Witten. . Am Rheinischen Esel soll ein Bläser-Zentrum entstehen. Das Orchester BloW baut für 100 000 Euro ein einstiges Umspannwerk zu einem Probenhaus um.
Seit einem Jahr tut sich was am Rheinischen Esel: Das Symphonische Blasorchester Witten (BloW) baut ein Trafohaus der Stadtwerke zur „Schall(t)zentrale“ um. Dort soll bald ein Proben- und Konzerthaus den Wittenern kulturelle Angebote eröffnen. Zurzeit aber stagniert der Umbau – mangels Geld.
45 000 Euro an Eigenmitteln hat der Verein bereits investiert. Damit ist der Umbau in knapp einem Jahr gut voran gekommen: Eine Fußbodenheizung wurde verlegt, Elektrik und Estrich kamen neu. Die Glasbausteine wurden durch große Fenster ersetzt, die viel Licht in den Saal lassen. Es gibt eine neue Haustür und man ahnt, wie später die Toiletten aussehen werden. Im Souterrain sind Wände gezogen, um dort Seminarräume zu schaffen.
Viel Wert legen die Mitglieder auf die Akustik. Im großen Saal, der 199 Zuschauer fassen wird, hängt bereits die Deckenverkleidung. Die Wände werden mit Dämmwolle gedämmt, davor wird eine akustische Wandverkleidung geschraubt. Ein Akustiker wird anschließend feinjustieren. „Unser Ziel sind zwei Sekunden Nachhall“, sagt der Vereinsvorsitzende Andreas Schremb. „Am Anfang waren es sechs Sekunden.“
100 000 Euro muss das erst 2006 gegründete Orchester insgesamt ausgeben. Nutzen wollen das Haus auch andere: etwa die Musikschule Witten. Die „Brass Band Westfalen“ und der „Kreisbezirk des Volksmusikerbundes“ möchten ihren Sitz nach Witten verlegen. BloW selbst möchte regelmäßig in den Sommermonaten den Radweg beschallen.
Bläserklassen bringen Mitglieder
Dass ein Musikverein so viel investiert, ist Folge einer steigenden Mitgliederzahl (aktuell 64). Der Grund dafür ist laut Schremb die bessere Ausbildung in den Schulen – mit Jeki in den Grundschulen und den Bläserklassen an AMG und HGE. BloW gründete ein Jugendblasorchester, das zurzeit in der Martin-Luther-Gemeinde probt.
„Wir verbringen hier jede freie Minute“, sagt Burkhard Blömeke, der eigentlich Tuba spielt, aber zurzeit die Kreissäge bedient. Das Gros der Bauarbeiten erledigt die Truppe in Handarbeit. Auch der Dirigent Michael Eckelt, hauptberuflich Musikschulleiter, hat mitunter Stemmeisen statt Taktstock in der Hand.
Trotzdem fehlen Spenden, um den Umbau zu Ende führen zu können. „Es gibt keine Fördermittel für Baumaßnahmen“, so Schremb. Für inhaltliche Arbeit gäbe es etliche Angebote, „aber viele sagen: Wir fördern Kultur und nicht Steine. Aber Kultur braucht auch Räume.“
>> Schalthaus lag 15 Jahre in Dornröschenschlaf
Das geklinkerte Gebäude mit den drei hohen Räumen hat keine Adresse. Es liegt am Radweg Rheinischer Esel, etwa in Höhe von Burger King, auf dem Gelände der Stadtwerke.
Das Haus stand seit 2002 leer. Darin befand sich Anlagentechnik, um die 110 000 Volt aus der Hauptstromleitung auf 10 000 Volt zu transformieren. Diese Schaltschränke benötigt man nicht mehr.
Die Stadtwerke hatten vergeblich Mieter gesucht. Nachteile sind fehlende Parkplätze, keine Straßenanbindung, die Geräuschkulisse der Nachbarbetriebe.2017 wurde es an BloW vermietet.
>> Mit einem Baustellenfest wirbt das Orchester für sein Projekt: am 9. September. Infos und Spendenhinweis: www.blow-witten.net