Am Montag geht es für den Rotkreuz-Helfer Christian Schuh in die Ferne: Der Kinderkrankenpfleger arbeitet sechs Monate lang in einem Krankenhaus im afghanischen Kandahar.

Mehr als 1370 Soldaten sind beim Isaf-Einsatz in Afghanistan seit Dezember 2001 gefallen. Die Taliban wird stärker, Selbstmordattentate nehmen zu. Und die Bundeswehr steht in der Kritik wegen des Luftangriffs, bei dem mehr als 120 Menschen ums Leben gekommen sein sollen. Afghanistan ist ein gefährliches Land. Und dort will der 28-jährige Wittener Christian Schuh vom Deutschen Roten Kreuz sechs Monate in einem Krankenhaus arbeiten. „Ehrenamt ist für mich Herzenssache.”

Angst, sagt er, habe er nicht. „Sonst könnte ich nicht vernünftig arbeiten. Aber Respekt ganz ohne Frage.” Am Montag startet der Flieger. Dann ruht sein Medizinstudium in Bochum für ein Semester, auch seine Teilzeitstelle als Kinderkrankenpfleger im Bergmannsheil in Gelsenkirchen-Buer. Es geht über Berlin und Genf, wo noch Vorbereitungstreffen stattfinden über Neu-Delhi nach Kabul. Und von dort dann nach Kandahar in den Süden Afghanistans.

Dort wird er im Mirwais-Krankenhaus arbeiten, einer Klinik mit 350 Betten und etwa 500 Patienten, die pro Tag behandelt werden. Ganz in der Nähe wird er auch wohnen. Sein Haupteinsatzort wird die Kinderstation sein, erzählt er, er könnte aber aufgrund seiner Rettungsdienstausbildung und der technischen Ausbildung des DRK auch in anderen Stationen eingesetzt werden.

Afghanistan ist bereits sein dritter freiwilliger Auslandseinsatz. Auf den Philippinen und in Zimbabwe hat er sich um die Wasseraufbereitung gekümmert. Aber Afghanistan ist der erste Einsatz in einem Krisengebiet.

„Ich habe eine Woche, nachdem das Angebot vom internationalen Komitee des roten Kreuzes kam, nachgedacht. Für mich allein, mit meiner Freundin und meiner Familie”, erinnert sich Christian Schuh. Dann sagte er zu.

Das Krankenhaus in Kandahar wird seit 25 Jahren vom internationalen roten Kreuz beziehungsweise roten Halbmond betreut. „Da komme ich in eine schon laufende Organisation”, weiß Schuh. Einige Wochen lang ist seine Vorgängerin, eine Hebamme, noch gleichzeitig mit ihm vor Ort und kann ihn einarbeiten.

Um Sprachprobleme mit den Patienten zu vermeiden, steht Schuh ein Vertreter der lokalen Roter-Halbmond-Organisation zur Seite. „Bei Kindern spielt Sprache keine Rolle”, sagt Schuh. „Da verständigt man sich auch so.” Auf kulturelle Unterschiede und das Leben in Afghanistan hat er sich vorbereitet. Auch auf gefährliche Situationen wie eine Entführung oder Beschuss.

Das DRK stellt ihn in den sechs Monaten als Kinderkrankenpfleger ein, damit er seine laufenden Kosten hier bezahlen kann. Sollte er in Afghanistan nicht klarkommen, kann er das Handtuch werfen. Aber das hat Christian Schuh nicht vor. „Ich glaube, dass ich dort einiges lernen kann.”

Montag geht es los. Einsatz im Krisengebiet.