Wattenscheid. Die Aktion „Offene Gartenpforte“ zieht sich diesmal in Bochum noch bis in den September. Ulrich Rudzinski mag seinen Rückzugsort gern schattiger.

In diesem Jahr hat sich noch ein Element dazu gesellt, das die kleine grüne Insel von Ulrich Rudzinski ein bisschen unwirklich erscheinen lässt. Sein Garten an der Graf-Adolf-Straße liegt in unmittelbarer Nachbarschaft von hohen Siedlungshäusern, von einem Seniorenheim und der Realschule, und nun ist auch noch die Baustelle auf der Straße dazu gekommen. Rudzinski macht wieder mit bei der „Offenen Gartenpforte“, diesmal am Sonntag, 11. September.

Garten mitten in Wattenscheid

Tatsächlich rückt die Sonneneinstrahlung durch die dichte Bebauung und natürlich durch die Bepflanzung des großzügigen Hausgartens praktisch einmal rundherum: „Ich habe immer ein schattiges Plätzchen. Wenn ich Gäste von außerhalb habe, wollen die nicht glauben, dass das hier mitten in der Stadt ist.“

Der Bauingenieur im Vor-Ruhestand ist planvoll vorgegangen, wie er es aus dem Job gewohnt war. „Es kommt auf Details an“, weiß er nach der ersten Gartenperiode. Dadurch, dass einige kleinere Bäume und Sträucher den Stauden und Blumen gerade so viel Sonne gönnen, wie sie benötigen, und auch an heißen Sommertagen immer wieder auch schattige Ecken entstehen, muss Rudzinski vergleichsweise erstaunlich wenig gießen.

Familie Petra und Peter Wallmeier an der Jahnstraße sind bei der „Offenen Gartenpforte“ im September auch wieder dabei.
Familie Petra und Peter Wallmeier an der Jahnstraße sind bei der „Offenen Gartenpforte“ im September auch wieder dabei. © Archiv FUNKE Foto Services | Joachim Haenisch

Auch der Rasen profitiert von der Lage und zeigt dennoch die Unterschiede, wo unterirdisch Wurzeln der Nachbarpflanzen deren Durst stillen. Oder wo oben das Blätterdach die Feuchtigkeit länger hält und die Temperatur senkt.

Genauer Blick auf den Standort

Er hat die Pflanzen nach ihrem Standort ausgewählt, und muss sich trotzdem wundern. „Kräuter und Gemüse“, hat er in diesem Jahr staunend beobachtet, „wachsen unglaublich, obwohl ich eigentlich von allem nur ein bisschen wollte“. Sogar die Schnecken haben den Garten verschont, werden die Besucher sicherlich neidisch feststellen. Und die Tauben, die gern die Kohlrabi-Blätter zerrupfen, halten die Netze über den Beeten zurück.

September-Gärten

Noch einmal laden drei Gärten in Wattenscheid und Bochum ein: Familie Wallmeier, Jahnstraße 65, Samstag und Sonntag, 10. und 11. September, 11 bis 18 Uhr; Familie Rudzinski, Graf-Adolf-Straße 38a, Zufahrt zur Pestalozzi-Schule, nur Sonntag, 11. September, 11 bis 18 Uhr; Familie Eging, Neulingsiepen 48, Weitmar, nur Sonntag, 11. September, 11 bis 18 Uhr.

Für das Organisationsteam laden Christa und Hans-Georg Saller ein: „Eine Gelegenheit für alle Gartenfreunde,einen Blick in private, sonst verschlossene Gärten zu werfen. Erfahrungen und Ideen werden ausgetauscht.“ Als Eintritt sind Spenden von 2 Euro gedacht. die an die Lebenshilfe Bochum weitergegeben werden.

Für das nächste Jahr werden noch weitere schöne Gärten gesucht:

Der Lavendel an den Rändern der Rosenbeete lässt die Blumen läusefrei bleiben, unterstreicht Rudzinski. Und warum sich das duftende Kraut und die „Königin der Blumen“ so gut nebeneinander vertragen, wird auch ihm wohl ein Rätsel bleiben. Denn beide brauchen unterschiedlich viel Wasser und Dünger.

Kombination Lavendel und Rosen

„Ich habe mich diesmal getraut, den Lavendel relativ früh zu stutzen“, erzählt Rudzinski, „und er blüht tatsächlich noch einmal.“ Was die vielen Bienen sehr begrüßen. „Wie viele verschiedene Insekten es hier gibt, hätte ich vor Jahren auch nicht gedacht“, sagt er, während eine Libelle vorbeisaust.

Denn auch ein Teich mit Goldfischen gehört zum kleinen grünen Idyll im Häusermeer Wattenscheids. Die werden allerdings nicht gegen die Tauben, sondern gegen den Reiher mit einem Netz geschützt, denn auch der weiß Hausgärten zu schätzen.

Blühende Reisetipps

Rudzinski hat längst angefangen, auch in der weiteren Umgebung gärtnerisch interessante Ziele zu besuchen. Das Hortensienfest im Park von Schloss Moyland bei Kleve am Niederrhein etwa hat ihn fasziniert: „Da gibt es über 500 Sorten zu sehen, und bis zur Marktreife einer Züchtung braucht es gut zehn Jahre.“ Reisetipps für Gartenfreunde gibt es bei den „Offenen Pforten“ auch.