Witten. . Björn Gralla vom Veranstalter-Trio über entspanntes Parken, steigende Kosten und seinen schönsten Moment. 140.000 Besucher kamen an den See.

Michael Mittermeier hatte erst mal was zu meckern bei seinem Auftritt, der zu den letzten am Kemnader See gehörte: Zeltfestival Ruhr – der Name würde ihm ja nicht so gut gefallen. Da denke er immer an die Krankheit mit dem Durchfall. Das kann auch nur einem einfallen, der selbst aus Bayern kommt.

Doch natürlich kriegte der Comedian schnell die Kurve und das Publikum zum Lachen. Ausverkauft war die Show – ebenso wie elf weitere in den letzten Wochen. 70.000 Menschen hatten sich ein Ticket für eine der 43 Veranstaltungen gekauft. Ähnlich viele zahlten Eintritt, nur um aufs Festivalgelände zu kommen.

Fans von Dieter Thomas Kuhn.
Fans von Dieter Thomas Kuhn. © Ingo Otto

„Die Besucherzahlen stagnieren auf hohem Niveau“, sagt Björn Gralla, einer der drei vom Initiatoren-Team, zu dem noch Heri Reipöler und Lukas Rüger gehören. Um die 140.000 Gäste – das reiche auch. „Das Gelände und die Parkplatzsituation geben nicht mehr her.“ Apropos Parkplatz. Dass die Suche diesmal recht entspannt vonstatten ging, lag am Wetter. „Es war trocken“, so Gralla (48). Daher konnten alle Flächen genutzt werden.

In den vergangenen Jahren seien immer mal Ausweichplätze ausgefallen, weil die Wiese zu matschig war. Drei Euro kostete das Parken auf allen Plätzen, bis auf einen: Dort zahlten Autofahrer einen Fünfer. Gralla: „Das liegt an dem Bauern, der das auf eigene Kasse macht. Wir würden uns wünschen, dass auch er nur drei Euro nimmt.“ Denn die Leute achteten durchaus darauf.

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Der teuerste Ticketpreis seit Bestehen des Zeltfestivals

Auf den Parkplatz folgt der Eintritt aufs Gelände, der statt anfangs drei inzwischen vier Euro kostet. „Wir können nicht ausschließen, dass es mal fünf Euro werden“, sagt Björn Gralla. Das sei keineswegs bereits beschlossene Sache, „aber manchmal müssen wir unsere Preisstruktur den wirtschaftlichen Veränderungen anpassen“. Schließlich stiegen sämtliche Kosten: für die Böden, für Löhne oder Gema-Gebühren. Auch für die Shows selbst?

Mit knapp 80 Euro war das Ticket für die norwegische Pop-Band A-ha der teuerste Eintrittspreis seit Bestehen des Zeltfestivals. Gralla: „Der Preis wird von den Künstlern vorgegeben. Und sonst würden wir Verluste machen.“ Die Rechnung ist aufgegangen. Das Konzert im großen Zelt, dass 5000 Menschen fasst, war beinahe ausverkauft. Auch Joe Cocker habe übrigens knapp 70 Euro pro Karte gekostet. Doch für die meisten Shows liege der Preis nach wie vor bei 30 bis 50 Euro.

Roger Hodgson von der Band Supertramp setzte den krönenden Schlusspunkt des Festivals.
Roger Hodgson von der Band Supertramp setzte den krönenden Schlusspunkt des Festivals. © Ingo Otto

Ausgewogenes Programm ist schwer aufzustellen

Gralla, der vor allem die Vorstellungen koordiniert, weiß um die Schwierigkeit, ein ausgewogenes Programm für alle zwischen acht und 80 auf die Beine zu stellen. „Wir können nur das buchen, was verfügbar ist.“ Kein leichtes Unterfangen für 17 Tage. Man müsse etwa darauf achten, dass der Künstler nicht ein paar Tage später irgendwo ganz in der Nähe auftritt. Oder dass laute Konzerte nicht parallel zu leiserem Kabarett stattfinden. Bereits jetzt ist das Team mit Buchungen für 2020 befasst. Für 2019 stehen erste Termine fest (siehe Kasten).

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Sein Wunschkandidat blieb ihm aber versagt. „Udo Jürgens hätte wahnsinnig gut hierher gepasst.“ Damit meint Gralla: zu dem Publikum, das überwiegend zwischen 30 und 50 Jahre alt ist. Ansonsten stehen noch Sting, Bryan Adams oder Lionel Richie auf seiner Liste. „Da sind wir schon lange dran.“ Seinen schönsten Moment erlebte der Zeltfestivalmacher am letzten Abend bei Wiederholungstäter Roger Hodgson, dem einstigen Kopf von Supertramp, der dem Veranstalter-Trio auf der Bühne zum gelungenen Festival gratulierte. „Das hat mich extrem bewegt. Gänsehaut pur.“

>>> INFORMATION

  • Das zwölfte Zeltfestival Ruhr findet vom 16. August bis zum 1. September 2019 statt. Einige Künstler haben bereits zugesagt.
  • Angelo Kelly kommt am 17. August mit seiner eigenen Familie zum See. Bosse tritt am 22., Jan Josef Liefers am 25. und Gregor Meyle am 29. August auf. Gerburg Jahnke ist am 1. September an Bord.