Witten. . Nicht eine Straße, auch mehr als ein Viertel – nein, die ganze Stadt feierte mit beim Wiesenviertelfest am Samstag. Das brach alle Besucherrekorde.

Andrea Glaremin spricht aus, was beim Wiesenviertelfest am Samstag (13.6.) wohl die meisten der rund 3000 Besucher dachten: „Das ist hier super, ein Geschenk!“ Im Quartier rund um die Wiesenstraße konnte man staunen, tanzen, singen, rocken, swingen, im Liegestuhl am Pool liegen und am Straßenrand picknicken. Was für ein Tag!

Dabei ist der am Morgen erst mit Regen gestartet. Fest-Teilnehmer, die aus dem ganzen Ruhrgebiet und vom Niederrhein aus angereist sind, werfen sorgenvolle Blicke gen Himmel. Der beruhigt sich dann schnell und es wird ein warmer, sonniger Gute-Laune-Samstag.

Kampftanz auf der Kreuzung

Topwetter auch für Capoeira – kein Getränk, sondern ein Kampftanz, den einst afrobrasilianische Sklaven entwickelten. Akrobatik vermischt sich in Angriff und Verteidigung mit tänzerischen und spielerischen Elementen. Die Truppe „Unicar Bochum“ demonstriert das eindrucksvoll auf der Kreuzung Hammer-, Stein- und Wiesenstraße.

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„Lindy Pott“ verwandelt das Pflaster in einen Tanzsaal – junge Leute, die das Wiesenviertel nachmittags mit Lindy Hop zum Swingen bringen. Einem Tanzstil aus den 1930er Jahren aus den USA, Vorläufer des Boogie-Woogie und akrobatischen Rock ’n’ Roll. Da wippen auch Zuschauer jenseits der 60, den Enkel auf den Schultern, mit den Fußspitzen.

Geschmücktes Tor zum Tummelmarkt

Wer das mit Lampenschirmen geschmückte Tor zum „Tummelmarkt“ in der Steinstraße durchschreitet, kann dort Händler kennenlernen, die man nicht überall antrifft. Maik Rokitta zum Beispiel. Der Gelsenkirchener verwandelt alte Skate- und Longboards in Schmuck und Schlüssel-Anhänger.

Ein paar Meter weiter darf man Mango- und Pflaumen-Essig kosten. Alles selbst gemacht, im niederrheinischen Moers, wie die Frau am Stand erzählt. Insgesamt hat sie 150 Marmeladen im Angebot – auch Schokolade-Ingwer und Physalis-Orange. Lecker!

A-cappella in der Durchfahrt

Das „Unikat-Team“ der Uni Witten ist mit Sängern vor Ort, die mit a-cappella, vorgetragen in der Durchfahrt zwischen zwei Häusern, die Zuhörer verzaubern, die es sich auf Sofas gemütlich machen können.

Sie brachten das Quartier an der Kreuzung Wiesenstraße/Steinstraße zum Swingen: Junge Leute, die den Tanzstil „Lindy Hop“ aus den 1930er Jahren lieben.
Sie brachten das Quartier an der Kreuzung Wiesenstraße/Steinstraße zum Swingen: Junge Leute, die den Tanzstil „Lindy Hop“ aus den 1930er Jahren lieben. © FUNKE Foto Services

Das vierte Wiesenviertelfest – wie immer organisiert von der Kulturinitiative Stellwerk und Geschäftsleuten des Quartiers – ist auch eine Frischluft-Party für Kinder. Die malen, trommeln, schmieden, bauen Vogelhäuschen und können zusehen, wie fleißige Bienen Honig für ihre Brötchen produzieren. Der Verein „Honigbären“, der Wittener Kinder und Jugendliche für die Imkerei begeistern möchte, präsentiert im Schaukasten eine Wabe mit Brut. Etwas zum Naseplattdrücken.

Kleine Besucherin im Glück

Achtklässler der Blote-Vogel-Schule zeigen anderen Kids, was man alles aus Ton und Speckstein machen kann. Und auf dem Hof des Second-Hand-Ladens „Rosenrot“ in der Casinostraße, können Kinder mit kleinem Taschengeld auf große Einkaufstour gehen. Simone Engelke bietet Spielzeug aus zweiter Hand an und hat über ihren Stand geschrieben: „Zahlen Sie, was Sie möchten.“ Emma, acht, nimmt sie beim Wort. Das Mädchen ersteht für 50 Cent einen roten Hula-Hoop-Reifen und noch zwei Walkie-Talkies. Kleine Festbesucherin im Glück.