Wattenscheid. Das Ende einer Ära: Nach 36 Jahren schließt ein beliebtes Café in Bochum. Doch die Inhaberin hat bereits spannende Pläne für die Zukunft.

Es ist sicher das Ende einer Ära, aber es steckt auch viel Energie dahinter, etwas Neues anzupacken: Susanne Liebert beendet nach 36 Jahren ihre Zeit im „Café-Stübchen“ in der Wattenscheider Fußgängerzone. Sie tut es mit ihrem ganzen Team, und steuert neue und dabei doch alte Ufer an.

Denn in einigen Wochen soll die Mannschaft, bestehend aus Heidi Benthaus, Monika Erker, Lieberts Schwester Sabine Kretschmer und Ehemann Tino Lübeck, mit ihr im Traditionslokal „Kümmel Kopp“ am Wattenscheider Hellweg wieder durchstarten. „Lieberts im Kümmel Kopp“ soll der dann heißen.

Zusammensein mit den Menschen in Bochum-Wattenscheid und zuhören

Es hängt viel Tradition an und um das Café und die Vorsitzende des Heimat- und Bürgervereins Wattenscheid, denn auch die ist Susanne Liebert. Sie kam in ihrer Studentenzeit hierher, schlicht, um Geld zu verdienen, „und dann bin ich hier hängengeblieben“, sagt sie ohne eine Spur von Reue. 1986 war das, 1996 übernahm sie das Café.

Volles Haus herrschte zum Abschied für Susanne Liebert nach 36 Jahren im „Café-Stübchen“ an der Westenfelder Straße in Bochum-Wattenscheid. Weiter geht es in „Lieberts im Kümmel Kopp“ in Sevinghausen.
Volles Haus herrschte zum Abschied für Susanne Liebert nach 36 Jahren im „Café-Stübchen“ an der Westenfelder Straße in Bochum-Wattenscheid. Weiter geht es in „Lieberts im Kümmel Kopp“ in Sevinghausen. © WAZ | Uli Kolmann

Das passte sogar zu ihrem Studium der Sozialarbeit. „Ein bisschen davon habe ich hier ja auch immer gehabt,“ meint sie lächelnd, „mit Menschen zusammen sein und viel zuhören.“

Wenn sie sich heute umsieht, sind viele der Kunden praktisch von Anfang an dabei. Immer dabei war das Altrosa an den Wänden, das Verspielte in der Dekoration.

Die Innenstadt hat sich verändert

„Aber es war Zeit“, beschreibt die 58-Jährige, „und wenn, dann jetzt. Ich weiß nicht, ob ich in fünf Jahren noch einmal die Energie dazu hätte, so neu anzufangen.“

Außerdem, macht sie deutlich, habe sich die Wattenscheider Innenstadt leider so verändert, dass es ihr nicht zu schwer gemacht werde, etwas Anderes zu beginnen. „Wer weiß denn, wie die City in fünf Jahren aussieht, wenn ich bestimmt nichts Neues mehr ins Auge fasse. Aber jetzt ist die Straße doch schon nachmittags richtig leer.“

Durch Corona fehlte die Nähe

Dabei hat sie die Selbstständigkeit die ganzen Jahre über geschätzt. „Ich liebe es, Entscheidungen zu treffen,“ sagt sie energisch, „niemanden fragen zu müssen und auch anschließend zu meinen Entscheidungen zu stehen.“

Die Zeit scheint still zu stehen im Café an der Westenfelder Straße, der „Rosa Welt“ wie Susanne Liebert es nennt.
Die Zeit scheint still zu stehen im Café an der Westenfelder Straße, der „Rosa Welt“ wie Susanne Liebert es nennt. © WAZ | Uli Kolmann

2008, erinnert sie sich, war ein Umbruch, wie überall in der Gastronomie, als das Rauchverbot in Kraft trat. Und seit Beginn der Corona-Schutzmaßnahmen hat ihr der direkte Kontakt zu den Menschen gefehlt, die Nähe, auch mal jemanden umarmen zu können. „Immerhin hatten wir den Außer-Haus-Verkauf, aber es war schon nicht einfach, sich jeden Tag neu zu motivieren.“

Auf ein Neues

Den konkreten Öffnungstermin in „Lieberts Kümmel Kopp“ am Hellweg wollen Susanne Liebert und Tino Lübeck noch nicht hundertprozentig festlegen. Derzeit sei es schließlich schwierig, mit solchen Daten zu arbeiten und überhaupt Handwerker zu bekommen.

Nach letzten Informationen, schildert Lübeck, wird an der alten Adresse an der Westenfelder Straße 8 ein Nagelstudio einziehen.

Mit dem „Kümmel Kopp“ habe sie schon seit fünf Jahren geliebäugelt. Nun soll dort ein Landcafé mit einer Gaststube mit ein bisschen spanischer Kneipenkultur etabliert werden, dazu der Biergarten und der Gesellschaftsraum für die Vereine aus der Umgebung.

Die Karte geht sie bescheiden an, „ich bin keine Köchin, also kleine Tapas und Hausmannskost, aber ganz sicher auch Frikadellen.“