Witten. . Hunderte säumen beim Festumzug zum Auftakt des Volksfestes die Straßen. Zum Musikprogramm gehörte Helene Fischer genauso wie das Steigerlied
Kurz vor 16 Uhr füllen sich schlagartig die Gehwege auf Bahnhof- und Ruhrstraße. Aufgeregt schwenken Kinder ihre noch leeren Beutel und Tüten. Aus der Ferne dringen Musik und fröhliche Rufe von den rund 40 Festwagen und Fußgruppen. „Ich frag mich jedes Jahr, wo die Besucher so plötzlich herkommen“, sagt Moderator Karsten Zierdt. Seit „bestimmt tausend Jahren“ steht er zum Start der Zwiebelkirmes auf der Sparkassenbühne. Auch heute wartet er dort auf die langsam eintrudelnden Wagen und Läufer.
Wie in jedem Jahr marschieren sechs Abiturienten der Holzkamp-Schule vorweg. Auf ihren Schultern liegt ein riesiges Blech Zwiebelkuchen. Das gilt es jetzt unbeschädigt bis zum Sparkassenvorplatz zu tragen, wo schon das dazugehörige Bierfass bereitsteht. Aber erstmal heißt es: Stopp! Die liebevoll geschmückten Wagen und Fußtruppen halten immer wieder an und lassen sich von den Zuschauern am Rand bewundern.
Steigerlied und Atemlos gehören zum Repertoire
Bei Mia (5) ist auch ein bisschen Angst dabei. Sie klammert sich in Höhe des Café Möpschens ans Bein ihrer Mama. Die Kinder um sie herum kriechen am Boden und sammeln Bonbons, Lutscher und Kuscheltiere ein, die von den vorbeiziehenden Wagen ins Publikum geworfen werden. „Mia ist schon Tage vorher aufgeregt und wenn’s dann endlich losgeht, fängt sie an zu weinen“, sagt Mutter Henrike. Jetzt meldet sich Mia zu Wort: „Ich will ja die Süßigkeiten haben, aber es ist immer so’n Lärm.“
Auch interessant
Ohne Musik geht es nicht. Nicht nur das Steigerlied ist zu hören. Für schöne Töne sorgen die Jungen und Mädchen der Holzkamp-Gesamtschule und die Bläsertruppe „Rhythmic Trumpets“. Zur Melodie von „Atemlos“ schwingen sie ihre Trompeten und ziehen durch die Fußgängerzone. Dahinter schreiten würdevoll Marktfrauen des TuS Stockum in ihren braun-weißen Trachten. Die Herren vom Schützenverein Herbede bestechen durch ihre schicken Uniformen. Die Damen der Bauchtanzgruppe von TuRa Rüdinghausen schwingen ihre Hüften und klimpern mit bunten Schellentüchern.
Handtasche der Königinmutter fetzt
Daneben läuft die selbst ernannte Königinmutter Helga Flick. „Vor 13 Jahren haben sie mich als Zwiebelkönigin abgesetzt. Da hab ich gesagt: Mach ich halt als Mutter weiter.“ Sie schwenkt ihre Handtasche, an der ein Bund Zwiebeln baumelt. „Warten Sie mal da hinten die Hunnen ab. Die sind der Hammer“, ruft Flick und zieht weiter.
Tatsächlich folgen ganz am Ende des Zugs die Hunnen der Ruhrtalwölfe mit ihren Kriegsbeilen. Gehüllt in Felle und die Gesichter bemalt, sehen sie fast zum Fürchten aus. Aber Entwarnung: Sie strahlen mit der Sonne um die Wette. „Das Wetter ist top – nicht so ein Regen wie im letzten Jahr“, freut sich eine Besucherin.
Besuch aus Beauvais ist jetzt Zwiebel-Fan
Inzwischen ist der Zug an der Bühne vor der Sparkasse angekommen. Neben der Bürgermeisterin schwenken die Vertreter der Partnerstädte fleißig ihre Fahnen. Celia (15) und ihre Freundinnen sind aus dem nordfranzösischen Beauvais angereist. „Es hat richtig Spaß gemacht, mitzulaufen“, sagt die 16-Jährige. „Ich musste nur freundlich lächeln und die Leute haben zurückgelächelt.“
Als die Mädels in Beauvais zum ersten Mal von der Kirmes hörten, fragten sie entsetzt: „Moment, was? Ein Fest für eine Zwiebel?“ Doch der Umzug hat sie überzeugt. „Jetzt lieben wir die Zwiebel.“