Witten/Bochum. . Jürgen Meißner hat in Ex-Jugoslawien und Afghanistan Minen geräumt. An Silvester zündet er für die Gäste von Haus Kemnade ein Feuerwerk.

Für die Bundeswehr war Jürgen Meißner in Ex-Jugoslawien und in Afghanistan als Kampfmittelbeseitiger im Einsatz, hat Minen geräumt, Bomben und Granaten entschärft.

Der Wittener leitete internationale Teams, hat sechs Monate lang im Kosovo mit seinen Leuten Kriegswaffen vernichtet. Silvester wird der 57-Jährige zusammen mit seiner Frau Ute für ein Feuerwerk an der Wasserburg Kemnade sorgen.

Gebucht wurde der Herbeder von Gastronom Heinz Bruns, der seinen Gästen, die in der Scheune und im Restaurant von Haus Kemnade ins neue Jahr feiern, wieder etwas Besonderes bieten möchte. Jürgen Meißner, der in den vergangenen zwei Jahren Kommandant der Glückauf-Kaserne in Unna war und sich gerade in den Ruhestand verabschiedet hat, arbeitet schon seit mehreren Jahren nebenberuflich als Pyrotechniker für die Wattenscheider Firma Stabe Company.

„Unser Feuerwerk wird bunt“

Das Feuerwerk wird er nicht innerhalb der Burgmauern in den Himmel schicken. „Das ist heute aus Sicherheitsgründen gar nicht mehr erlaubt.“ Mit seiner Frau wird sich Meißner auf den Parkplatz außerhalb der historischen Anlage stellen. Zehn Minuten lang wird der Stabshauptmann a.D. von dort aus den nächtlichen Himmel erleuchten. „Unser Feuerwerk wird bunt“, verspricht er.

Möchte seinen Gästen zu Silvester etwas Besonderes bieten: Haus-Kemnade-Gastronom Heinz Bruns.
Möchte seinen Gästen zu Silvester etwas Besonderes bieten: Haus-Kemnade-Gastronom Heinz Bruns.

Die Zuschauer können sich auf Palmen, Chrysanthemen und Sternenvorhänge freuen, die in einer Höhe von bis zu 60 Metern erstrahlen werden. Und die so weit zu sehen sind, dass sie auch die Silvestergäste der Burg Blankenstein, die eine „Disco-Party“ feiern, erfreuen werden. Vorausgesetzt, um Mitternacht verschleiert kein Nebel die Aussicht ins Ruhrtal.

Mit einem Sommerfest fing es an

Wie kommt ein Ex-Militär zur Pyrotechnik? „Durch meinen früheren General Henning Brümmer, der mich in den 90er Jahren fragte, ob ich nicht einmal ein Feuerwerk für das Sommerfest der Kaserne in Ahlen machen könnte.“ Meißner machte sich erfolgreich an die Arbeit. In seiner Freizeit schoss er fortan bis zu 50 Feuerwerke im Jahr zu allen möglichen Gelegenheiten ab – „vom Firmenjubiläum bis zur Hochzeit“. Auch für die Bundesgartenschau in Gelsenkirchen (1997) und die Landesgartenschau in Oberhausen (1999) wurde der Maschinenbau-Ingenieur gebucht.

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Nur einmal ging die Sache schief. „Da habe ich mir bei einem dienstlichen Feuerwerk eine schwere Verbrennung zugezogen“, erzählt der zweifache Vater. Er hatte eine sogenannte „Bombe“ abgefeuert. „Sie zündete zu früh und eine Leuchtkugel landete in meinem Stiefel.“

Ab Windstärke 6 wird es zu gefährlich

Was könnte Meißner bei seinem Feuerwerk am Haus Kemnade in der Silvesternacht stoppen? „Regen nicht, Eis und Schnee nicht.“ Aber ab Windstärke 6 würde die Sache zu gefährlich, erklärt der Experte. Er hat auch wichtige Tipps für Hobby-Pyrotechniker.

„Finger weg von allem, was in Deutschland nicht legal verkauft wird. Wer mit Böllern hantiert, sollte vorher die Gebrauchsanweisung lesen und auch nicht alkoholisiert sein.“ Wer noch Feuerwerk vom vergangenen Jahr habe, könne dies abfeuern, „aber nur, wenn alles kühl und trocken gelagert war“. Würde Feuerwerk feucht und trockne es danach wieder, „kann es aufgrund einer chemischen Reaktion zu einer Selbstentzündung kommen“, so der gelernte Sprengmeister.

„Das kann einen die Hand kosten“

Er warnt auch vor sogenannten „Polen-Böllern“. „Die enthalten als Knallsatz Perchlorate, das sind chemische Verbindungen.“ Ein „Polen-Böller“ ist nach Ansicht von Meißner gefährlicher als Sprengstoff. „Man weiß nicht, von wem und unter welchen Bedingungen er hergestellt wurde.“ Außerdem könne man durch die enorme Lautstärke bei der Explosion von 160 bis 170 Dezibel einen Hörschaden erleiden.

Das Foto zeigt Jürgen Meißner (li.) 2003 bei seinem Einsatz in Kabul mit  Soldaten aus den Niederlanden, Belgien, Italien, Griechenland und Neuseeland.
Das Foto zeigt Jürgen Meißner (li.) 2003 bei seinem Einsatz in Kabul mit Soldaten aus den Niederlanden, Belgien, Italien, Griechenland und Neuseeland.

Auch Raketen mit Holzstäben gehörten nicht in die Hände von Laien, findet er. „Denn diese Stäbe kommen auch wieder herunter. Menschen schauen beim Feuerwerk nach oben. Das kann böse ins Auge gehen.“ Der Herbeder hat sogar schon beobachtet, „dass Leute Raketen aus der Hand starten lassen. Das kann einen die Hand kosten“.

Aus einem Taxi heraus wurde ein Sprengsatz gezündet

Während seiner vier Auslandseinsätze für die Bundeswehr hat der heute 57-Jährige viele gefährliche Situationen in Ex-Jugoslawien und Afghanistan erlebt. Ein Ereignis, das Meißners Frau Ute nie vergessen wird, war der Anschlag auf einen Bus mit Bundeswehrsoldaten, die im Juni 2003 auf dem Weg zum Flughafen Kabul waren.

Aus einem Taxi heraus wurde ein Sprengsatz gezündet. „Das Attentat kostete vier Soldaten das Leben, 16 wurden teils sehr schwer verletzt.“

Auch Jürgen Meißner war auf dem Weg zum Flughafen, saß aber in einem anderen Fahrzeug. Was seine Frau nicht wusste. Die 55-Jährige: „So eine Angst möchte ich nie wieder erleben.“

>>> INFO: FIRMA VERANSTALTET FEUERWERKE IN GANZ DEUTSCHLAND

Die Firma Stabe Company aus Bochum-Wattenscheid veranstaltet Feuerwerke in ganz Deutschland. „Wir waren aber auch schon in der Karibik“, so Chef Wolfgang Stabe.

  • Für Schauspielhäuser, darunter auch das Bochumer, liefert das Unternehmen bundesweit Theaterwaffen und sorgt für Spezialeffekte.

  • Wolfgang Stabe lädt Kollegen auch zum jährlichen Pyroforum ein, das größte seiner Art weltweit. Seit vier Jahren findet es im Wittener Saalbau statt.