Witten. . Damit Rettungsdienste die Unglücksstellen bei Badeunfällen an der Ruhr schneller finden, haben Stadt und DLRG ein Informationssystem aufgestellt.

Immer wieder ereignen sich tragische Badeunfälle an der Ruhr, obwohl das Schwimmen dort verboten ist. Damit der Rettungsdienst schneller zur Unglücksstelle gelangt, hat die Stadt jetzt 23 neue Schilder entlang des Flusses aufgestellt. Darauf stehen Nummern, die Zeugen eines Unfalls jetzt beim Notruf angeben können. „Dann weiß der Rettungsdienst sofort, um welchen Standort es geht“, erklärt Tobias Hahn vom Ordnungsamt.

„Ruhr-Standort-Informationssystem“ (Rusis) – diesen komplizierten Namen trägt die Beschilderung. Erfunden haben es die Bochumer: die Uni gemeinsam mit der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Den Anlass dazu habe ein Vorfall in Hattingen vor über zehn Jahren geliefert, erinnert sich Michael Vogel (52) von der DLRG Witten: Damals sei ein Rettungswagen nach einem Notruf zuerst auf der falschen Uferseite gelandet und habe dann einen Umweg von 20 Minuten fahren müssen. Ob das tatsächlich Auswirkungen auf den Verletzten hatte, wisse er nicht mehr. „Aber man ist doch ins Grübeln gekommen“, so Vogel.

Zwei Wasserleichen im letzten Jahr geborgen

Im letzten Jahr wurden zwei Leichen aus der Ruhr bei Witten geborgen: Im heißen Juli war ein 21-jähriger Flüchtling aus dem Irak, der nicht schwimmen konnte, bei einem tragischen Unfall in Wetter im Fluss verschwunden und in Höhe der Wetterstraße tot gefunden worden. Im Herbst wurde laut DLRG ebenfalls ein Vermisster bei Witten in der Ruhr entdeckt.

Einige der neuen Schilder stehen auf Privatflächen. Die Stadt dankt den Eigentümern.

2006 entwickelten Uni und DLRG das System für die Ruhr. Die Freizeitgesellschaft installierte es fast zeitgleich auf eigene Kosten rund um den Kemnader See. „Auch wir haben schon 2008 versucht, das für Witten anzuschieben“, so Vogel. Leider sei es aus finanziellen Gründen gescheitert: „Wir hätten private Sponsoren finden müssen.“ Schließlich aber begeisterten sich doch Stadt und Politik für die Idee. Michael Vogel und DLRG-Kollege Dirk Trapmann (39) haben die Standorte für die Schilder ausgesucht.

Sie befinden sich überall da, wo Gefahrenpotenzial lauert. Zum Beispiel am Wasserkraftwerk, wo vor etwa zehn Jahren ein Ertrunkener gefunden wurde, der mit seiner Freundin im Ruderboot unterwegs war – „und Alkohol getrunken hatte, dann wird es auf dem Wasser immer kritisch“, sagt Vogel. Auch an der Hundewiese in Herbede stehen Schilder, an Anlegestellen der Schwalbe, an der Lake- und der Nachtigallbrücke, der Burgruine Hardenstein und mitten in den Ruhrwiesen – eben an den bekannten illegalen Badestellen. Deshalb hat die Stadt zur Sicherheit auch gleich noch ein zweites Schild dazu montiert, das Baden, Zelten, Grillen und Müll abladen verbietet.

Auch die Feuerwehr begrüßt das neue System: „Auf einer so großen Fläche war es immer ein Risiko, die richtige Stelle zu finden“, sagt Andreas Witt. „Nun ist jeder Meldepunkt auf unserer Karte verzeichnet und wir wissen sofort, wie wir hinkommen.“ Übrigens: Die Eins am Ende der Nummer meint das linke Flussufer, die Null das rechte.