Essen.. Die Angst vieler Patienten vor Infektionen und multiresistenten Keimen in Krankenhäusern ist groß. Dabei sehen sich Essener Kliniken bei der Hygiene gut aufgestellt. Dennoch: Es gibt, angesichts einer neuen Gesetzes-Vorlage, zu wenig Fachärzte.
Screenings für multiresistente Keime gehören in vielen Krankenhäusern zum Standard-Repertoire. Weiterbildungen für Hygiene-Fachkräfte werden angeboten, Qualitäts-Kataloge zusammengestellt, um für die Bekämpfung genau der Erreger, die vor Ort häufig auftreten, gerüstet zu sein. Die Krux: Es gibt zu wenig Hygienefachärzte, um in Essen alle Stellen zu besetzen.
120 Hygiene-Ärzte in Deutschland – bei 2200 Kliniken
Nur in zwei Bundesländern, darunter Nordrhein-Westfalen, wird derzeit an einer verbindlichen Hygiene-Verordnung gearbeitet. Überarbeitet wurde diese letztmals zum 1. Januar 2010. Und bereits damit taten sich Probleme auf. „Man schätzt, dass es bundesweit nicht mehr als 120 Hygiene-Fachärzte gibt“, sagt Klaus Schatzmann, hygienebeauftragter Arzt am Krupp Krankenhaus. Dem gegenüber stehen in Deutschland rund 2200 Krankenhäuser.
Nun gleichen sich Gesetzes-Vorlage und NRW-Verordnung in weiten Teilen, weswegen Essen derzeit Städten in anderen Bundesländern in der Umsetzung voraus ist – doch das hilft nur bedingt: „Wir müssten laut novellierter Verordnung drei Fachärzte und sechs Hygienefachkräfte beschäftigen“, sagt Walter Popp, Leiter der Hygieneabteilung am Uniklinikum. Zwei Ärzte, vier Fachkräfte gibt es derzeit. Besetzen wolle man die offenen Stellen in den nächsten Monaten.
Externe Hygienefachärzte als Berater
Das Krupp-Krankenhaus löst das Personalproblem mit einem externen Berater vom Hygiene-Institut Gelsenkirchen. „Auch das ist laut Hygiene-Verordnung erlaubt“, sagt Schatzmann, der seinerseits für die Umsetzung der Qualitätsstandards in den beiden Häusern in Steele und Rüttenscheid sorgt. Rasch sei mit mehr Personal nicht zu rechnen. „Die Facharztausbildung dauert rund sechs Jahre. Zudem gibt es wenig Ausbildungsmöglichkeiten. Wir müssen also erst mal an die NRW-Verordnung ranwachsen“, sagt Schatzmann. Weitere Gesetze, ob auf Landes- oder Bundesebene, halten beide Mediziner nicht für sinnvoll. „Erst mal sollte man die Verordnung, die es gibt, konsequent umsetzen“, sagt Popp.
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Kein weiterer Anstieg von MRSA-Patienten
Insgesamt stellen beide Hygienespezialisten keinen weiteren Anstieg an MRSA-Patienten fest. „Das zeigt, dass man das Problem gut in den Griff bekommen kann, wenn man konsequent daran arbeitet“, sagt Popp. Hinzu komme, dass gemäß der Anwendungsstrategie-Empfehlung der Bundesregierung die Verordnungen von Antibiotika um mindestens 30 Prozent reduziert worden seien. „Natürlich müssen wir sicherstellen, dass die Patienten weiter gut versorgt sind“, sagt Schatzmann. Antibiotika seien jedoch häufig nicht der richtige Weg, „denn bei MRSA haben wir es mit trainierten Keimen zu tun. Nur die härtesten kommen bei einer Antibiotika-Therapie durch“ – und eben diese seien am Ende dann nicht mehr mit dem Medikament zu bekämpfen.