Witten. In diesem Jahr sprießen Pfifferling, Röhrlinge oder Hallimasche besonders gut. Experte Thomas Kalveram sieht einen Trend zum Pilzesammeln.

  • 2017 ist ein richtig gutes Pilzjahr, weil es im Spätsommer so viel geregnet hat
  • Trotzdem ist Witten mit seinen vielen Buchen und Eichen kein so guter Fundort wie etwa das Sauerland
  • Gut zu finden sind zurzeit Steinpilze, Maronen und Hallimasche

„2017 ist ein richtig gutes Pilzjahr“, sagt der Biologe Thomas Kalveram, der häufig auf die Suche nach Pfifferlingen, Täublingen oder Röhrlingen geht. Er erlebt sogar eine regelrechte Sammelleidenschaft – von älteren Leuten, die schon in der Kindheit in die Pilze gingen, und jungen Menschen, die gerade erst auf den Geschmack kommen. Worauf man beim Streifzug in den Wittener Wäldern achten sollte, erklärt er im Interview.

Herr Kalveram, kann man in Witten gut Pilze sammeln?

Kalveram: Unsere Wälder im Ruhrgebiet sind prima, aber nicht so ergiebig wie zum Beispiel das Sauerland. In Witten gibt es vielen Buchen oder Eichen. Der Steinpilz aber mag junge Fichtenwälder. Generell gilt: Je mehr Regen und Wald umso mehr Pilze. Andererseits war der Spätsommer so feucht, dass man gerade gut fündig wird.


Diplom-Biologie und Pilzexperte Thomas Kalveram.
Diplom-Biologie und Pilzexperte Thomas Kalveram.

Welche Sorten findet man in Witten?

Steinpilze, Maronen und zurzeit ganz viele Hallimasche, in rauen Mengen und sehr verschieden: hell mit kleinen Schuppen oder dunkle mit großen Schuppen. Hallimasch ist ein Parasit an Bäumen. Da ist der Förster dankbar, wenn man die erntet. Hallimasche sollte man vor dem Verzehr gut erhitzen, mindestens 20 Minuten.

Und was ist Ihr Lieblingspilz?

Vielleicht der Riesenbovist, der ja auf Wiesen so groß wie ein Fußball wachsen kann. Oder Täublinge, davon gibt es so viele Arten, das macht das Sammeln spannender. Am besten schmeckt mir aber eine Mischpilzpfanne.

Wo geht man in Witten am besten auf Suche?

Einen besonderen Tipp habe ich nicht. Am Wochenende war ich von Gedern nach Wetter hin, Richtung Harkortberg, unterwegs. Unter Pilzsammlern ist es umstritten, ob man gute Fundorte nennen sollte. Man sollte vorsichtig mit der Natur sein. Viele Pilzarten leben in Symbiose mit dem Baum, wie eine Lebensgemeinschaft. Einen Steinpilz kann man nicht züchten, es ist immer ein Wildpilz.

Nimmt der Bestand an Pilzen ab?

Ich glaube, dass das Pilzaufkommen so stark von der Witterung abhängt, dass man das schwer sagen kann. Bis vor einiger Zeit dachte man, dass die Anzahl der Pfifferlinge, Röhrlinge, Täublinge oder Ritterlinge abnimmt. Natürlich, der letzte Herbst war viel zu trocken, da fand man wenig. Dafür hat sich jetzt der Bestand sehr erholt.

Sie bieten bei der VHS Pilz-Exkursionen an. Wie groß ist das Interesse und wer macht mit?

Sehr groß. Am Samstag war ich mit 50 Teilnehmern unterwegs. Viele Leute waren früher mit den Eltern und Großeltern im Wald auf Pilzsuche und entdecken das Thema jetzt wieder neu. Die meisten sind wirklich Anfänger. Ein häufige Frage ist übrigens, ob man Pilze abschneiden oder rausreißen sollte. Das ist egal. Der Pilz ist nur der Fruchtkörper, die eigentliche Pflanze ist unter uns im Boden: Das ist wie ein Apfel, den man vom Baum pflückt.

Wie sehr hält die Angst vor einer Pilzvergiftung eigentlich Leute vom Sammeln ab?

Das schreckt die Leute wenig. Jedes Jahr gibt es Fälle von Pilzvergiftungen. Dabei war es dank des Internets nie einfacher, sich über Pilze zu erkundigen. Die Leute googeln und vergleichen Fotos oder fragen in Pilzforen nach. Aber da sehe ich auch Einträge wie: „Diese Pilze habe ich gegessen, ist das schlimm?“

Man muss sich klar sein: Die meisten Arten, die bei uns wachsen, sind giftig oder ungenießbar. Viele vertragen Pilze auch nicht oder erhitzen sie zu kurz. Ich sage immer: Das Gesündeste am Pilzesammeln ist das Spazierengehen im Wald.