Witten. . Die Organisatoren haben beliebte zweitägige Party abgesagt. Dem Projekt-Verein „Stellwerk“ fehlt langfristige Finanzierung seiner Arbeit.

  • Die Organisatoren haben beliebte zweitägige Party im Kreativ-Quartier für 2017 abgesagt.
  • Der Grund: Dem Projekt-Verein „Stellwerk“ fehlt die langfristige Finanzierung seiner Arbeit.
  • Nun wird ein Geschäftsmodell gesucht. Überlegt wurde bereits, Immobilien zu kaufen.

Traurige Nachrichten für die Stadt: Das Wiesenviertelfest findet in diesem Jahr nicht statt. „Zeitliche Probleme“ führt Organisator Philip Asshauer zur Begründung an. Außerdem gebe es eine andere große Baustelle: Der Verein „Stellwerk“, der die Projekte im Wiesenviertel koordiniert, muss seine Arbeit auf ein neues Fundament stellen. Denn das Geld reicht nicht mehr für die laufenden Kosten.

Vier Hauptamtliche sind für den Verein aktiv

Der Verein versteht sich als Ansprechpartner, Impulsgeber, Netzwerker, Veranstalter und Marketingagentur im Viertel. Die Kosten dafür wurden bislang über die Projekte abgerechnet, für die der Verein aus verschiedenen Töpfen Fördergelder eingeworben hat. Doch das sei jetzt nicht mehr möglich. „Bis jetzt ging es als Initiative mit viel Ehrenamt, jetzt müssen wir ein Unternehmen werden“, so Asshauer. Vier Hauptamtliche sind inzwischen fürs Wiesenviertel aktiv, dazu kommen die Beschäftigten in der Kulturkneipe „Knut’s“.

Philip Asshauer
Philip Asshauer © Thomas Nitsche

Der Verein sei an einem Scheideweg angekommen, sagt Philip Asshauer, ein Macher der ersten Stunde: „Entweder wir finden ein Geschäftsmodell mit der wir gemeinwohl-orientierte Arbeit finanzieren können oder wir können hier so nicht weitermachen“, mahnt der 37-Jährige. Ohne ein tragfähiges Konzept sei spätestens Ende des Jahres Schluss.

Absage setzt ein Ausrufezeichen

Mit der Absage des Wiesenviertelfests sollte „ein Ausrufezeichen“ gesetzt werden – der Verein wollte sich Gehör verschaffen. Aber es gibt auch handfeste zeitliche Gründe, warum es mit der Organisation diesmal nicht geklappt hat: Das Stellwerk hat bereits intensiv an einer Lösung für das Geld-Problem gearbeitet – allerdings ohne Erfolg: Geplant war, zwei Häuser im Viertel zu kaufen. Die Idee: Der Verein hat mit seiner Arbeit Leerstände gefüllt, das Quartier zu einem beliebten Wohnort gemacht. Der „Ertrag“ dieser Arbeit sollte nicht nur den bisherigen Hausbesitzern überlassen bleiben. Mit der eigenen Vermietung der Immobilien wollte das Stellwerk selbst auch profitieren. Asshauer erklärt: „So sollte ein Kreislauf entstehen.“

Der Verein hatte bereits zwei Häuser im Auge, Verhandlungen liefen, eine Stiftung – die ungenannt bleiben möchte – hatte zugesagt, das nötige Eigenkapital aufzubringen. Doch der Kauf scheiterte, die Besitzerin entschied sich für einen anderen Käufer.

„Der Acker ist gepflügt, nun fehlt uns der Gärtner“

Nun ist der Verein auf der Suche nach weiteren Immobilien, die in Frage kommen – oder anderen Geschäftsmodellen. Hilfe von der Stadt erwartet Asshauer nicht: „Dort ist man zwar interessiert und uns gegenüber positiv eingestellt, aber mit einem Nothaushalt ist es eben schwierig zu agieren.“ Ein Statement der Bürgermeisterin bestätigt diese Auffassung: „Echt schade“, schreibt sie auf Facebook zur Absage des Fests – und wünscht den Machern viel Erfolg bei den weiteren Projektvorhaben.

Philip Asshauer hofft inständig, dass sich eine Lösung findet: „Wir sind so weit gekommen – viel weiter, als wir je gedacht hätten.“ Und es gebe noch viel Potenzial zum Weitermachen: „Es fühlt sich an, als hätten wir einen Acker gepflügt und fruchtbar gemacht – und nun fehlt uns der Gärtner.“

Herzstück des Kreativquartiers>>>DAS HERZSTÜCK DES QUARTIERSHerzstück des Kreativquartiers Herzstück des Kreativquartiers

Das Wiesenviertelfest findet seit 2012 statt. Es gilt als das Herzstück des Kreativ-Quartiers. Einmal im Jahr kommen Kulturinitiativen, Künstler, Musiker, Schauspieler, Designer und über 2500 Gäste zusammen, um das Viertel für ein bis zwei Tage zum Wohnzimmer Wittens zu machen.

Stellwerk-Geschäftsführer Philip Asshauer bedauert die Absage. Die Gründe dafür erläutern er und seine Kollegen noch einmal ausführlich in einem Video, dass man bei Facebook unter auf der Vereinsseite Stellwerk e.V. ansehen kann: www.facebook.de/stellwerk e.V.