Witten. . Der Ansturm war überwältigend. Die Kunstschnee-Rodelbahn hat am Wochenende alle Rekorde gebrochen. So viele Menschen, so viel Begeisterung.
- Großer Ansturm am sonnigen Winter-Wochenende auf Rodelbahn am Hohenstein
- Die Ersten kamen schon früh am Samstagmorgen. Da war die Piste noch gar nicht geöffnet
- Kinder hatten Spaß, aber auch die Großen. Bei Glühwein und Kaffee. Startpunkt war sehr glatt
Puuh, war das ein tolles Wochenende! Nix Winterberg. Der aktuelle Ruhrgebiets-Rodel-Hotspot hieß: Hohenstein!
Wer vom fast vollständig gefrorenen Hammerteich am Samstag (21.1.) den Berg hinaufspaziert, dem kommen während des steilen Aufstiegs immer mehr Familien entgegen. Dick eingemummelte Kinder jeden Alters schleppen alte Holzschlitten und bunte Plastikschalen mit sich. Schon weit vor dem Bergerdenkmal schalle Gelächter und Johlen durch den Wald. Viele folgen dem Aufruf des Stadtmarketings, den Wagen unten stehen zu lassen, wenngleich einige Unverbesserliche das „Durchfahrt verboten“-Schild geflissentlich übersehen und doch rauffahren. Rauf zur Rodelbahn.
Dort finden sich schon am Samstagmorgen zwischen neun und zehn die Ersten ein, vor allem Eltern von kleineren Kindern, die schon seit Stunden wach sind und dem Schlittenspaß entgegenfiebern. Aber es braucht Geduld, bis die Piste öffnet – vor 11 Uhr läuft da nichts. „Wir waren noch bis drei Uhr nachts draußen, um sie zu präparieren“, sagt Thomas Schmidt vom Stadtmarketing. Und: Starte man zu früh, sei die Bahn schon am Nachmittag nicht mehr „fahrtüchtig“.
Glühwein und Kaffee für die Eltern
Sei’s drum. Alle haben ihren Spaß, trotz Wartezeit, trotz rutschiger Pole-Position und Massenansturm. Immer wieder wollen Kinder den Hang mit dem leichten Gefälle hinunterfahren. Auf die Piste, fertig, los – und ab geht die mal mehr, mal weniger wilde Fahrt. Strohballen fangen die ganz Übermütigen auf.
Ein Mädchen legt sich flach auf den Rücken, um ordentlich Fahrt aufzunehmen. Papa ruft noch: „Du musst gucken!“ Doch es ist schon zu spät: Mit vollem Karacho rauscht die Kleine in ein anderes Kind, das gerade seinen Schlitten hinaufziehen will. Beide landen im Schnee. Nach kurzem Schock schütteln sich die Mädchen: „Nichts passiert!“
Am Fuß des Rodelhangs sind Buden aufgebaut. Eltern wärmen sich mit Glühwein und Kaffee auf, während ihre Kinder den Hang hinunterjagen. Eine Frau funktioniert kurzerhand die bunte Sitzschale des Nachwuchses zum Bratwurst-Tablett um. Disco-Musik dröhnt aus Lautsprechern. Ein Junge macht neben der Piste einen Schnee-Engel. Hunde tollen durch die weiße Landschaft. Eine Mutter säubert den vom Nutella-Crêpes verschmierten Mund ihres Jüngsten.
Kreatives Chaos
Lutz (7), Michelle (7) und Milena (12) brauchen jetzt auch eine Pause. Die Kinder sitzen auf ihrem Holzschlitten und genehmigen sich einen Kakao. Die Wangen sind gerötet von der Kälte und der aufregenden Fahrt. „Meine Cousine hat mich immer vom Schlitten geschubst“, sagt Michelle lachend und zeigt auf Milena. Daraufhin steht Milena kurzerhand auf, nimmt das Seil des Schlittens in die Hand zieht daran. Der Schlitten macht einen Ruck und Michelles Kakao schwappt über. Milena kugelt sich fast vor Lachen. Michelle findet’s auch witzig: „Ey“, ruft sie, dann schleckt sie ihre Finger ab: „Naja, jedenfalls ist der Kakao jetzt nicht mehr zu heiß.“
Die Größeren haben auch ihren Spaß. „Ich bin hier schon als Kind runtergefahren“, erzählt ein älterer Herr am Rand. Damals vermutlich auf echtem Schnee, der nicht aus einer Kanone kam. Auch Kathrin und Marie ziehen ihren 20 Jahre alten Schlitten hoch. Die beiden 17-Jährigen sind schon ewig nicht mehr gerodelt. Über Facebook haben sie von der Aktion gehört – und flugs den alten Schlitten vom Dachboden geholt.
Den Einstieg zur Piste zu erreichen, ist kein leichtes Unterfangen. Denn der Berg ist ziemlich glatt. Einmal oben angekommen, herrscht kreatives Chaos. Nun ja: Irgendwann kommt jeder mal dran. Ein kleiner Junge wartet geduldig. Dabei sitzt er stolz wie Oskar auf seiner Sitzschale: „Mein Schlitten ist zwar nicht der schnellste, aber der schönste.“