergebnis ist, dass wir in Witten kein Feinstaubproblem haben. Und das Stickstoffdioxid-Problem haben wir, wegen der besonderen Bedingungen dort, ausschließlich in der Ruhrstraße.“

>> Husemannstraße ist Landesstraße 660

Die Husemannstraße ist als Landstraße (L 660) klassifiziert. Sie diene auch dem überörtlichen Verkehr, so die Stadt, sei aus Platzmangel nicht breiter, binde die City aber über die Dortmunder Straße an die A 448 an.

Die Husemannstraße sei kein reines Wohngebiet mit Lärmschutz wie am Stadtrand. Durch ihre Ausprägung mit Bücherei, Museum, neuap. Kirche, Berufsschule und Sportplatz erfülle sie Aufgaben übers Quartier hinaus.