Bochum/Hattingen/Witten. .

Vorhersehbare Gags, Bild-Bashing und verzweifelter Wortwitz: Sprachakrobat Roger Willemsen und der Kabarettist Dieter Hildebrandt enttäuschten beim Zeltfestival.

Noch bevor der charismatisch-literarische Sprachakrobat Roger Willemsen und der Kabarettist Dieter Hildebrandt beim Zeltfestival zum ersten Witz ansetzen, werden sie mit tosendem Vorschussapplaus empfangen. Dass manche damit allerdings aufs falsche Pferd setzen, soll sich erst im weiteren Verlauf zeigen.

„Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort“ lautet der Titel des Programms, das so blutleer und enttäuschend daherkam wie ein Zombie ohne Tötungsabsichten. Willemsen und Hildebrandt führen durch die Geschichte der Lüge und begnügen sich mit Gefälligkeitshumor, der von unbequemer Reibung an den Verhältnissen nichts wissen will. Die Gags – vorhersehbar, weil das Programm von ausgelutschten Geschlechterdifferenzen und leichten Opfern lebt.

Mit RTL- , Bild- und Guttenberg-Bashing bedienen Willemsen und Hildebrandt den bürgerlichen Konsens mit platten Pointen und bestätigen Vorurteile anstatt Originelles zu liefern. Immer wieder lahmt das Pointen-Pony, das sie hier ins Rennen schicken.

Nach einer Zugabe verlang kein Zuschauer

Der Wortwitz wirkt verzweifelt, wenn sie aus Hellmuth Karasek einen Karasack machen. Obwohl das Kalauerkontingent, das Gurken, Sprossen und Ehec liefern, längst ausgeschöpft ist, wird es selbst an diesem Abend noch durch die Witzmaschine genudelt. Was herauskommt, reicht gerade mal zum Gähnen.

Willemsen und Hildebrandt gelten sonst vollkommen verdient als geistreich, scharfsinnig und tiefgründig. Diese Erwartungen enttäuschen sie erheblich – allein, weil sie sich nicht entblöden, auf Lokalpatriotismus zu setzen, um kurz darauf den Bielefeld-existiert-nicht-Witz zu bringen.

Kurzzeitig bricht dann doch noch ein Lichtblick durch, als Willemsen Nietzsche zitiert, der auf die Konstruktion von Objektivität hinweist und damit den entsprechenden weltgeschichtlichen Ansatz geboten hätte, um das Konzept der Lüge zu dekonstruieren. Doch auch dieser Stoff wird verschenkt. Stattdessen schlüpfen sie wieder in die Pose gespielter Empörung. Medienkritik und Doppelmoral.

Diese Zahnlosigkeit wird quittiert: Die Reihen lichten sich, nicht alle kehren nach der Pause zurück. Die verbliebenen spenden begeisterten Applaus, nach einer Zugabe verlangt jedoch niemand.