Witten. . Donnerstags bietet DRK Sport für Ältere in Herbede an. Selbstversuch mit neun Damen auf Nachwuchssuche – auch nach Herren.

Donnerstag um 14.30 Uhr haben diese Damen keine Zeit für’s Kaffeekränzchen. Anni, Helga und die anderen sieben trudeln mit gepackter Sporttasche in der Halle der Herbeder Grundschule ein. Von der Gruppe kann sich mancher Jungspund eine Scheibe abschneiden: Die Seniorinnen, die gleich ins Schwitzen kommen, sind im Schnitt sportliche 76 Jahre alt.

Die Schuhe sind geschnürt, Leggins und Stirnband sitzen. Auch der Autor hat sich in Schale geschmissen. Die Damen suchen nämlich Nachwuchs, wenn auch eigentlich etwas älteren. Und eben nicht nur Frauen. „So viele waren wir mal“, sagt Gertrud Holland und zeigt auf eine Namensliste. Über 30 hatten mal ihre Beine mit dem Terraband gedehnt, Hanteln gestemmt, Bälle gehoben. Und dabei nicht nur etwas für den Körper getan, sondern auch Spaß gehabt. Mittlerweile seien einige gestorben, krank geworden oder weggezogen. „Was so passiert im Alter.“

Eine von vielen Übungen: Mit einem Arm an die Wand lehnen und die Beine vor und zurück bewegen.
Eine von vielen Übungen: Mit einem Arm an die Wand lehnen und die Beine vor und zurück bewegen. © Barbara Zabka /

Gertrud Holland hatte die Herbeder Gymastikgruppe für Senioren – ein Angebot des Roten Kreuzes – vor zehn Jahren übernommen. Inzwischen hat die Rentnerin sie an Gabriele Hannappel (64) abgegeben. Das heißt aber nicht, dass Gertrud Holland, 81 Jahre alt, nicht noch mitmachen würde. „Und wenn die Gabriele mal verhindert ist, dann springe ich ein.“

Eine gibt den Ton an

Aber genug der Worte. Jetzt geht’s ans Eingemachte. „Es wird langsam Zeit“, meint Gabriele Hannappel und schaut auf die Uhr. Es geht ziemlich entspannt und freundschaftlich zu unter den Seniorinnen. Einer muss aber eben für etwas Ordnung sorgen. Oder wie die 64-Jährige mit einem Augenzwinkern meint: „Einer muss den Ton angeben.“ Zunächst auf dem Programm: Warmmachen. Im Hintergrund spornt Johnny Cash zum Mitmachen an. Wir dehnen die Beine, nach vorne, nach links, nach rechts. Beim (sonst sportfaulen) Autor zwickt es schon.

Koordination ist gefragt – eine gute Übung auch für den Kopf.
Koordination ist gefragt – eine gute Übung auch für den Kopf. © Barbara Zabka /

Dann ist Koordination gefragt: „Wir bewegen die Arme zur Seite, die Beine vor und zurück“, gibt die Übungsleiterin den Takt vor. Gar nicht so einfach. Aber das soll’s ja auch nicht sein. „Die Übungen sollen auch den Kopf fit halten“, sagt Gabriele Hannappel. Gerade für Ältere wichtig. Da passt auch eine Übung, bei der viele bunte Sportreifen zum Einsatz kommen. Nach dem Dehnen mit den Sportgeräten werfen wir einen Ring mit der linken Hand hoch und fangen ihn mit der rechten. Und umgekehrt.

Viele Freundschaften sind entstanden

Dann ist Zeit für eine verdiente Pause. „Die Übungen mit den Reifen machen immer Spaß. Das Dehnen ist sehr wichtig für die Gelenke“, weiß Gisela Kappen (64), die seit knapp zehn Jahren mit dabei ist. Und Waltraud Golüke (84), die seit 1985 „mitmischt“ und damit am längsten mit von der Partie ist, freut sich: „Am schönsten ist, dass wir zusammen sind. Es haben sich schon viele Freundschaften entwickelt.“ Aber dazu später mehr.

Es geht wieder runter von der Holzbank, rauf auf den Hallenboden. Wieder kommen die Ringe zum Einsatz. Diesmal aber bittet Gabriele Hannappel zum Spiel: Jede der Damen und der „Hahn im Korb“ stehen in einem der bunten Reifen und denkt sich eine Stadt aus: Stuttgart, Hamburg, Berlin, Bochum und einige mehr. Eine Übung, bei der es um Bewegung geht. Und ums Merken.

Städte-Spiel sorgt für viele Lacher

In die Hocke gehen und mit dem Reifen nach vorne beugen: Das Dehnen ist ein wichtiger Teil der Sportübungen.
In die Hocke gehen und mit dem Reifen nach vorne beugen: Das Dehnen ist ein wichtiger Teil der Sportübungen. © Barbara Zabka /

Denn jeder soll eine kleine Reise machen. „Wir suchen uns zwei Städte aus, in die wir wechseln“, erklärt Gabriele Hannappel. Von Bochum über Frankfurt nach Kiel machen sich die Seniorinnen auf den Weg, vor und zurück, hin und her. Bevor alle vollends den Überblick verloren haben: Wer war nochmal Kiel? Und wer um Himmels Willen ist Bochum? Spaß ist garantiert.

Dann ist Schluss. So schnell ging der Sportunterricht in der Schule (gefühlt) nicht um. Schon nächsten Donnerstag heißt es für die Senioren wieder: dehnen, rollen, heben, schwitzen, Spaß haben. Doch Moment: Ganz vorbei ist der gemeinsame Tag auch gegen 15.30 Uhr dann doch noch nicht: „Nach dem Sport gehen wir immer gemeinsam spätschoppen“, verrät Waltraud Golüke. Ein Bierchen? „Nee, ein Wasser.“ Sportlich, die Damen.