Bochum/Witten. .

Jazz-Musiker Jamie Cullum ließ sich am Samstagabend beim Zeltfestival Ruhr von den Fans feiern. Nicht nur, weil er ein großartiges Konzert gegeben hat, auch weil er einen Tag zuvor seinen 31. Geburtstag feierte.

Ein graues T-Shirt, dazu eine kurze schwarze Hose und dicke weiße Turnschuhe. Die Haare wuselig. Also, nein. Also, wirklich nicht. In diesem Outfit gibt man doch kein Jazz-Konzert. Da holt man den Anzug aus dem Schrank hervor und bindet sich die Krawatte ordentlich. Eigentlich. Aber nicht, wann man Jamie Cullum heißt, aus England kommt und plötzlich ein Zelt betritt, in dem es stickig, schwül und weit über 30 Grad sind. Da ist es völlig legitim, dass Jamie Cullum am Samstagabend bei seinem Auftritt beim Zeltfestival Ruhr aussah, als käme er gerade aus dem Freibad.

„Es gibt nicht viele Konzerte, bei denen ich es mir erlaube, in Shorts auf die Bühne zu gehen“, ruft Jamie Cullum den Menschen im ausverkauften Zelt am Kemnader See zu. Wie sich schnell herausstellen sollte, war die Hitze nicht der einzige Grund für Cullums lässiges Sommer-Outfit. „Ich hatte gestern Geburtstag und da habe mir auch die letzte Jeans ruiniert“, erzählt Cullum. 31 Jahre alt sei er geworden und, nun ja, er wisse auch, dass er viel jünger aussehe. „Manchmal halten mich die Leute für 12.“ Dafür gab es ein „Happy Birthday“ vom Publikum.

Mit Bier auf der Bühne. „Cheers!“

Ob 12 oder 31. Fest steht, dass Jamie Cullum jetzt schon der erfolgreichste britische Jazz-Musiker aller Zeiten ist. Vier Millionen verkaufte Alben, ein Grammy, ein BritAward und zwei Golden Globe-Nominierungen – der kleine Jamie Cullum (1,60 m ist er kurz) ist ein Großer im Musikgeschäft. Auch sein im November erschienenes fünftes Album „The Persuit“ verkauft sich sehr gut.

Mit „I’m All Over It“, der ersten Single-Auskopplung seines neuen Albums, begann Jamie am Samstagabend sein Konzert. Schnell war klar: Stillsitzen ist nichts für Jamie. Beeindruckend, wie der Brite den Flügel spielt – mal im Sitzen, mal im Stehen mal hüpfend. Bei „Just One Of Those Things“ stand er plötzlich auf dem Piano und tanzte dort oben wie andere in der Disko auf den Boxen. Spielte er mal kein Klavier, dann sprang und tanzte er über die Bühne. Nach jedem Lied musste Cullum zum Handtuch greifen, schon nach einer halben Stunde bestellte er sich das erste – und es blieb das einzige – kühle Bier auf die Bühne. „Cheers!“

Mit seiner locker lässigen und humorvollen Art riss Cullum das Publikum vom ersten Song an mit. Die Leute im Zelt tanzten, sangen, klatschten und kuschelten bei den Balladen - etwa bei „If I Ruled The World“ oder auch „All At Sea“ aus dem 2003er Album „Twentysomething“. Als Cullum dann den Jazz-Klassiker „What A Difference A Day Made“ anstimmte, wurde es ganz still im Zelt. „Jeder liebt diesen Song. Man könnte ihn auf dem Mond singen und alle sind begeistert.“ Begeistert waren die Fans im Zelt, keine Frage.

Zugaben „Mixtape“ und „Wind Cries Mary“

Auch wenn Jamie Cullum als Jazz-Künstler auftritt, so versteht es der 31-Jährige, unterschiedliche Musikrichtungen einfließen zu lassen. Rock, Pop und auch ein wenig Elektro finden sich in seinen Songs wieder. Cullum und seine vierköpfige Band arbeiteten eh kein straffes Programm ab, sondern jammten und improvisierten bei fast jedem Stück. Bei „Twentysomething“, „Don’t Stop The Music“ oder bei „I Get A Kick Out Of You” gönnten sich die Musiker lange Instrumental-Passagen. Cullum experimentierte mit unterschiedlichen Stimmlagen, dichtete spontan die Texte um. Klar, dass aus „Twentysomething“ ein „Thirtysomething“ wurde.

Zwei Stunden stand Jamie Cullum schließlich auf der Bühne. Gegen 22 Uhr verabschiedete er sich nass geschwitzt mit den Zugaben „Mixtape“ und „Wind Cries Mary“ von den Fans. Die feierten ihren Lieblings-Jazzer mit „Oh, oh, oh“-Gesängen, um Minuten später ein langes „Ahhhh“ zu rufen, als sie aus dem stickigen Zelt heraustraten und erstmals die angenehm kühle Luft einatmeten. Ein gelungener Konzert-Abend.

Jamie Cullum begeistert

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