Witten. . Gerhard Koetter hat uns die Wittener Motive im Panini-Sammelalbum erklärt. Der Bergbau-Experte ist mit der Auswahl zufrieden. Nur ein Bild fehlt.
Witten ist mitten drin im Panini-Fieber. Nicht nur, weil so viele Sammler in der Stadt bei der Jagd nach den bunten Klebebildern mitmachen, die an die Zeit der Bergbaus erinnern. Sondern auch, weil mit Witten ja alles anfing. Und das ist im Sammelalbum vom „Schwarzen Gold“ nachzulesen. Wir haben Bergbauexperte Gerhard Koetter gefragt, was denn zu sehen ist auf den Wittener Motiven. Und ob die Autoren das eigentlich alles richtig aufgeschrieben haben.
Herr Koetter, danke, dass Sie mit uns über die beiden Wittener Bilder sprechen wollen...
Koetter: Wieso die beiden? Im Album sind mehr Motive aus Witten drin. Vier mindestens, vielleicht aber auch fünf.
Okay, fangen wir mal vorne an. Die Geschichte vom Wittener Schweinehirten, der die Kohle entdeckte wird gleich im Vorspann erzählt. Stimmt sie eigentlich?
Sagen wir mal so: Es ist eine schöne Geschichte. Eine Legende, die allerdings auch für andere Orte erzählt wird, für Langenberg etwa. Aber sie könnte stimmen: Das Wort „Mutte“, das dem Muttental vermutlich seinen Namen gab, steht für Sau. Zu den alten Eichen, die dort heute noch wachsen, wurden früher im Herbst die Schweine zur Mast getrieben. Möglich wäre es also. Aber ganz ehrlich: Auch die Römer haben ihre Thermen schon mit Kohle geheizt.
Aber Witten ist schon die Wiege des Bergbaus, oder?
Na ja, so ganz richtig ist das nicht. Es klingt zwar schön. Aber die Wiege ist überall da, wo die Flöze an die Oberfläche traten. Das war im Süden von Dortmund, von Bochum und von Essen so – und eben auch in Witten: Überall an den Bergen der Ruhr. Aber ob es nun hier anfing oder dort – aus Dortmund soll es ältere Urkunden geben – das ist letztlich auch nur ein Streit um des Kaisers Bart.
Also ist dann in Witten gar nichts Besonderes?
Aber sicher doch. Denn nirgends sind die Anfänge des Ruhrbergbaus besser und eindrucksvoller zu sehen als bei uns. Die Felswände mit den Flözen liegen hier an exponierter Stelle, am Steinbruch Dünkelberg, übrigens die erste Station des Bergbaurundwegs. Und das ist dann ja auch ganz richtig das erste Wittener Motiv.
Das zweite ist dann der Stollenbergbau...
Ja, und der war wirklich ganz entscheidend. Die Anlage der Stollen ermöglichte nämlich, dass das Wasser abfließen konnte und sich nicht wie in den Schächten staute. Die großen Erbstollen, in Witten haben wir drei, sind bis heute von großer Bedeutung. Ihretwegen müssen wir nicht pumpen, wie etwa Dortmund. Das kann man etwa am St. Johannes Erbstollen nahe der Ruine Hardenstein schön sehen. Rostig fließt das Wasser da ab.
Und was ist noch aus Witten?
Nummer 24, die Ruhraak. Das ist unser Schiff, ganz sicher. Damit wurde die Kohle über die Ruhr nach Duisburg transportiert. Von diesen Anfängen hat das Ruhrgebiet letztlich seinen Namen – wenn
auch die großen Städte dann weiter nördlich lagen und mit der Ruhr eigentlich gar nichts mehr zu tun hatten.
„Das ist unsere alte Dampffördermaschine“
Das nächste Bild, der Türstockausbau: Ist das auch Witten?
Könnte sein. Die Bilder sind alle ganz ähnlich. Aber Nummer 26 ist sicher Witten: Das ist unsere alte Dampffördermaschine.
Dann haben die Autoren des Albums also alles richtig gemacht?
Dass das Bethaus fehlt, halte ich für einen Fehler. Es war schließlich das erste Betriebsgebäude und das einzig erhaltene Bethaus im Ruhrgebiet. Schade. Aber sonst ist das Album schön gemacht und eine gute Erinnerung.
Warum halten Sie die für wichtig?
Weil wir aus dem, was unsere Urgroßeltern geschaffen haben, bis heute Nutzen ziehen. Ob Infrastruktur, Technik oder Straßen: Mit dem Bergbau ist die Metropole Ruhr entstanden. Und hätte Otto Schott hier nicht an seinem Glas experimentiert, wären wir auch nicht zum Mond geflogen.
>>>SAMMELAKTION LÄUFT DAS GANZE JAHR
Gerhard Koetter, ehemaliger Leiter der Erlenschule, ist ein Experte in Sachen Kohleabbau. Der Hevener hat hierzu Bücher und Aufsätze verfasst. Der 81-Jährige ist auch Autor des Buchs „Als Kohle noch Zukunft war “.
Die Sammelaktion der Funke-Mediengruppe „Schwarzes Gold“ läuft noch das ganze Jahr. Es wird immer wieder Nachschub geben. Die Bilder zum Einkleben gibt es an Kiosken, Tankstellen sowie in Supermärkten und Leserläden.