Wattenscheid. .

Der Steilmann-Fabrikverkauf in Wattenscheid steht vor der Schließung. Grund: Zwangsgelder wegen missachteter Auflagen. Ob es doch eine andere Lösung gibt, soll ein letztes Gespräch der Radici-Konzernleitung mit der Stadt Bochum klären.

Im Steilmann-Fabrikverkauf an der Berliner Straße brummt derzeit der Bär – womöglich schlagen die Schnäppchenjäger noch mal zu. Denn der Outlet-Store soll Ende Januar geschlossen werden, hatte der Radici-Konzern mitgeteilt.

Zum Hintergrund: Die Stadt Bochum war mit Zwangsgeldern in Höhe von 60 000 Euro gegen den Fabrikverkauf vorgegangen, der an diesem Standort keine Genehmigung mehr besaß. „Wir versuchen, noch einmal mit Bochums Wirtschaftsdezernent Paul Aschenbrenner ins Gespräch zu kommen, ob es eine andere Lösung gibt“, erklärt Radici-Sprecher Michael Grönebaum.

Kritische Worte findet Roland Mitschke, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion und Wirtschaftspolitischer Sprecher, für den Vorstoß der Verwaltung. Er hatte im Ausschuss für Wirtschaft, Infrastruktur, Stadtentwicklung u.a. gefragt, ob das Vorgehen der Bauverwaltung zur Schließung des Outlet-Centers mit der Wirtschaftsförderung abgestimmt war und ob es nicht in einem Abwägungsprozess besser gewesen wäre, den Fabrikverkauf auf eine neue rechtliche Grundlage zu stellen. Zudem fragte er, welche zukünftige Nutzung der Immobilien der Verwaltung vorschwebt.

Mitschke kritisiert mangelnde Wirtschaftsfreundlichkeit

Die von der Stadt verhängten Zwangsgelder, die Radici zur Aufgabe des Outlet-Stores in Wattenscheid veranlassen, beruhen, so Mitschke, „auf einem Vertrag, von dem jeder wusste, dass die Auflage, 800 Arbeitsplätze in Wattenscheid zu halten, von Anfang an unrealistisch war. Formal war der Fabrikverkauf mit dem Masterplan Einzelhandel nicht im Einklang, andererseits hat dies schon wegen des immer geringeren Umfanges mit einem großen Teil auswärtiger Kunden nicht zu Nachteilen für Wattenscheids Innenstadt geführt. An anderer Stelle wird mit Verstößen sehr viel nachsichtiger umgegangen, z.B. Gartencenter in Sevinghausen“.

Steilmann habe „über Jahrzehnte Tausenden in der Stadt Arbeit und Brot gesichert. Ist man nicht allein dem Namen Steilmann verpflichtet, 1. Konsens mit den Eigentümern zu suchen und 2. Restaktivitäten und Arbeitsplätze hier zu halten? Wirtschaftsfreundlichkeit, siehe jüngstes Städte-Ranking, sieht anders aus. Hier hat man mit Kanonen nach Spatzen geschossen und sich letztlich selbst getroffen“, so Mitschke.

Der Radici-Konzern betreibt Outlet-Stores an zehn Standorten, u.a. in Herne und Gelsenkirchen.