Wattenscheid. . Sie kämpfen gegen starke Schmerzen am ganzen Körper, etliche Folgebeschwerden – und vor allem gegen das Unverständnis ihrer Umgebung. Auf einem Informationstag am 25. März wollen Fibromyalgie-Patienten über die Krankheit informieren.

Mit starken Schmerzen im rechten Arm hatte die Krankheit bei Rosemarie Gwosdz Anfang der 80er Jahre begonnen. Kurze Zeit darauf schmerzten auch Nacken und Schultern. Was folgte, war für die heute 68-Jährige eine wahre Odyssee von Arzt zu Arzt. „Ich habe zahlreiche Medikamente bekommen, schließlich wurde mir sogar Cortison gespritzt“, erzählt sie.

Geholfen habe das alles nicht. Und schließlich, sieben Jahre später, bekam Rosemarie Gwosdz die niederschmetternde Diagnose „Fibromyalgie“. „Da fällt man erst einmal in ein Loch – weil es kein ideales Mittel dagegen gibt“, gibt sie zu. „Es wird zwar vieles versucht, aber es gibt noch nichts, wo man sagt: Das hilft.“

Zusammen die Schmerzen vergessen

Vor allem das fehlende Verständnis ihrer Umwelt belastet Fibromyalgie-Patienten. „Viele Leute sagen: Ach, die hat immer Schmerzen und jammert“, sagt Gisela Weitz (72), die ebenfalls von der Krankheit betroffen ist. In der Wattenscheider Fibromyalgie-Selbsthilfegruppe hat sie das Verständnis gefunden, nach dem sie vergeblich gesucht hat te– und noch mehr. „Hier können wir zusammen lachen und die Schmerzen vergessen.“

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„Es ist wichtig, sich mal richtig aussprechen zu können“, sagt auch Ingrid Reinfandt (63). Auch sie hat es oft erlebt, dass sie als Simulantin abgetan wurde – sogar von Ärzten und Gutachtern ihrer Krankenkasse. „Man kann die Krankheit weder im Blut noch durch Röntgen oder ähnliches nachweisen“, erklärt Gisela Weitz. Wohl deshalb liege dieser Verdacht so nahe. „Aber das ist demütigend“, sagt Ingrid Reinfandt. „Man ist schon angeschlagen – und bekommt dann noch eins drauf.“

Hilfe durch Selbsthilfe

Gegenseitig helfen sich die zwölf Mitglieder der Wattenscheider Selbsthilfegruppe auch bei der Suche nach der passenden Therapie. „Nicht jedem helfen die gleichen Medikamente“, weiß Leiterin Rosemarie Gwosdz. Eine der wichtigsten Säulen bei der Behandlung der Fibromyalgie sei die Schmerztherapie. „Wichtig sind aber auch Bewegung, Stressabbau und Entspannung.“ Vor allem Bewegung in warmem Wasser könne die Beschwerden lindern – deshalb sind die Mitglieder der Selbsthilfegruppe froh, an einer Wassergymnastik teilnehmen zu können. „Wir haben dort eine Trainerin, die sich gut mit der Krankheit auskennt“, freut sich Leiterin Rosemarie Gwosdz.

Ausflüge, Vorträge, aber auch gemeinsame Kaffeetrinken oder Theaterbesuche gehören zum Programm der Gruppe. Die Schmerzen indes – sie bleiben den Teilnehmern. „Man muss sie sich so vorstellen, als habe man immer schweren Muskelkater“, sagt Rosemarie Gwosdz. „Man steht morgens damit auf und geht abends damit ins Bett.“

In der Gruppe könne man lernen, mit dem Schmerz zu leben – und ihn immer öfter auch mal zu vergessen. „Es gibt auch noch was anderes neben dem Schmerz, nämlich am Leben teilzunehmen“, betont die Leiterin. Das findet auch Ingrid Reinfandt – obwohl sie sich zeitweise zurückzieht und auch schon mal eine Verabredung absagt. „Aber mittlerweile“, sagt sie und lacht, „haben in meiner Umgebung auch viele andere Leute Schmerzen – altersbedingt.“ Und dadurch auch mehr Verständnis.