Witten. . Auch bei der CDU kann man sich Bergbau-Lichtsignale vorstellen. Die Verwaltung ist noch skeptisch. Und bei Ampelfrauen sind sich alle uneinig.

Bei Grün schreitet der Kumpel mit Helm und Geleucht voran – und das Heimatzherz schlägt höher: Dass die kürzlich eingeweihte und weltweit erste Bergmann-Ampel in Duisburg überall im Ruhrgebiet Nachahmer finden sollte, war abzusehen. So auch in Witten. Hier fragt sich die SPD-Fraktion: „Was spricht dagegen, an einer Fußgängerampel in zentraler Lage ein Bergmanns-Ampelsignal einzusetzen?“ Die Anfrage wurde vergangene Woche an die Bürgermeisterin gestellt – und sollte ursprünglich ein gemeinsamer Antrag von CDU und SPD werden, wie Ratsherr Simon Nowack von der CDU-Fraktion berichtet.

Geschlechterneutrale Ampelfiguren

Das Problem der CDU: Die SPD wollte mit dem Bergmannsantrag gleichsam „gemischt- und gleichgeschlechtliche gruppierten Ampelpersonen“ fordern. Damit würde man laut SPD „das Ziel unterstützen, Witten als Stadt zu positionieren, in der Rassismus und Sexismus unerwünscht sind“. Schon vor über dreieinhalb Jahren fasste die Fraktion den einstimmigen Beschluss, sich für geschlechterneu­trale Ampelfiguren einzusetzen.

„Auswuchs des Genderwahnsinns“, nennt die Idee CDU-Ratsherr Nowack und fragt, warum der „Quatsch“ mit den Ampelfrauen mit den Bergmännern, „einer witzigen Idee für das Stadtmarketing“ verknüpft werden müsse. Denn für eine Bergmann-Ampel „wäre die CDU-Fraktion sicherlich zu gewinnen gewesen“, so Nowack — und er hat auch schon eine Idee, wo genau: „Zum Beispiel am Eingang zum Muttental an der Kreuzung Bodenborn/Nachtigallstraße.“

Gar nicht „witzig“

Also im Wahlbezirk vom SPD-Ratsherr Klaus Wiegand. Der West-Bommeraner fände eine Ampel am Eingang zum Muttental ebenfalls passend, gibt aber zu: „Für mich ist das Thema nicht vordringlich.“ Auch, weil Wiegand die Idee gar nicht so „witzig“ findet wie Nowack. „Man sollte das Bergmannsleben nicht ins Lächerliche ziehen“, so der Ratsherr.

Wiegands Fraktion schlägt in ihrer Anfrage die Ampeln an der Johannisstraße, Ruhrstraße und Bahnhofstraße für Bergmann-Ampeln vor und verweist darauf, dass die Folien für Lichtsignale nur etwa sieben Euro kosten würden. Zwar unterstützt Wiegand die Anfrage, würde geschlechtergerechte Ampelsignale und Bergmann-Ampeln aber lieber getrennt diskutieren. „Denn eines ist klar: Bergleute waren ausschließlich Männer, die Frauen waren woanders stark gefordert.“

Und was sagt die Verwaltung? Die Antwort auf die SPD-Anfrage steht noch aus – und wird nicht einfach beantworten zu sein, wie Stadtsprecherin Lena Kücük durchblicken lässt. Zwar gestattet das Landesverkehrsministerium – trotz erheblicher Bedenken – „in Einzelfällen von den Gestaltungsgrundsätzen abweichen“, zitiert Kücük aus einem Schreiben aus NRW. Allerdings sei gegebenenfalls eine unabhängige Prüfstelle für die „lichttechnischen Untersuchung der modifizierten Sinnbilder zu beauftragen.“ Kücük: „Ob es tatsächlich mit Beträgen von sieben Euro für Folien getan ist, wird die Verwaltung also noch herausfinden.“