Witten. . An der Ruhrstraße wird der Stickoxid-Grenzwert weiterhin überschritten. Der Baurat geht davon aus, dass der Luftreinhalteplan eines Tages greift.

Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat vor einer Woche den Weg frei gemacht für streckenbezogene Fahrverbote für Dieselfahrzeuge. Wenn die Luft nicht anders sauberer werde, seien diese als letztes Mittel zulässig. Die Stadt Witten will ein solches Fahrverbot in der Ruhrstraße auf jeden Fall vermeiden und zeigt sich da auch recht zuversichtlich. „Wir gehen davon aus, dass wir dieses Thema nicht werden diskutieren müssen“, sagt Stadtbaurat Stefan Rommelfanger. „Wir arbeiten kontinuierlich an der Luftverbesserung und werden durch die Maßnahmen des Luftreinhalteplans kurz- oder mittelfristig unter den Grenzwert kommen.“

Grenzwert

Den Stickstoffdioxid-Grenzwert (NO2) von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft reißt Witten seit Beginn der Messungen in der Ruhrstraße 2008 jedes Jahr. Die Jahresmittelwerte pendeln zwischen 53 Mikrogramm (2010) und 42 Mikrogramm (2015). Für 2017 liegt die Auswertung der Passivsammlermessung in Höhe Burgkino noch nicht vor. Die Stadt dämpft aber schon mal etwas die Erwartungen.

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Der im November beendete Umbau der Kreuzung Husemann-/Ardey-/Dortmunder Straße könnte „kontraproduktiv“ für das Messergebnis 2017 gewesen sein. Langfristig soll auch die Ertüchtigung des City-Außenrings die Ruhr-/Hauptstraße entlasten – aber im Baustellenjahr könnten viele Autofahrer gerade die City-Achse als Ausweichstrecke genommen haben.

Verursacher

Stickstoffdioxid ist ein Reizgas, das die Atemwege und das Herz-Kreislauf-System belastet und in höherer Konzentration auch für vorzeitige Todesfälle verantwortlich gemacht wird. Den mit 48 Prozent höchsten Beitrag an der Stickoxid-Belastung in der Ruhrstraße trägt der lokale Straßenverkehr – die Busse 29 Prozent, Pkw 15 Prozent und schwere Nutzfahrzeuge drei Prozent. Örtliche Industrie und Hausbrand tragen je drei Prozent bei. 42 Prozent der Belastung sind „regionaler Hintergrund“ - überörtliche Quellen wie zum Beispiel Kraftwerke.

Luftreinhalteplan 2010

Die Luftreinhaltepläne von 2010 und 2016 setzen bei den vor Ort beeinflussbaren Faktoren an. Kerngedanke ist, unnötigen Verkehr aus der Ruhrstraße herauszuhalten und den verbleibenden flüssiger zu machen. Zu den erfüllten Aufgaben des Plans 2010 gehörte der Abbau der Pollerstangen, Linksabbiegeverbote, eine durchgezogene Linie, absolutes Halteverbot, Aufgabe von Parkbuchten – alles um Ein- und Ausparker oder Abbieger daran zu hindern, Busse zu behindern.

Messwerte an der Ruhrstraße in Witten.
Messwerte an der Ruhrstraße in Witten.

Luftreinhalteplan 2016

Der neue Plan, der teils Unerledigtes aus dem alten übernommen hat, umfasst 28 mögliche Maßnahmen. Umgesetzt wurde u.a. Tempo 30 in der Ruhrstraße. Lkw-Navis umkurven die City-Achse, Müllabfuhr und Straßenreinigung kommen zu Nebenverkehrszeiten. In Vorbereitung: An der Fußgängerampel Höhe Johannisstraße wird der Bürgersteig verbreitert, die Abbiegespur kommt weg. Zweck: Die Fußgänger kommen schneller „rüber“ – kürzere Wartezeiten für den Verkehr.

Bussflotten-Umrüstung

Bei den Bussen werden mehrere Hebel angesetzt. Der größte ist die Umstellung der Flotten auf bessere Schadstoffklassen: Die Bogestra zog 2015 Busse mit Norm Euro III oder Euro IV aus dem Verkehr. Zur Zeit setzt sie noch drei Euro-V-Busse ein, die restlichen 55 haben Euro VI oder die Zwischenklasse EEV. Ganz aktuell hat das Unternehmen angekündigt, bei einer großen Neuanschaffung im zweiten Quartal 2018 elf neue Gelenkbusse (Euro VI) nach Witten zu beordern.

>> Weitere Maßnahmen bei den Bussen

Ein Fahrplan für den Umstieg auf geringere Schadstoffklassen wurde auch mit den Anbietern VER, Killer Citybus und Groeger Reisen vereinbart. Alle Fahrer wurden auf sparsames Fahren geschult. Bei Bogestra und Killer senkt das Fahrassistenzsystem „Mix Rybas“ den Verbrauch zudem um fünf bis sechs Prozent.

Alle Bordcomputer der Busse können eine Vorrangschaltung an Ampeln auslösen. Nach der Verkürzung des Fußgängerübergangs sollen die Ampelprogrammierung optimiert werden.