Die wachsende Zahl der Vierbeiner stagniert. Auch weil die Haltung in Witten teurer ist als anderswo. Das Tierheim ist dennoch überfüllt.
- Die Hundesteuer ist in Witten sehr hoch: die Ruhrstadt liegt von 232 Kommunen in NRW auf Platz 220
- Erhöht hatte die Stadt vor allem die Kosten für Zweit- und Dritthund – um die Hundepopulation in Witten einzudämmen
- Durchdie Hundesteuernahm die Stadt im letzten Jahr 877 000 Euro ein
Für Hundebesitzer ist Witten ein teures Pflaster: In der nun erschienenen Liste des Bunds der Steuerzahler für 2017 liegt die Ruhrstadt von 232 Kommunen in NRW auf Platz 220. Doch die Erhöhungen der Hundesteuer ab 2013 zeigen Wirkung: Die Zahl der Vierbeiner in Witten steigt nicht länger an, bleibt seit drei Jahren konstant.
Aktuell zahlen Hundebesitzer für ihren Fiffi 138 Euro im Jahr. Ein zweiter Hund kostet 210, ein dritter 258 Euro. Erhöht hatte die Stadt vor allem die Kosten für Zweit- und Dritthund – um die Hundepopulation in Witten einzudämmen. „Es ging uns nicht um den einen Familienhund oder den Dackel, der älteren Leuten beisteht“, sagt Stadtsprecher Helmut Sonder.
Er erinnert daran: Die Zahl der Hunde hatte in Witten bedenklich zugenommen. Von 4800 in 2007 auf 6000 in 2016. Seit 2014 sei diese Zahl relativ konstant. Durch die Hundesteuer nahm die Stadt im letzten Jahr 877 000 Euro ein.
Witten gibt keinen Rabatt auf Tierheimhunde
Was auffällt: Witten ist eine der wenigen Städten in NRW, die keinen Rabatt gewährt, wenn man einen Hund aus dem Tierheim nimmt. Andere Kommunen – etwa Wetter – befreien die neuen Besitzer ein Jahr lang von der Hundesteuer. Christina Heine vom Tierheim Witten, Wetter, Herdecke, hält diese Idee für sinnvoll. „Ich glaube schon, dass das Leute zusätzlich bestärkt, einen Hund aus dem Tierheim zu nehmen und nicht vom Züchter.“
Zumal: Das Tierheim an der Wetterstraße ist voller denn je. „Hundemäßig bis zum Geht-nicht-mehr“, sagt Mitarbeiterin Birgit Baumann (50). 47 Hunde sind im Moment dort untergebracht. Gut die Hälfte der Boxen ist doppelt belegt, teilweise sogar dreifach. „Seit zwei Jahren geht es ständig nach oben“, sagt Birgit Baumann. Ein Grund sei die wachsende Zahl von Tieren aus dem Ausland.
Wenn sich die Halter die Hunde im Internet aussuchen, denken sie noch: „Ach, wie niedlich.“ Baumann: „Am Flughafen steht dann auf einmal ein Hund vor ihnen, der statt der angegebenen 30 vielleicht 50 oder 60 Zentimeter groß ist“, sagt die Tierheim-Mitarbeiterin.
Natürlich gebe es auch gute Tierschutzvereine, die Hunde aus dem Ausland vermittelten und die Halter im Vorfeld ausreichend informierten. Doch oftmals kenne der neue Besitzer die Tiere ja gar nicht. „Das ist wie ’ne Lotterie“, sagt sie. Und wenn sich der Hund aus Haltersicht nicht als Volltreffer erweist, geht’s ab ins nächste Heim. Hinzu kommen mehr sogenannte „Sicherheitsstellungen“. Gemeint sind Tiere, die das Veterinäramt beschlagnahmt, etwa wegen schlechter Haltung oder weil Auflagen für Hunde aus dem Ausland nicht erfüllt werden, wie der Impfschutz.
Da das Heim gleich für mehrere Städte zuständig ist und auch Tiere aus Wuppertal oder Sprockhövel dort landen können, sind die Aufnahmekapazitäten irgendwann erschöpft. Denn die Vermittlungszahlen halten kaum Schritt mit der Aufnahmequote.
Kaum Pensionsplätze
Wer einen Pensionshund in den Ferien unterbringen will, hat an der Wetterstraße schlechte Karten. „Wir sind im Prinzip jetzt schon für die Sommerferien ausgebucht“, sagt Birgit Baumann. Während man früher noch um die 35 Urlaubshunde nehmen konnte, sind es aktuell gerade noch fünf – eben weil die Plätze für andere Tiere benötigt werden.
Noch einmal zurück zur Hundesteuer: Hier würde sich die Tierheim-Mitarbeiterin wünschen, dass die Einnahmen auch den Hunden zugute kämen. In Witten denkt sie dabei zum Beispiel an „richtig eingezäunte Auslaufflächen“. Jetzt könnten die Hunde nur frei laufen, wenn die Besitzer der Flächen dies duldeten, wie zum Beispiel auf der Hundewiese am Kemnader See. Ansonsten gilt auf öffentlichen Wegen Leinenzwang.