Witten. . Der Streichelzoo hat jährlich rund 100 000 Besucher. Trotzdem steht er auf der Rotstift-Liste. Politik und Verwaltung denken über Lösungen nach.
Rund 100 000 Besucher lockt der Streichelzoo jährlich auf den Hohenstein, sagt Stadtförster Klaus Peter. „Sie kommen nicht nur aus Witten, sondern auch aus den umliegenden Städten.“ Eine Attraktion, die die Stadt jährlich rund 80 000 Euro kostet – für Personal (anderthalb Stellen), Futter, Instandhaltung und Strom. Angesichts der prekären Haushaltslage steht der Zoo, für den kein Eintritt verlangt wird, auf einer Streichliste. Die Grünen im Rat haben vorgeschlagen, Tierpatenschaften könnten doch einen Beitrag zu seinem Erhalt leisten. Vorbild: der Zoo Dortmund.
Die Piraten-Fraktion und Bündnis 90/Die Grünen haben außerdem gemeinsam angeregt, dass man auf dem Gelände des Streichelzoos eine Spendensammel-Box aufstellen könnte. Vorbild: Wittens Ruhrtalfähre. Wer sie für eine Überfahrt nutzt, kann hierfür freiwillig zahlen.
Vorschläge aus der Politik, über die die Stadt nachdenkt. Verwaltungsintern überlege man gerade, „wie ein Modell zur finanziellen Unterstützung, beziehungsweise Entlastung des Streichelzoos aussehen könnte“, sagt Stadtsprecherin Lena Küçük. „Da ist aber noch nichts spruchreif. Denn so etwas will ordentlich geplant sein, damit es auch langlebig ist.“
Frettchen sind nachtaktiv
Stadtförster Klaus Peter betont, wie wichtig ein Zooerlebnis für kleinere Stadtkinder sei. „Die haben heute ja häufig wenig Kontakt zu Tieren – bis auf Hamster, Wellensittiche und Meerschweinchen.“ Im Streichelzoo können Mädchen und Jungen erleben, wie Hühner in der Erde scharren, wie verdammt neugierig Ziegen sind und dass auch Kaninchen gerne kuscheln. Die zwei Hausfrettchen bekommen Besucher seltener zu Gesicht. Klaus Peter: „Das sind dämmerungsaktive Tiere.“
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Die beiden Hängebauchschweine des Streichelzoos haben eine besondere Geschichte, wie der Förster erzählt. „Die hat ein Mann hinter seinem Haus gehalten – in einer Reihenhaussiedlung.“ Der „Schweine-halter“ habe deswegen Stress mit seiner Frau bekommen. „Er hat uns die Tiere dann geschenkt.“ Peter hält Tierpatenschaften für eine gute Idee. Und verweist auf den Streichelzoo in Mülheim, der so etwas zum Erhalt der Einrichtung auch anbiete. „Das ist ein Baustein für die Finanzierung eines Zoos.“
Muckel, das 100-Kilo-Tier
Wittens Streichelzoo-Tiere haben übrigens keine Namen. „Nur ein Wildschwein in unserem Gehege hat einen bekommen. Es heißt Muckel.“ Muckel, heute sieben Jahre, wurde im Wald gefunden, damals geschätzte sechs Wochen alt. Forstwirt und Streichelzoo-Mitarbeiter Stefan Fielicke nahm sich des Schweins an und zog es groß. „Mit Katzenmilch, Haferflockenbrei, später auch Kartoffelbrei.“
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Muckel ist heute ein stattlicher Keiler, bringt rund 100 Kilo auf die Waage. Der Ziehvater bleibt auf Abstand. „Das ist ein Wildtier, das einen schwer verletzten kann. Selbst wenn er nur aus lauter Freude heranstürmt“, erklärt Fielicke.
Rohe Spaghetti sind kein Futter
Der die Besucher des Streichelzoos und des Wildtiergeheges noch um eines bittet: „Kein Brot, keine anderen Teigwaren und keine Nudeln verfüttern. Da können Schweine und Ziegen Koliken von bekommen.“ Auch rohe Spaghetti oder Rasenschnitt seien kein Tierfutter. „Wir haben sogar schon erlebt, dass Besucher schimmeliges Brot mitbrachten. Das geht gar nicht.“