Wattenscheid. Die Stimmen für einen Umzug der Kirmes in Bochum-Wattenscheid werden lauter. Auf dem Holland-Zechenareal könnte ihre Attraktivität noch wachsen.

Gertrudiskirmes, Stadtteilfest an vier Tagen oder sogar zweimal im Jahr neun Tage auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Holland - aktuell ist eine bunte Debatte über die Kirmes in Wattenscheid im Gange. Unabhängig vom Wetter, so hat es sich aktuell wieder gezeigt, ist das bunte Treiben jedenfalls beliebt. Denn die Besucher lassen sich auch im Herbstregen nicht von einer Fahrt im Auto-Scooter, auf der Raupe oder einem Versuch an der Schießbude abhalten.

Schausteller aus der Corona-Zwangspause in Bochum zurück

Dabei hatte Oliver Osthoff für die Bochum-Marketing GmbH als Veranstalter sich vorab noch zurückhaltend geäußert. Nach der langen Corona-Zwangspause hätten inzwischen manche Schausteller Schwierigkeiten, allein schon ausreichend Personal für den Aufbau der Fahrgeschäfte zu rekrutieren, schilderte er. Selbst auf der Cranger Kirmes hätte das Lücken gerissen, schilderte er, oder bei der Fliegenkirmes in Stiepel.

Für Belma ist die Herbstkimes auf dem Alten Markt in Bochum-Wattenscheid noch immer ein Treffer.
Für Belma ist die Herbstkimes auf dem Alten Markt in Bochum-Wattenscheid noch immer ein Treffer. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Günter Bonrath, Schausteller aus Wattenscheid und auch diesmal wieder auf dem Alten Markt in Wattenscheid dabei, will das nicht teilen. „Hier ist davon nichts zu merken“, sagt er und weist einmal in die Runde.

Bonrath setzt auf einen Schub mit einer Veränderung in Wattenscheid. „Wir hatten ja schon für 2023 darauf gehofft, auf das alte Holland-Gelände umziehen zu können. Denn die Kirmes ist bei den Wattenscheidern einfach immer noch beliebt“, ist er überzeugt und blickt nur einmal in die Runde. Selbst für den frühen Nachmittag herrscht schon ordentlich Betrieb an den Fahrgeschäften, zahlreiche jugendliche Gruppen und Familien sind schon gekommen und bummeln über den Platz.

Auch kleiner als Stadtteilfest

Vorsichtig gibt Bonrath weiter, es habe inzwischen Signale gegeben, das Logo „Gertrudiskirmes“ abzulösen. „Bis 2025 sollen wir erst einmal hier in der Innenstadt bleiben. Danach könnte es eine kleinere Veranstaltung als Stadtteilfest weiter geben, die größere Kirmes über neu Tage auf dem Zechenareal, warum auch nicht?“

Denn schließlich seien die Schausteller auf den vergleichsweise kleinen Raum am Alten Markt eingeschränkt, „mehr geht hier einfach nicht“. „Mit verstärkter Werbung, vielleicht einem extra gestalteten Tor vor dem Platz an der Emil-Weitz-Straße, so in etwa wie am Cranger Tor, könnte das eine richtig tolle Sache werden.“

Mehr und größere Fahrgeschäfte

„Denn dann könnte man sich auch um mehr und größere Fahrgeschäfte kümmern, und das würde dann auch Besucher über Wattenscheid hinaus anziehen. Und das könnte dann auch wieder für mehr Betrieb in der Wattenscheider Innenstadt sorgen, denn das Gelände ist ja nur einen Katzensprung entfernt.“

Nachdem die Vorstellung einer Kirmes auf dem Holland-Gelände in der Branche die Runde gemacht hätte, seien schon Anfragen der interessierten Schausteller gekommen, erzählt Bonrath.

Familientag und Wochenmarkt

Insgesamt rund 25 Fahr- und Belustigungsgeschäfte, Spielbuden, Imbissbetriebe und Süßwarenstände bietet die Herbstkirmes bis zum 4. Oktober jeweils von 14 bis 21 Uhr vom August-Bebel-Platz über die Hoch-und Oststraße bis hin zum Alten Markt. Familientag ist am Dienstag, 4. Oktober, mit Vergünstigungen.

Der Wochenmarkt am Dienstag, 4. Oktober, muss wegen der Herbstkirmes verlegt werden. Da der Alte Markt nicht zur Verfügung steht, bieten die Markthändler ihre Waren auf dem Parkplatz am August-Bebel-Platz an.

Der Wattenscheider SPD-Landtagsabgeordnete Serdar Yüksel ist erklärter Freund der Kirmes und befürwortet die Verlagerung. „In der City hat die Kirmes keine Zukunft, das können auch die meisten Schausteller nur bestätigen. Ein Umzug in Richtung Zeche Holland ist daher unbedingt erstrebenswert“, meint er.

Umbau des Lohrheidestadions geht vor

Geeignet wäre dort dann die Fläche, wo zuletzt die Container für die Geflüchtetenunterkunft standen. Auf dem Zechengelände selbst würde es aus statischen Gründen nicht möglich sein, eine Kirmes durchzuführen, die modernen Ansprüchen genüge. „An der Emil-Weitz-Straße könnten aber auch größere Fahrgeschäfte aufgestellt werden, die unsere Wattenscheider Kirmes wieder attraktiver machen.“

Erst müsse die Fläche für die Bauarbeiten am Lohrheidestadion zur Verfügung stehen. „Danach sollte der Umzug der Kirmes aber erfolgen.“ Auch die Stadt Bochum, gibt Yüksel weiter, habe große Offenheit für den Standort gezeigt.

„Was kann es Schöneres geben als eine Kirmes zu Füßen unseres Förderturms?“, wirbt er, und: „Sinn ergäbe, die Fläche so zu erschließen, dass der Platz für weitere Veranstaltungen genutzt werden kann, auch zwischen den Kirmestagen vielleicht von Zirkus bis zu Konzerten.“