Witten. Rainer Einenkel, ehemaliger Betriebsratsvorsitzender von Opel Bochum, spricht auf der Mai-Kundgebung des DGB. Das Thema des 61-Jährigen: Solidarität.
Premiere bei der Mai-Kundgebung des DGB Witten am kommenden Sonntag auf dem Rathausplatz: Rainer Einenkel, bundesweit bekannt als ehemaliger Betriebsratsvorsitzender von Opel Bochum, ist der diesjährige Redner der Veranstaltung. Das Thema des 61-Jährigen, der seit 35 Jahren in Stockum lebt: Zeit für mehr Solidarität.
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Die Kundgebung, die um 11 Uhr beginnt, eröffnet Mathias Hillbrandt, Vorsitzender des Wittener DGB und Geschäftsführer der IG-Metall. Bürgermeisterin Sonja Leidemann wird ein Grußwort sprechen. Hillbrandt, der am 1. Mai mit 1500 Teilnehmern rechnet, erinnert vor dem Tag der Arbeit daran, dass die Stadt „in den vergangenen anderthalb Jahren rund 1500 industrielle Arbeitsplätze verloren hat“. So habe es einen Stellenabbau unter anderem bei den Firmen Habermann, Eisenwerk Böhmer und Unify gegeben.
Rainer Einenkel betont, dass der 1. Mai „kein Kampftag mit roten Fahnen“ sei, sondern ein Tag der Solidarität, des Zusammenseins und des Austausches. „Das brutale Alltagsgeschäft findet täglich in den Betrieben statt.“
Das Ruhrgebiet stürzt ab
Von Solidarität versteht der Mann etwas: Zehn Jahre stand er an der Spitze des Opel-Betriebsrates, kämpfte bis zuletzt für seine 3500 Kollegen, darunter 160 Wittener, um den Erhalt des Bochumer Werkes. Vergeblich. Am 1. Mai will Einenkel das bundesweite DGB-Thema „Zeit für mehr Solidarität“ auf Witten, auf die Region „herunterbrechen“. Fast jeder fünfte Wittener lebe unter der Armutsgrenze. „2030 wird jeder Zweite nicht mehr wissen, wie er mit seiner Rente zurechtkommen soll.“
DGB lädt zum Familienfest auf den Rathausplatz
Die, die am 1. Mai zum Rathausplatz kommen, dürfen sich auch auf „ein Familienfest“ freuen – mit Stelzenläufern, Kinderschminken, dem Liedermacher Heiko Fänger, einem Infomarkt, sowie leckeren Speisen und Getränken.
Die IG-Metall wird ihr neues rollendes Büro vorstellen. Mit einem Wohnwagen will man künftig in Witten unterwegs sein, auch bei Firmen haltmachen, um die Arbeit der Gewerkschaft vorzustellen. Wer möchte, erhält an Bord sogar eine Rechtsberatung.
Das Ruhrgebiet stürze derzeit ab, so Einenkels Einschätzung. Der auf einen jüngsten deutschlandweiten Städtevergleich verweist, bei dem das Revier in puncto Arbeitsmarkt, Wirtschaftsstruktur und Lebensqualität ganz hinten landete.
Seit dem 1. April arbeitslos
Bei der Mai-Kundgebung wird er aber auch über die notwendige Eingliederung von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt sprechen. Und über die Solidarität in Betrieben, in denen es kein Lohndumping gebe dürfe, keine Zwei-Klassen-Gesellschaft – mit der Stammbelegschaft auf der einen, sowie Leiharbeitern und Menschen mit Werkverträgen auf der anderen Seite. Nicht zuletzt macht er sich für mehr Lohn- und Gehalts-Gerechtigkeit für Frauen auf dem Arbeitsmarkt stark.
Rainer Einenkel ist seit dem 1. April „offiziell“ arbeitslos, wie er erzählt. Er fügt hinzu: Seine Kollegen, die nach der Schließung des Opel-Werks in eine Transfergesellschaft wechselten und nicht in Jobs vermittelt werden können, werden im kommenden Jahr in der Arbeitslosenstatistik auftauchen. Ein Umstand, der den Wahl-Wittener sichtlich schmerzt.