Witten. . Mit einer Gala feiert die Werkstadt 40-Jähriges. In dieser Zeit hat sie sich mehr als einmal gewandelt. Brennpunktpädagogik ist heute angesagt.

  • Samstag (9.9.) feiert das soziokulturelle Zentrum 40-Jähriges mit einer Jubiläumsgala
  • Es gibt noch etwa 50 Karten für den Kabarett-Comedy-Abend
  • Werkstadt hat sich verändert, weil Jugend andere Ansprüche stellt, Uni anklopft, Konkurrenz wächst

Ein Sektchen auf die nächsten Jahrzehnte. Das erwartet die Besucher, die zur Jubiläumsgala am heutigen Samstag (9.9.) gegen 19.30 Uhr in die Werkstadt an der Mannesmannstraße kommen. Das eigentliche Programm beginnt dann gegen 20 Uhr. Da geht’s rund mit Kabarett und Comedy von Dave Davis, Erik Lehmann und Kai Magnus Sting.

Durch so einen bunten Abend führt natürlich auch ein Paradiesvogel: Kay Ray. Der Preis für das Ganze inklusive Pausenhäppchen: 40 Euro – passend zur 40-Jahre-Gala. Karten gibt es an der Abendkasse. Aber die Zeit drängt: Über 200 von 250 Tickets sind bereits verkauft.

Steter Wandel der Werkstadt

Das Beständigste an der Werkstadt in all den Jahrzehnten ist ihr steter Wandel: Vom Jugendzentrum zur Feiermeile der Stadt zum Jugendzentrum. Was nicht unbedingt ein „Zurück zu den Wurzeln“ ist, weil sich die Jugend verändert hat: „Vielen fehlt heute ein Elternteil, Vater oder Mutter, die ihnen die Richtung weisen. Hier setzen wir an“, so Geschäftsführer Benjamin Jecht.

„Viele Jugendliche lassen sich auch nicht mehr wie früher auf langfristige Kurse ein, sondern gehen nur noch kurzfristige Verbindlichkeiten ein. Für die ist besonders unser Jugendcafé Treff wie ein zweites Wohnzimmer“, ergänzt Guido Beck vom Vorstand des Werkstadt-Trägervereins.

© Jürgen Theobald

Gemeinsames Kochen und Essen ist besonders beliebt

Besonders beliebt bei diesen Jugendlichen ist gemeinsames Kochen und Essen. „Das gibt ihnen einmal in der Woche ein familiäres Gefühl. Dann kommen auf einen Schlag bis zu 50 Teilnehmer“, so die Organisatoren.

„Brennpunktpädagogik“ sei angesagt. Jugendliche, die am Rathausplatz oder nachmittags von Schulhöfen vertrieben würden, fänden im Werkstadt-Treff einen Anlaufpunkt. Es seien mehrere Cliquen mit insgesamt 120 Jugendlichen aus allen Stadtteilen. Das Treff ist mittwochs bis sonntags von nachmittags bis abends geöffnet.

Kooperation mit der offenen Ganztagsschule

Aber auch über die Kooperation mit der offenen Ganztagsschule versucht die Werkstadt, den Jugendlichen eine sinnvolle und zeitgemäße Freizeitgestaltung anzubieten. Dazu gehören DJ- und Hip-Hop-Workshops, die Holzwerkstatt und Tanzkurse. „Wir machen uns da breit, wo wir gebraucht werden und ziehen nicht einfach unser Ding durch“, beschreibt Vereinsvorsitzender Volker Hassenpflug das Konzept.

Auch die Uni scheint die Werkstadt zu brauchen: „Die Studenten haben uns als Party- und Veranstaltungsort entdeckt und feiern verstärkt hier“, so Jennifer Müseler, zuständig für Presse und Jugendkultur. Die Uni sei auch an das soziokulturelle Zentrum herangetreten, um sich besser zu vernetzen und mehr in die Stadt zu kommen.

Berühmt-berüchtigt als Ü-30-Büdchen der Stadt

Insgesamt habe man das Vermietungsgeschäft der Werkstadt ausgebaut, weil Disco-Abende schwieriger geworden seien, „obwohl wir als Ü-30-Büdchen der Stadt berühmt-berüchtigt sind“, meint Benjamin Jecht.

„Mit seinem Programm dasitzen und warten funktioniert heute nicht mehr. Man muss rausgehen“, hat Volker Hassenpflug festgestellt. Mit der Eisstadt auf dem Weihnachtsmarkt oder Beteiligungen am Wiesenviertelfest, der Tafelmusik oder zuletzt beim Zwiebelkirmesumzug zeigt die Werkstadt, dass sie auch mit 40 Jahren gut drauf ist.