Wattenscheid. .

Beim „Grünpfeil“ sollte man im Falle eines Verstoßes nicht rotsehen. Genauso hat aber gestern ein Autofahrer gegenüber der Polizei reagiert – und es kommt ihn ziemlich teuer zu stehen.

70 Euro, dazu die obligatorische Bearbeitungsgebühr von 23,50 plus drei Punkte in Flensburg und obendrauf noch eine Anzeige wegen Beleidigung. Das alles hat ein Verkehrssünder innerhalb weniger Minuten „gesammelt“, nachdem er an der Einmündung Propst-Hellmich-Promenade/Berliner Straße am „Grünpfeil“ nicht ordnungsgemäß gestoppt hat. So zumindest haben es Rolf Greulich (57), Leiter der Verkehrsüberwachung, und Nadine Gössing (21), Kommissaranwärterin beobachtet und an die Kollegen am Kontrollpunkt Weststraße weitergegeben. Wutentbrannt schleuderte der Ertappte dem Ersten Polizeihauptkommissar daraufhin eine sehr unappetitliche Aufforderung entgegen und beschimpfte dann auch noch einen weiteren Polizisten als „A...loch“. Das reichte.

Lea Glietz (li.) und Lea Gehrken bei der Schreibtischarbeit im VW-Bus vor Ort, Foto: Karl Gatzmanga / WAZ FotoPool
Lea Glietz (li.) und Lea Gehrken bei der Schreibtischarbeit im VW-Bus vor Ort, Foto: Karl Gatzmanga / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Wesentlich disziplinierter reagierte dagegen Dirk Schulze (45), Handelsvertreter aus dem Frankenland und beruflich in der Hellwegstadt unterwegs. Auch ihm warfen die Beobachter vor, beim Rechtsabbiegen aus der Promenade an der Haltelinie nicht korrekt gehalten zu haben. Das steht auch so auf der Hinweistafel unter dem grünen Pfeil auf schwarzem Grund. „Ich hab’ drauf geachtet und mir nichts vorzuwerfen“, erklärte er und fügte an: „Klar, die siebzig Euro tun weh, aber dann auch noch drei Punkte...“ Das sei im Außendienst nicht leicht zu verkraften.

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Von DerWesten

Rolf Greulich verdeutlichte das Prozedere: „Diese Ampel zeigt eine Minute und elf Sekunden Rot. Wir sind ja keine Korinthenkacker, aber die Räder müssen an der Haltelinie stillstehen. Denn es könnten ja auch Passanten die Straße überqueren.“ Seine Sicht sei gut gewesen, argumentierte der Autofahrer, Fußgänger habe er nicht gefährdet. Man einigt sich schließlich darauf, das Anschreiben der Bußgeldstelle abzuwarten, damit er seine Darstellung des Vorfalls abgegeben kann. Ein Lob gab’s allem Ärger zum Trotz vor allem für die junge Polizistin: „Sie hat immer einen freundlichen Umgangston bewahrt,“ bescheinigt Dirk Schulz vor einer Verabschiedung per Handschlag.

Seinen Fehler haben am Vormittag auch noch acht andere Fahrer gemacht. Da konnten die sechs Beamten, alle im dritten Jahr ihrer Ausbildung, mit ihrem Tutor, Polizeioberkommissar Bodo Gutt, darstellen, wie fit sie in der Praxis sind. Denn da waren bei zwei Fahrzeuglenkern nicht nur die Papiere zu kontrollieren, sondern auch ein Alcotest durchzuführen bzw. dem Verdacht auf Drogenkonsum nachzugehen. Mit zum Team gehörte Markus Erlenhoff. Der 27-jährige Wattenscheider kontrollierte quasi vor seiner Haustür, um wie seine Kollegen „Erfahrungen in persönlicher und sozialer Kompetenz zu sammeln und korrekt und sachlich zu bleiben“, zitiert Rolf Greulich die Ausbildungsvorgabe.

Der „Grünpfeil“ in Richtung Höflichkeit hätte auch dem Autofahrer gut getan.