Witten. . Nicht alle Fahrgäste sind für den Warnstreik gewappnet – und warten vergeblich. Einige Abiturientinnen fahren mit dem Roller zur Schule.

Völlig entnervt steht Rolf Köhler (77) mittags um halb zwei an der Haltestelle am Rathaus. „Ich warte schon über eine halbe Stunde“, sagt der Stockumer. Dass der Bus wegen des Warnstreiks bei der Bogestra nicht kommt, weiß er nicht. Und regt sich auf: „Warum hängt denn da kein Zettel am Fahrplan, der das erklärt?“ Es sei nicht schön, die Leute einfach warten zu lassen.

Mehr Verständnis hat die 65-jährige Hevenerin, die gegenüber unterm Bumerang-Dach steht: „Ich war ja selbst im öffentlichen Dienst. Ich kann verstehen, dass die streiken.“ Dass der Bus jetzt nicht kommt, daran hat sie allerdings nicht gedacht. Denn morgens sei sie ohnehin zu Fuß zum Arzt in der City gegangen.

„Dann muss ich mir ein Taxi nehmen“

Komplett vom Streik betroffen ist die Familie Thoms. Für Karin Thoms ist an diesem Dienstag die Welt zwar noch in Ordnung, denn die Linie 371 der VER hat sie zur Arbeit nach Witten gebracht. Doch wenn deren Mitarbeiter am Mittwoch streiken, steht die 57-Jährige auf dem Schlauch. „Ich finde das nicht so lustig, dass ich mir dann ein Taxi nehmen muss.“ Ihr Sohn sei von einem Freund zur Arbeit gebracht worden, ihr Mann sei noch unschlüssig, wie er am Mittwoch seine Arbeitsstelle erreichen soll.

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Für die Mitarbeiter der Wittener Stadtverwaltung war das offenbar kein Problem. Alle seien pünktlich aufgeschlagen, sagt Sprecherin Lena Kücük. Und bei den Deutschen Edelstahlwerken sei es eher der Schnee als der Streik gewesen, der den Mitarbeitern morgens Probleme bereitet habe, so die Auskunft.

„Die Schüler haben sich gut abgesprochen“

Auch die Gymnasien in der Stadt trifft der Streik nicht unmittelbar. „Die Schüler haben sich alle super untereinander abgesprochen und Fahrgemeinschaften gebildet“, verlautet es vom Ruhr-Gymnasium. Im Schiller hatte man sich schon darauf eingestellt, dass morgens das Telefon dauerklingelt. Doch kein Schüler habe wegen des Bus- und Bahnstreiks angerufen. Klar, manche lassen sich von Mama oder Papa fahren.

Besonders pfiffig sind einige Abiturienten: Sie schnappten sich ihre Cityroller und düsten los. „Bei dem Schnee morgens war das schwierig“, sagen Celina (17) und Olympia (18) vom Schiller, die gerade vor dem Rathaus Party machen. Deshalb ärgert sich auch Cihan. „Streiken an sich ist ja okay“, sagt er. „Es ist nur blöd, dass das ausgerechnet in die Mottowoche fällt.“ Wie er nach Hause kommen soll? Das weiß der 17-Jährige jetzt noch nicht.

>> INFORMATIONEN

  • Am Mittwoch, 21. März, werden verschiedene Einrichtungen in Witten bestreikt. So nehmen auch die Mitarbeiter der Stadtwerke am Verdi-Warnstreik teil.
  • Folgende Bereiche sind deshalb geschlossen: die Hauptverwaltung an der Westfalenstraße 18-20, das Kundenzentrum Impuls an der Ruhrstraße 12, das Hallenbad Annen an der Märkischen Straße 13 und das Hallenbad Herbede am Vormholzer Ring 58. Der Notdienst der Stadtwerke ist uneingeschränkt erreichbar.