Witten. Alle Partner geben auf: Aus dem Schnorcheln im alten Wittener Klärwerk wird nichts. Die Hürden bei Finanzen und Gelände waren wohl zu hoch.

  • Aus dem Schnorcheln im alten Klärwerk wird nichts
  • Nach einem letzten Anlauf geben die Partner auf.
  • Fehlende finanzielle Sicherheiten und das schwierige Gelände sollen den Ausschlag gegeben haben

Das geplante Tauchsportcenter auf dem ehemaligen Klärwerksgelände in Heven war schon oft totgesagt. Jetzt ist es auch „gestorben und begraben“. Das endgültige Aus bestätigten jetzt die Initiatoren, der Ruhrverband und Projektkoordinator Siegmut Brömmelsiek. Sie gehen nun getrennte Wege.

Erfunden und vorangetrieben hatten die Idee vom Schnorcheln im stillgelegten Klärwerk seit 15 Jahren der Essener „Tauchpapst“ Thomas Kromp, ein Bochumer Tauchlehrer und ein Dortmunder Bauingenieur. Als einzigartig galt das Indoor-Wasservolumen von zusammen 6,4 Millionen Litern im Faulturm und im Klärbecken. Mit Trainingsbetrieb, Hotel, Erlebnisgastronomie und Stelzenhäuschen für Ruhrtalradler wuchs das Investitionsvolumen auf zwölf Millionen Euro an. Das Trio scheiterte bei möglichen Geldgebern immer wieder wegen der Höhe des geforderten Eigenkapitals.

Privatmann versuchte als Koordinator zu helfen

Vor anderthalb Jahren schaltete sich der pensionierte Feuerwehrmann und WBG-Ratsherr Siegmut Brömmelsiek (67) ein, „als Privatmann“, wie er betont. „Ich fand die Idee ideal und habe versucht zu helfen.“ Verdient habe er keinen Cent daran. Als Berater und Koordinator führte er vor allem „zwei große und namhafte Investoren aus Witten“ an das Projekt heran. Es bekam einen neuen Zuschnitt.

Die drei „Module“ Tauchen, Hotel und Gastronomie wurden getrennt. Das Trio um den Essener Kromp wäre bei diesem Modell nur noch Betreiber des Tauchcenters geworden. „Aber die Investoren haben die gleichen Fragen gehabt wie die Banken“, sagt Brömmelsiek zu den Gründen des Scheiterns. Die Betreiber jedes Moduls hätten die banküblichen Sicherheiten und das nötige Eigenkapital mitbringen müssen.

Druckleitung führt über das Gelände

Als weiteren Grund nennt der Wittener die Vertragsbedingungen im Kaufvertrag mit dem Ruhrverband. Das Gelände sei schwierig. Im Boden liegt eine aktive, 1,4 Meter dicke, Druckleitung, durch die fast die gesamte Wittener Kloake zum Klärwerk Ölbachtal in Bochum gepumpt wird. Laut Brömmelsiek stieg der eine Investor vor einem halben Jahr aus. Das Tauchcenter-Trio warf vor drei Wochen das Handtuch. Der zweite und letzte Investor verabschiedete sich jetzt. In dieser Woche habe man die Stadt und den Ruhrverband darüber informiert.

Computer-Visualisierung: Das Becken sollte überdacht werden. Im Hintergrund sieht man den Tauchturm.
Computer-Visualisierung: Das Becken sollte überdacht werden. Im Hintergrund sieht man den Tauchturm. © Tauchcenter Witten

Der Essener Thomas Kromp war gestern nicht erreichbar. Sein Bochumer Partner bestritt gegenüber dieser Zeitung, dass zu wenig Eigenkapital den Ausschlag gegeben habe. „Es lag nicht an den Sicherheiten.“ Er verwies vielmehr auf „nicht nachvollziehbare und nicht erfüllbare Forderungen, die an uns gestellt wurden. Deshalb sind wir ausgestiegen“.

Ruhrverband will jetzt „in Ruhe überlegen“

Der Ruhrverband bestätigte das Aus. „Unserer Liegenschaftsabteilung wurde in dieser Woche mitgeteilt, dass der Investor kein Interesse mehr an dem Projekt hat“, sagt Sprecherin Britta Balt. „Wir überlegen jetzt in aller Ruhe, was wir mit unseren Grundstück anfangen werden.“

>> Kommentar: Reißleine gezogen

Wer die Tauchcenter-Promotoren jetzt Träumer nennt, tut ihnen Unrecht. Sie sind Profis in ihrem jeweiligen Fach. Auch Siegmut Brömmelsiek verdient Anerkennung. Er ließ alle Drähte glühen, als keiner mehr dran glaubte. Hinter den Kulissen lief viel. Banker, Stadtwerke, Wirtschaftsförderung und Baudezernat waren mit im Boot. Die Hürden waren einfach zu hoch.

Wie bekommt man etwa die enorme Wassermenge auf 26 Grad geheizt? Das unternehmerische Risiko scheuten Promotoren und Investoren. Vielleicht zurecht. Spektakulär abtauchen kann man heute auch anderswo. Und für Hotels gibt’s andere Pläne: Haus Herbede, Heveney, Saalbau. Trotzdem schade, dass nichts daraus wird. Aber auch gut, wenn man nach 15 Jahren die Reißleine zieht. Das macht den Weg frei für neue Pläne des Ruhrverbands.