Witten. . Die Nahversorgung im Stadtteil hat sich von der Meesmannstraße an die Wittener Straße verlagert. Gestern eröffnete Netto in einem Neubau.
Der große weiße Gebäuderiegel an der Ecke Rautertstraße/Wittener Straße scheint mitten im Bau zu sein, aber im Erdgeschoss pulsiert das Leben: Der neue Netto-Markt hat eröffnet und lockte bereits um 7 Uhr Neugierige mit Schnäppchen. Viele Herbeder sind froh, dass sich die Nahversorgung im Stadtteil nun verbessert hat.
Binnen weniger Jahre hat sich in Herbede vieles getan: 2016 zog Dominik Grütter mit seinem Edeka weg von der Meesmannstraße in einen Neubau an der Wittener Straße. Netto plante seit 2007 eine Erweiterung, kam aber nicht voran. Völlig überraschend schloss Aldi seinen Markt zum Jahresende 2016. Pläne, woanders in Herbede zu bauen, hat das Unternehmen offenbar nicht – zumal sich abzeichnete, dass Netto mit einem doppelt so großen, nun 1200 qm messenden Ladenlokal, Kunden abziehen könnte.
Es gibt nun vier Bäcker im Ort
Ab Mai 2017 ging es dann rund. Für ein Jahr zog die Edeka-Tochter Netto in den alten Supermarkt an der Meesmannstraße und verkaufte dort. Das alte Gebäude wurde abgerissen, in etwa zehn Monaten neu gebaut. Für Außenstehende wirkt das neue Gebäude an der Rautertstraße wuchtig: mit Parkgarage, dem Ladenlokal im Erdgeschoss und im ersten und zweiten Obergeschoss insgesamt zwölf barrierefreien, gehoben ausgestatteten Wohnungen (Kaltmiete bei 80 qm: 761 Euro). „Die Vermietung lief sehr gut“, sagt Immobilienmaklerin Sabine Tripp. Nur noch zwei Wohnungen seien verfügbar, im August werden die ersten Mieter einziehen. Mit dem Aufzug können diese dann direkt zum Ladenlokal fahren.
Eingangs treffen die Herbeder alte Bekannte wieder: Hier betreibt die Bäckerei Brinker ein Café, das es bis vor zwei Jahren mit im Edeka Meesmannstraße gab. „Viele Leute erkennen uns wieder“, sagt Filialleiterin Monika Bonnmann. „Ein bekanntes Gesicht – das höre ich den ganzen Tag.“ Noch öfter hört sie offenbar, warum es keine Toiletten gibt. Aber die seien vom Gesetzgeber erst verpflichtend ab einer bestimmten Anzahl an Tischen und Stühlen. Die Kunden kommen an diesem Morgen mit Begeisterung – es gibt gratis Kaffee.
Ob ein vierter Bäcker nicht zu viel für das Dorf Herbede ist, fragt keiner. Edeka-Chef Dominik Grütter hat da Zweifel, fürchtet um die beiden etablierten Bäcker in der Meesmannstraße. „In den Vorgesprächen war vom Bäcker auch nie die Rede.“ Im Ganzen aber glaubt er, dass die Nahversorgung in Herbede nun gut aufgestellt sei. Für ihn habe sich der Umzug 2016 gelohnt. „Wir sind viel moderner, haben Parkplätze. Das ist kein Vergleich mehr zu früher.“
Schaufenster des Aldis sind zugeklebt
Ein Blick in die Meesmannstraße. Die sieht belebt aus, vielleicht herrscht es ein bisschen weniger Autoverkehr. Der Supermarkt wird von Arbeitern ausgeräumt, am Montag war zuletzt geöffnet. Was aus der Immobilie wird, ist unklar. Die Drogerie Rossmann, die sich ursprünglich vergrößern wollte, hat diese Pläne verworfen.
Weiter geht es zum Platz an der Schmiede. Die Schaufenster des einstigen Aldi-Marktes sind mit Fotos beklebt, die Obst zeigen. Das sieht fröhlich aus, davor herrscht aber gähnende Leere. Über Ruhe kann sich Netto-Verkaufsleiterin Melanie Haalboom nicht beklagen. Seit zwei Wochen betreut sie den Supermarkt, für den auch neue Mitarbeiter eingestellt wurden. Dass es in Herbede mal einen Aldi gab, davon hat sie noch nie gehört.
>> Nahversorgung hat sich in den meisten Stadtteilen verbessert
Die Nahversorgung hat sich in fast allen Stadtteilen in den letzten Jahren deutlich verbessert. Man denke nur an die neuen Mitten in Bommern und Heven mit der Kombination aus Edeka und Aldi. In Stockum liegen Netto und Edeka in Wurfweite. Die größte Auswahl an Supermärkten gibt es in Annen.
In Rüdinghausen dominiert seit über 80 Jahren Rewe Kesper, der auch Treffpunkt für den Ortsteil ist. Nicht erfreulich ist die Situation auf dem Schnee. Der „Edeka Nahkauf“ schloss 2013. Seitdem scheiterten alle Bemühungen, einen Vollsortimenter oder einen Discounter an die Stadtgrenze Wittener/Herdecke zu locken.