Die Entscheidung soll in der letzten Ferienwoche im Schulministerium fallen: Dann werden Eltern, Schüler und Lehrer erfahren, ob die Schule wie geplant am 17. August beginnt – oder wegen der Ansteckungsgefahr mit der Schweinegrippe erst später.
„Machbar ist alles”, kommentiert Gabi Wichern die Pläne der Landesregierung, „aber ist das nicht ein bisschen viel Panikmache?” Die Abteilungsleiterin für die Stufen fünf bis sieben an der Maria Sibylla Merian-Gesamtschule kann sich nicht vorstellen, dass der Schulbeginn wegen der neuen Grippe wirklich nach hinten verschoben wird. „Das, was dann an Unterrichtsstoff ausfallen würde, kann man ja gar nicht mehr nacharbeiten”, befürchtet sie.
Verkürzung anderer Ferienzeiten?
Die einzige Möglichkeit, den Schulstoff wieder aufzuholen, wäre nach Ansicht Gabi Wicherns eine Verkürzung der Herbst- oder Weihnachtsferien. „Aber ich glaube nicht, dass da jemand mitmachen würde.” Da aber Lernstandserhebungen in Klasse acht, zentrale Prüfungen in Klasse zehn und natürlich das Abitur anstünden, bei denen die Inhalte ja vorgegeben seien, kann sich Gabi Wichern nicht vorstellen, „dass jemand ganz oben das Risiko eingeht”.
„Man muss abwarten, wie sich das Ganze entwickelt”, sagt hingegen Hildegard Schröter. Die stellvertretende Leiterin der Realschule Höntrop ist überzeugt: „Wenn jemand krank ist, egal ob Schüler oder Lehrer, bleibt er doch ohnehin zu Hause.” Abwarten und der Sache gelassen entgegen sehen, lautet deshalb ihre Devise: „Vor einem Jahr hatten wir die große Ankündigung, dass die Masern wiederkommen, aber die Problematik ist an uns vorbei gegangen.” Sollte allerdings Gefahr im Verzug sein, ist für die Schröter die Gesundheit höher anzusetzen als der Schulstoff. „Es geht um Menschen, und es geht um Gesundheit – da muss alles andere zurückstehen.”
„Ich habe mich gefragt weswegen”, kommentiert Ute Herbstreit, Rektorin der Hauptschule Mitte, die angedachte Verlängerung der Ferien. „Alles, was über zwei drei Tage hinausgeht, wäre für uns schwierig, weil wir relativ schnell nach den Ferien in die Betriebspraktika gehen – aber ob das reicht, um der Schweinegrippe ein Schnippchen zu schlagen, das bezweifle ich.”
Abstand nehmen von Küsschen geben
Die Hauptschul-Rektorin hat sich allerdings schon Gedanken gemacht, wie sie ihre Schüler zu mehr Hygiene veranlassen kann, um der Ansteckung vorzubeugen. „Viele Schüler begrüßen sich morgens mit Küsschen”, erzählt sie. „Da werde ich sagen, dass man zurzeit besser ein bisschen Abstand hält.” Auch über den Einsatz von Desinfektionsmitteln hat Herbstreit bereits nachgedacht. „Wir können nur mit unseren bescheidenen Mitteln etwas tun, weil wir zurzeit im Nebengebäude untergebracht sind, aber an Seifenspender wird schon zu kommen sein.”
„Wenn das Ministerium die Anordnung rausgibt, dass die Schulen geschlossen bleiben, ist klar, dass man dem Folge leistet”, sagt Kirsten Voß von der Grundschule Westenfeld. „Die Frage ist aber, ob es was bringt. Kinder spielen doch auch außerhalb der Schule miteinander, so dass die Ansteckungsgefahr da ist.” Sicher wären vor allem die i-Männchen enttäuscht, wenn sich die Einschulung verzögern würde. „Es ist Sache von Eltern und Schule, das den Kindern zu erklären.” Egal, wie das Ministerium entscheide: „Die Gesundheit der Kinder steht an erster Stelle.”
Ihre Kollegin Sabine Burkhardt, Leiterin der Gertrudisschule, will grundsätzlich erst einmal abwarten, wie die Ministerien entscheiden: „Ich gehe gelassen damit um, denn es gibt kompetente Menschen, die wissen, was zu tun ist.”