Witten. . In diesem Sommer hat sich die Zahl der Wespen mehr als verdoppelt. Bei Kammerjägern und der Feuerwehr laufen die Telefone heiß – auch in Witten.
Die Schädlingsbekämpfer der Firma Kortenbruck sind derzeit jeden zweiten Tag in Witten unterwegs, um Wespennester umzusiedeln oder im Notfall auch abzutöten.
Im Schnitt erledigen sie, wenn sie in Witten unterwegs sind, 30 Aufträge pro Tag. „Das sind deutlich mehr als in den letzten Jahren“, sagt Chefin Christina Kortenbruck. „Wir schätzen, dass sich die Zahl der Wespen in Witten und der Region mehr als verdoppelt hat.“
Königinnen verlassen Nester schon im Sommer
Den Grund dafür sieht sie in dem warmen, trockenen Frühjahr. Kortenbruck weist auf eine weitere Besonderheit hin, die sie in ihren zehn Berufsjahren noch nie erlebt hat: „Es gibt eine zweite Generation.“ Normalerweise verlässt die Königin bei Kälteeinbruch das Nest und sucht sich einen Platz zum Überwintern. In diesem Jahr sind die Völker so groß, dass Königinnen schon im Sommer ihre Nester verlassen und neue Schwärme gründen, die zweite Generation.
Bei Wespen-Alarm: Bloß nicht anpusten
Bei Wespen gilt: Ruhe bewahren. Nervöses fuchteln macht die Tiere aggressiv. Auch Anpusten ist keine gute Idee. Das Kohlendioxid in der Atemluft ist ein Alarmsignal für Wespen.
Lieber nur mit Strohhalm trinken, Gläser und Lebensmittel abdecken, eine alternative Futterstelle anbieten.
Bei der Wittener Feuerwehr gehen etwa fünf Wespen-Notfälle pro Tag ein. Wenn sich das Nest auf einem Privatgrundstück befindet, leiten die Feuerwehrmänner die stachelige Angelegenheit an die örtlichen Schädlingsbekämpfer weiter. Nur wenn die Wespen in Kindergärten, Schulen und anderen öffentlichen Plätzen hausen, greifen die Retter ein.
Auch auf dem Berliner Platz sind die Wespen präsent
Präsent sind die Insekten auch am sonnigen Dienstagnachmittag auf dem Berliner Platz: Erwartungsfroh gleitet dort ein Löffel durch das zart schmelzende Schoko-Eis im Wittener Café Dolce Vita. Und, da sind sie. Zwei Wespen schwirren um den Tisch. Frustriert lehnt sich ein Gast zurück: „Autsch, mich hat eine erwischt.“ Eine dritte Wespe hat auf der Stuhllehne gelauert und zugestochen.
„In diesem Jahr ist es besonders schlimm mit den Biestern“, sagt eine Frau am Nebentisch. Michele Corongiu, Chef von Dolce Vita, gibt ihr Recht. „Sie stürzen sich besonders auf die Sorte Amarena-Kirsch“, so der Italiener. „Seit zwei Wochen ist es richtig schlimm.“
Im Normalfall ist ein Wespenstich nicht gefährlich. Mit Hilfe von Zwiebeln, Eiswürfeln und Spucke sollte der Stich nach drei bis vier Tagen abgeschwollen sein. Doch für Allergiker können Insektenstiche zur Lebensgefahr werden.
Täglich landen etwa fünf Patienten mit Wespenstichen im Evangelischen Krankenhaus. „Am Wochenende sind es mehr, weil sich die Menschen dann eher draußen aufhalten“, sagt Jens-Martin Gorny, Sprecher des EvK.
Wespen sind wichtige Bestäuber
So schlecht wie ihr Ruf sind Wespen übrigens nicht. Denn genau wie Bienen bestäuben sie Wild- und Nutzpflanzen. Das ist beim aktuell beklagten Insektensterben ein wichtiger Job. Beim nächsten Mal also lieber eine Extrakugel Amarena-Kirsch für die schwarz-gelben Freunde bestellen. Autsch.