Witten. . Der Stahlbelag bekommt eine Spezialbeschichtung, für den Kunststoff darf es nicht zu kalt sein. Ende November soll alles fertig sein.
Die ersten zwölf von insgesamt 40 Stahlplatten liegen bereits auf der Nachtigallbrücke. Seit Anfang August ist die beliebte Fußgänger- und Radfahrerbrücke gesperrt, die die Innenstadt mit dem Muttental verbindet – wegen der Sanierung des Brückenbelags. Voraussichtlich noch bis Ende November werden die Firmen für die Arbeiten benötigen, so die Stadt Witten. Insbesondere fürs Auftragen der Epoxidharzes werde gutes Wetter benötigt.
Unter Federführung der Heinrich Send (HS) Ingenieurbüro und Brückenbau GmbH aus Castrop-Rauxel sind mehrere Firmen an dem Projekt beteiligt. Die erste hatte ein Spezialgerüst montiert, „eine Brücke unter der Brücke“, mit einer Plattform, auf der die Arbeiter sich sicher bewegen können. Die zweite Firma hat die maroden Eichenplanken der 30 Jahre alten Brücke entfernt, deren Löcher zuletzt mit fast 50 Stahlblechen unterschiedlicher Größe geflickt waren. Auch die Längsträger unter den Planken, ebenfalls aus Holz, wurden ausgebaut.
Auch Längsträger werden ersetzt
In der inzwischen dritten Bauphase hat die Heinrich Send GmbH, die sonst auf Autobahnen und Kanälen noch viel größere Brückenbaustellen stemmt, das Heft selbst in die Hand genommen.
Ihre fünfköpfige Montagetruppe arbeitet sich von Süden nach Norden voran, also in Richtung Ruhrdeichkreisel. Zuerst haben die Männer die neuen Längsträger auf dem verbliebenen Brückengerippe montiert. Die Längsträger sind zwölf Meter lang und zwölf oder 14 Millimeter dick. Dabei kommt schon der „Manitou“ zum Einsatz. Das ist ein Teleskoplader, der an seinem ausgefahrenen Arm bis zu zwei Tonnen heben kann. Im zweiten Schritt holt der „Manitou“ dann eine der Stahlplatten ab, die am Weg zur Brücke bereit liegen, ungefähr dort, wo früher einmal die Kohlenniederlage war. Jede dieser Platten ist acht Meter lang und anderthalb Meter (die halbe Fahrbahn) breit und bringt 1,3 Tonnen auf die Waage.
Als der Teleskoplader eine an den Haken nimmt, biegt sie sich ordentlich durch. Er fährt sie zur Einsatzstelle, beim Einschweben kann sie der Polier (58) mit einer Hand in die richtige Position bringen. Die Kollegen entfernen nur noch die letzten Bretter, die unterlegt waren, um die Tragegurte zu schützen. Dann ziehen sie die Senkkopfschrauben fest. Passt.
Beschichtung ist dicker als der Stahl
Zwölf der 40 Platten liegen mittlerweile. „Bald haben wir ein Drittel geschafft“, sagt der Polier. Wenn alle Stahlplatten liegen, ist die Nachtgallbrücke aber noch längst nicht fertig. Denn auf die grundierten Platten wird noch eine Epoxid-Harz-Beschichtung aufgetragen, die 14 Millimeter stark werden soll – und damit dicker ist als die Stahlplatten selbst mit ihren zwölf Millimetern. Das wird dann eine vierte Firma übernehmen.
Von einem einfachen „Streichen“ der Brücken könne man aber nicht sprechen, erläutert der verantwortliche Bauleiter von HS in Castrop-Rauxel die Eigenschaften des Materials: „Das verhält sich so wie diese klebrigen Zuckerbonbons von der Kirmes – oder wie zähflüssiger Sirup.“ Deshalb müssten beim Auftragen die richtigen Bedingungen herrschen: trocken und nicht zu kalt. Um die Oberfläche auch bei Regen oder Frost künftig rutschfest zu machen, werde in die Kunststoffschicht außerdem feinkörniger und scharfkantiger Split eingearbeitet. Und wieder hat der Telefon-Experte aus Castop-Rauxel ein griffiges Sprachbild parat. „Da fährt man dann drauf wie über ganz grobes Schmirgelpapier.“
>> Ungebetene Gäste
Die Beleuchtung der Nachtigallbrücke wird instand gesetzt. Von den alten Laternen standen nur noch die Masten. Unbekannte hatten die Lampenköpfe abgeschlagen. Die Strom-Zuleitungen sind noch intakt.
Die Brücke bleibt gesperrt. Immer wieder versuchten Leute, diese auf abenteuerliche Weise zu überqueren, so die Arbeiter. Das sei äußerst gefährlich.