. Ein Jahr lang nutzt der Supermarkt das leer stehende Ladenlokal an der Herbeder Meesmannstraße. Dadurch scheint die Ortsmitte wieder belebter.
- Netto zieht provisorisch um: Denn am alten Standort soll ein Neubau entstehen
- Herbeder freuen sich, dass Netto die leer stehende Immobilie an der Meesmannstraße belebt
- Filialleiterin: Wir wollen die einstigen Aldi-Kunden ziehen
Auf einmal ist mehr Leben auf der Herbeder Meesmannstraße. Da stehen Leute mit Einkaufstaschen und quatschen. Es ist fast wie früher, nur, dass der Supermarkt, vor dem sie stehen, nicht Edeka ist. Sondern Netto, der für ein Jahr in das alte Geschäft gezogen ist und am Dienstag eröffnete.
Der Umzug ist nur provisorisch. Zurzeit räumen Arbeiter Regale und Kühltruhen aus dem alten Netto-Bau an der Rautertstraße aus. Andere lösen die aufgeklebten Schriftzüge von den Fensterscheiben. Der Abbruchunternehmer ist bestellt: bald ist dieses Haus Schutt und Asche. Innerhalb eines Jahres soll an dieser Stelle ein Neubau entstehen. Unten kommt der Supermarkt mit 1200 qm Verkaufsfläche hinein, darüber sind zwei Wohngeschosse. Daneben (der Ascheplatz für die Oktoberfest-Karussells) entsteht eine Parkgarage für Kunden.
„Alte Leute mögen große Supermärkte nicht“
Gerade die aber scheinen das Provisorium an der Meesmannstraße zu mögen. „Sie sollten nicht neu bauen, sie sollten hier drin bleiben“, sagen gleich mehrere Kunden an der Kasse. Jennifer Warode, die erst 25-jährige Filialleiterin, nickt freundlich und verspricht: „Der neue Laden wird ein Schmuckstück. So ähnlich wie die Filiale in Stockum“
Allerdings muss auch sie zugeben, dass diese Übergangslösung ihr weit besser gefällt als sie es sich habe vorstellen können. „Ich wollte eigentlich lieber in den einstigen Aldi ziehen. Aber jetzt habe ich das Gefühl, dass wir mehr Frequenz haben.“ Woran das liegt? „Die Produktauswahl ist gleich. Es ist wohl der Standort.“
Renate Jungjohann erklärt: „Ich war bislang keine Netto-Kundin. Der alte Laden war mir zu unattraktiv.“ Aber diese Marktgröße – mit breiten Gängen zwischen den Regalen, die Platz zum Schwatz lassen – gefalle ihr. „Gerade die alten Leute mögen großen Supermärkte nicht.“
Einkaufslandschaft im Umbruch
Die Fassade wurde in Firmenfarbe gelb getüncht, obendrauf thront der Markenname. Bereits seit Ende der letzten Woche wurde der neue Laden bestückt. Der alte schloss am Montagnachmittag. Die 16 Mitarbeiter räumten dann die Waren aus, die nun auf verschiedene Filialen verteilt werden.
Kundin Claudia Hohoff freut sich vor allem, „dass im Herbeder Zentrum endlich wieder mehr los ist. Auf jeden Fall wertet der Laden den Stadtteil auf.“
Denn seit kurzem ist die Einkaufslandschaft in Herbede im Umbruch: Dominik Grütter zog mit seinem Edeka in ein neues Gebäude an der Wittener Straße, das von den Kunden gut angenommen wird. Netto plant seit 2007 eine Erweiterung, bislang herrschte aber Stillstand. Völlig überraschend schloss Aldi seinen Markt zum Jahresende 2016. Kann bald der neue Netto die vergrämten Aldi-Kunden anlocken? „Wir spekulieren darauf“, sagt Jennifer Warode selbstbewusst. Schließlich werde das noch zu bauende Geschäft doppelt so groß sein, wie der Übergangs-Laden an der Meesmannstraße.
Neubau innerhalb eines Jahres
Innerhalb eines Jahres soll der bisherige Netto an der Rautertstraße abgerissen sein und durch einen Neubau ersetzt werden. Dieser rückt bis an die Wittener Straße heran. Es gibt ein dreistöckiges Haupthaus mit einem hohen Erdgeschoss und zwei Wohngeschossen. „Hineingeschoben“ wird die Glasfront des Supermarktes.
Zwölf Wohnungen werden hier entstehen – entgegen ersten Planungen werden es keine Wohnungen für Menschen mit Demenz sein. „Sie werden alten- und behindertengerecht gebaut“, erklärt Architekt Claus Böllinghaus, der das Objekt im Auftrag eines Bauherrn aus Düsseldorf entworfen hat. „Wie die Wohnungen vermietet werden, ist noch nicht klar.“
Auf die Demenz-Unterkünfte wird verzichtet, weil ganz in der Nähe, neben dem Rathaus der Medizin, solche betreuten Plätze entstehen. Ebenso in einem Neubau des St. Josefshauses an der Meesmannstraße, anstelle des einstigen Pfarrhauses von St. Peter und Paul. Parken können die Marktkunden in einer geschlossenen Garage, die auf dem jetzigen Ascheplatz links neben dem Gebäude stehen wird. Wegen der nahen Wohnbebauung (Voestenstraße, Hedwig-Kracht-Weg) untersagte das Planungsamt offene Stellplätze.