Witten. . Gut zwei Jahre hat es gedauert, bis die Stadt auf einen Prüfauftrag für neue Grillflächen reagiert hat. Für die Jusos sind noch Fragen offen.
Zwei Jahre nach dem umstrittenen Abbau öffentlicher Grillplätze greifen die Jusos das Thema wieder auf und kritisieren die Stadt. Sie habe den damaligen Prüfauftrag der Politik, ob andere Plätze an der Ruhr oder im Stadtgebiet in Frage kommen, bis heute nicht oder nur unzureichend beantwortet.
Rückblende: „Beim Thema öffentliches Grillvergnügen glimmt wieder Hoffnung“, schrieb diese Zeitung, nachdem die SPD den Prüfauftrag Ende 2015 im Umweltausschuss knapp durchgesetzt hatte. Vorausgegangen war der Abriss der Grillplätze am Hohenstein, Hammerteich und im Vormholzer Wald quasi über Nacht.
Stadt begründete Abriss mit hohen Kosten
Im Nachhinein hatte die Stadt das mit den hohen Unterhaltungskosten begründet (50 000 Euro pro Saison), nicht zuletzt bedingt durch den Vandalismus und zurückgelassenen Müll. Doch bis heute vermissen die Jusos die Prüfung von Alternativen.
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„Der Auftrag bleibt auch nach über zwei Jahren unbeantwortet“, kritisiert Vorsitzender Philip Raillon (24). Dabei sei die Idee einfach. Man müsse nur eine klar definierte Fläche ausweisen. Das sei auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit. „Gerade Menschen ohne eigenen Garten leiden unter der derzeitigen Situation.“ Bei neuen legalen Angeboten werde auch weniger wild gegrillt und keiner riskiere ein Bußgeld, hoffen die Jusos. Denn Grillen ist öffentlich verboten.
„Es muss nur jemand den Müll abholen“
„Es muss nur jemand regelmäßig den Müll abholen. Den Grill bringt jeder selbst mit“, sagt Beisitzerin Anne Bleckmann. Die Jusos versprechen sich von ihrer Idee auch weniger herumliegenden Müll in den Ruhrwiesen. Um bei der Entsorgung Kosten zu sparen, schlagen sie Kooperationen vor, etwa mit der Wabe.
Die Stadt hat den Ball in ihrer Antwort vom 22. März aufgenommen: „Eventuell könnten sich durch die Zusammenarbeit mit Dritten Grillmöglichkeiten realisieren lassen.“ Ansonsten sei dafür kein Geld im Haushalt vorhanden. Die Bürgermeisterin bittet um Verständnis für die späte Reaktion. Sie entschuldigt dies mit der „Komplexität des Prüfauftrages“. Für 2019 zeichnen sich unterdessen neue Lösungen ab.
>>> Wabe übernimmt ab 1. Mai die Betreuung des Kahlen Plack
Die Grillsaison ist bereits eröffnet, nach den ersten hochsommerlichen Tagen in diesem Frühjahr. Dass es aber in diesem Sommer noch was werden könnte mit neuen, öffentlich ausgewiesenen Plätzen, ist eher unwahrscheinlich. Aber es kommt wieder Bewegung in die Debatte, nachdem die Jusos das von der Stadt 2015 aus der Öffentlichkeit verbannte Würstchen wieder auf den Grill gelegt haben.
Es geht um den alten Prüfauftrag vom 22. Dezember 2015, den die Stadt bis heute noch nicht vollständig beantwortet hat. Damit hatte die SPD damals auf eine Nacht- und Nebelaktion der Stadt reagiert, die – verärgert über Personalaufwand und Kosten – die oft vermüllten öffentlichen Grillplätze am Hammerteich, Hohenstein und im Vormholzer Wald mitten in der kalten Jahreszeit abgebaut hatte. Der Aufschrei damals war groß.
In dem Antrag, den neben Juso-Chef Philip Raillon damals noch Thomas Richter als SPD-Fraktionsvorsitzender unterzeichnet hatte, wurden zwei Varianten zur Prüfung vorgeschlagen, zum einen „Grillflächen für Jugendliche und andere Bevölkerungsgruppen mit kleinem Budget“, etwa am Anleger der Schwalbe an der Nachtigallstraße oder der Uferstraße oder am Ufer des Kemnader Sees, zum anderen öffentliche Grillplätze für Menschen, die dafür auch etwas tiefer in die Tasche greifen würden. Dafür sollte ihnen die entsprechende Infrastruktur zur Verfügung gestellt werden. Bestes Beispiel ist der Kahle Placke in der Nähe des Freibads, der letzte öffentliche Grillplatz in Witten, mit überdachten Sitzplätzen etc..
Wegen eines personellen Engpasses hat die Stadt die Wabe gebeten, den Kahlen Plack schon in dieser Saison, beginnend am 1. Mai, zu betreuen. Aus dem „Notnagel“ (Wabe-Geschäftsführer Thomas Strauch) dürfte ein dauerhaftes Modell werden. Strauch wäre auch an weiteren Plätzen interessiert, , etwa am Kemnader See, wo bis zum totalverbot oftmals größere, auch türkische Gruppen den Grill anwarfen.
„Ich finde das total schade, dass sich die Leute, die keine eigenen größeren Gärten haben, dort nicht mehr treffen können“, sagt Strauch, selbst in der SPD aktiv. Er findet den Vorstoß der Jusos richtig, etwas anzubieten, womöglich auch direkt an der Ruhr, obwohl es dort auch negative Erfahrungen gibt, sei es mit Müll oder Brandschäden. Strauch: „Wenn man es an der einen Stelle verbietet, wird das Problem nur woandershin verdrängt.“ Zweifel bekundet er allerdings an der Annahme, die Wabe bräuchte vielleicht nur den Müll abzuholen. „So wie sich die Jusos das vorstellen, funktioniert es nicht.“
Kämmerer Matthias Kleinschmidt erteilt öffentlichen Grillplätzen auf „Kosten der Steuerzahler“ zwar eine Absage, ist aber für Kooperationen wie mit der Wabe zu haben. „Ich verstehe die Wünsche und wir kümmern uns ernsthaft darum“, versichert der Beigeordnete. Allerdings glaubt er nicht, dass sich die Wild-Griller, die „sich bei einem Bierchen ans Feuer setzen“, so verdrängen lassen. Kleinschmidt: „Sie setzen sich nicht auf öffentliche Plätze.“