Bochum-Leithe. Anwohner aus Leithe sind besorgt. Sie fordern von der Stadt Bochum, endlich konsequent gegenzusteuern bei Problemen. Von Müll bis Unkraut.

Seit 14 Jahren wohnt er in Leithe. „Ich bin ein Ur-Wattenscheider, komme aus Höntrop, bin bekannt wie ein bunter Hund“, sagt der 61-Jährige. „Ich habe Wattenscheid geliebt, doch was sich hier seit einigen Jahren in Leithe abspielt, hat mich dazu veranlasst, wegzuziehen und jetzt auch öffentlich Kritik zu äußern“, sagt er.

Massive Anwohner-Kritik aus Bochum-Leithe

Und will damit unterstreichen, über ein qualifiziertes Urteil zu verfügen. Täglich, auch abends, macht er ebenso wie seine Ehefrau mit dem Hund Rundgänge durch Leithe. „Was ich sehe und erlebe, macht mich nachdenklich, teilweise auch sprachlos und traurig“, sagt er. Über Jahrzehnte war er bei einer Werksfeuerwehr tätig, dann im Bereich Arbeitsschutz. Seit rund einem Jahr ist er nun im Vorruhestand. „Und ich habe dadurch Zeit gewonnen, in meiner Freizeit vieles mitzuerleben, was hier in Leithe tagtäglich so abläuft. Das macht mich auch wütend.“ Seinen Namen will er in der Zeitung nicht lesen - aus Sorge vor negativen Folgen.

Kein Durchkommen: Grün wuchert in den Fußweg an der Lohrheidestraße in Wattenscheid-Leithe.
Kein Durchkommen: Grün wuchert in den Fußweg an der Lohrheidestraße in Wattenscheid-Leithe. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Die Liste seiner Kritikpunkte ist lang. Oben steht unter anderem die mangelnde Grünpflege in Leithe. An der Lohrheidestraße, wo er wohnt, wuchert Grün auf den Bürgersteigen; Brombeersträucher ragen an einer Stelle so massiv in den Fußweg, dass ein Begehen nicht möglich ist. An mehreren Stellen liegt Müll herum. „Ich habe mehrfach die Stadt Bochum und den USB gebeten, sich um diese Stellen zu kümmern. Doch nichts ist passiert. Lässt man Leithe verkommen?“, sagt er frustriert.

Viele Kritikpunkte in Bochum-Leithe

Ein Altreifen hängt sogar hoch auf einem Halteverbotschild an der Lohrheidestraße, wirkt wie ein Mahnmal - „offenbar haben diejenigen, die das gemacht haben, dafür noch Energie - für andere Sachen aber ja wohl nicht“, sagt er sarkastisch. Auch auf dem Parkplatz des Hollandgeländes werde viel Müll wild abgeladen, „und da wird gern auch mal ein Ölwechsel durchgeführt und das Motoröl dann in die Natur nebenan entsorgt“. Selbst der neugestaltete Knepper-Biergarten unterm Hollandturm werde von Vandalismus nicht verschont. Wild abgekippter Müll liegt in Vorgärten, „und das schon seit Monaten. Von Schrotthäusern an der oberen Weststraße mal ganz ganz zu schweigen“.

Anwohner besorgt: „Muss erst ein Unfall passieren?“

Es gehe nicht nur darum, dass es an vielen Ecken in Leithe ungepflegt aussehe. „Es ist auch gefährlich, wenn als Beispiel auf der Krayer Straße in Höhe des Aldi-Marktes schon seit geraumer Zeit ein Gullydeckel auf der Straße fehlt und lediglich eine aufgestellte Warnbake auf die Gefahr hinweist. Auch das habe ich der Stadt Bochum mehrfach gemeldet, doch offenbar fühlt sich da niemand zuständig, um hier für Sicherheit zu sorgen. Muss erst ein Unfall passieren, bevor reagiert wird?“

Was er gar nicht in den Vordergrund rücken, aber dennoch nicht unerwähnt lassen will, „sind teils bedrohliche Begegnungen mit vorwiegend jungen Leuten aus einem gewissen Milieu, vor allem abends. Selbst ich habe dann Angst“.

Wilde Müllentsorgung in Wattenscheid-Leithe - an mehreren Ecken sieht es ähnlich aus.
Wilde Müllentsorgung in Wattenscheid-Leithe - an mehreren Ecken sieht es ähnlich aus. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Der 61-Jährige betont, wie viel „ehrliche Bürger sich hier um Ordnung bemühen, Müll wegräumen, sogar in großen blauen Plastiktüten sammeln und an den Straßenrand stellen. Und bekommen dann von der Stadt zu hören, dass man solche Säcke nicht abholen könne, denn Müllentsorgung funktioniere anders. Geht’s noch?“, ärgert er sich. Und wirkt dabei gar nicht ängstlich.

Immerhin hatten Unbekannte noch die Energie, den Altreifen an der Lohrheidestraße in Wattenscheid-Leithe so hoch zu platzieren...
Immerhin hatten Unbekannte noch die Energie, den Altreifen an der Lohrheidestraße in Wattenscheid-Leithe so hoch zu platzieren... © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Auch der „Bündnis Leithe e.V.“ - nach der letzten Vorstandswahl stark verjüngt - sieht trotz jahrelangen Engagements weiterhin Defizite in Leithe. „Ecken mit wild abgekipptem Müll, wucherndes Grün - da muss die Stadt Bochum konsequenter gegensteuern“, so Julien Markhoff, neuer Vorsitzender vom „Bündnis Leithe“. Der 36-Jährige will nicht alles verurteilen, „doch es gibt Bereiche, wo hier viel mehr passieren muss“. Und auch er sagt, „offenbar gibt es besonders es an Stadtgrenzen, wie hier oben in Leithe zwischen Bochum und Gelsenkirchen, keine fest geregelten Zuständigkeiten - da überlässt es lieber einer dem anderen, aber alles ohne Rücksprache. Mit dem Ergebnis, dass nichts passiert“.

Problem-Ecken in Bochum-Leithe

Bochums Stadtsprecher Peter van Dyk erklärt auf Nachfrage dieser Redaktion zum Wildwuchs an der Lohrheidestraße: „Die Fläche an der Jahnstraße ist bereits gemäht worden.“ Auch an anderen Stellen will die Stadt das derzeit wuchernde Grün schnellstmöglich beseitigen. So an der Schlachthofstraße, wo viel Grün rings um eine Baumscheibe spießt: „Dort wird bei nächster Gelegenheit gemäht.“