Wattenscheid-Leithe. Die evangelische Kirche Wattenscheid trennt sich vom Gemeindezentrum Leithe. Es gibt auch schon einen Interessenten. Das sind die Hintergründe.

Was sich in der Gebäudekonzeption der Evangelischen Kirchengemeinde Bochum- Wattenscheid bereits abzeichnete, wird jetzt konkret: Das Gemeindezentrum mit der Kreuzkirche an der Gelsenkirchener Straße in Leithe wird aufgegeben. Es soll an einen Investor verkauft werden. Es gibt auch schon einen Interessenten.

Kirchen-Aus in Bochum: Gemeindezentrum in Wattenscheid-Leithe wird verkauft

2013 hatte der Kirchenkreis eine Liste von gemeindlich genutzten Gebäuden, die gehalten werden sollen, als Auftrag der Landeskirche eingefordert. In Wattenscheid bedeutet das die Konzentration in den Zentren im Norden mit dem Wichernhaus an der Christuskirche in Günnigfeld, in der Mitte mit der Friedenskirche und dem Neubau an der Alten Kirche sowie im Süden mit dem an der Erlöserkirche, Preins Feld, und der Kapelle an der Höntroper Straße. Einzig der Standort Leithe mit der Kreuzkirche steht nicht auf der Liste.

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„Sinkende Steuereinnahmen durch die geringer werdenden Gemeindemitgliederzahlen müssen den Einnahmen aus den Renditeobjekten gegenübergestellt werden,“ erklärt Pfarrer Christian Meier als Vorsitzender des Presbyteriums. Das Leitungsgremium hatte das Gebäudekonzept im Mai 2021 beschlossen. „Warum Leithe?“ Meier macht das an mehreren Faktoren fest: „Das Zentrum lässt sich relativ einfach vermarkten und alternativ nutzen, denn hier besteht kein Denkmalschutz. Und in der Gesamtgemeinde gesehen liegt es noch relativ nah zum neuen Zentrum an der Alten Kirche am Markt.“

Die schlichte und funktionale Architektur des Gemeindezentrums an der Kreuzkirche harmoniert mit der Würde des sakralen Raums.
Die schlichte und funktionale Architektur des Gemeindezentrums an der Kreuzkirche harmoniert mit der Würde des sakralen Raums. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Das evangelische Kinder- und Jugendhaus der Diakonie, in Wattenscheid bekannt durch das Ambulante Jugendhilfezentrum am Centrumplatz, interessiert sich für die Nutzung des Gebäudes als Mutter/Vater-Kind-Einrichtung. Das Architekturbüro Kroos+Schlemper hat sogar schon ein ziemlich konkretes Konzept entwickelt, in dem hauptsächlich der große Gemeindesaal für die Mutter-Kind-Einrichtung umgebaut werden würde.

Diakonische und soziale Nutzung

Dazu würde in den Raum eine zweite Ebene eingezogen und ein zweites Treppenhaus erbaut. Die verbleibenden Gebäudeteile könnte dann die Gemeinde weiter nutzen. „Mit wenigen Eingriffen in die Fassade wird der dezent sakrale Charakter des Bauwerks erhalten, was die Identifikation der Gemeindemitglieder mit dem Gebäude aufrechterhält“, beschreiben die Architekten, die vor Jahren auch die Umgestaltung des Günnigfelder Wichernhauses umgesetzt haben.

Schlichte Bauweise, vielfältige Nutzung

Die Kreuzkirche wurde 1929 vom Architekten Wilhelm Stommel als multifunktionaler Sakralbau entworfen. Schon damals „Gemeindehaus“ betitelt, erscheint das Bauwerk in gemäßigt moderner Form mit Putzfassade und schlichten Backsteinakzenten. An den zentralen Glockenturm schließt im Norden der große Gemeindesaal mit Bühne und Empore an.

Im kleineren Teil liegen ein Gymnastikraum der Kita, Gemeinde-Café und Vereinsräume.

„Die technische und bauliche Realisierung zu wirtschaftlichen Bedingungen ergänzt wunderbar die Weiternutzung des Gebäudes als Gemeinbedarfseinrichtung“, heißt es weiter in der Beschreibung.

Und Christian Meier meint sogar: „Das wäre ein Glücksfall für die Gemeinde, ein diakonischer Leuchtturm.“ Allerdings unterstreicht er auch: „Zum jetzigen Zeitpunkt können keine Versprechungen gemacht werden.“

Aus für Gemeindezentrum: Bücherbörse wird zum Ausverkauf

Eine Fundgrube für Sammler und Leseratten könnte es sein, was sich im Keller des Gemeindezentrums an der Gelsenkirchener Straße präsentiert. „Aber teilweise habe ich hier mit zwei Besuchern gestanden, die etwas gesucht haben“, erzählt Ruth Rogalla nach mehr als vier Wochen Bücherbörse in der Kreuzkirche. Obwohl es ja sogar ein regelrechter Ausverkauf ist.

Kinder- und Jugendbücher, Krimis, Sachbücher, Romane und Kochbücher präsentiert sie mittwochs von 10 bis 12 Uhr, donnerstags von 15 bis 17 Uhr und am ersten und dritten Sonntag im Monat von 12 bis 16 Uhr. Bis zum 27. März wird das Angebot laufen.

Wegen Kirchen-Aus: Bücherbörse in Leithe findet zum letzten Mal statt

Die Gemeinde hat schon bekannt gegeben, dass die Bücherbörse zum letzten Male stattfindet. „Wir nehmen schon keine Bücher mehr an“, erklärt Rogalla. Im vergangenen Jahr ruhte das Angebot wegen Corona. Es war viel Zeit zum Sortieren, zum Ausmisten, auch wenn das den vornehmlich älteren unter den ehrenamtlich aktiven Helfern manchmal schwer gefallen ist. Immerhin lief der Bücherkeller seit 2010.

Inzwischen aber stehen hier vor dem Gemeindezentrum und schräg gegenüber an der katholischen St. Johanneskirche draußen jeweils Bücherschränke. 24 Stunden bereit zum Bestücken oder Aussuchen, gratis.

Verkauf des Gemeindezentrums: Auch die Klamottenkiste wird ausgeräumt

„Es ist dann doch irgendwann nur noch viel Altpapier“ meint Ruth Rogalla und lässt den Blick über die Mengen von Kartons und Kisten mit Büchern schweifen, es klingt viel Bitterkeit durch. Immerhin, am Ende wird die Jugendgruppe im Höntroper Bezirk der evangelischen Kirchengemeinde auch das Altmaterial noch kiloweise zum Recyceln vermarkten.

Auch die „Klamottenkiste“, die Kleiderkammer im Gemeindezentrum, räumt aus, bis Ende Mai bietet das Ehepaar Hanne und Siegfried Pohl auch hier die Möglichkeit günstig zu stöbern. Dann hören sie nach 15 Jahren aus Altersgründen auf.